Spannung und Romantik, Besinnung und Action, Wut, Freude, Liebe, Trauer, Schrecken und Langsamkeit. All das passt kaum in einen normalen Tag. Aber ein normaler Tag hat auch nur 24 Stunden. Ein Berlinale-Tag hat jedoch 36 Filme. Macht bei einer durchschnittlichen Spieldauer von mindestens 90 Minuten also rund 54 Stunden Filmvergnügen. Ab dem 9. Februar heißt es wieder: auf zum cineastischen Freudenfest! Durch den filmischen Dschungel hilft nur eins: Auswahl. Wir haben versucht eine zu treffen und empfehlen zum Beispiel „Back for Good“ von Mia Spengler, den Eröffnungsfilm der Perspektive Deutsches Kino 2017. Es ist die Geschichte einer Mutter und ihrer zwei Töchter, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein gescheitertes Reality-TV-Sternchen und eine gemobbte Epileptikerin. Der Film ist berührend, aber scharf an den Kanten, brutal menschlich und dabei herzerwärmend. Als Eröffnungsfilm des ganzen Festivals wird „Django“ von Etienne Comar gezeigt. Er nimmt uns mit ins Frankreich zur Zeit der deutschen Besatzung. Allabendlich betört der Sinti Django Reinhardt die Pariser mit seiner Gitarre und wähnt sich ob seiner Popularität in Sicherheit – aber um unverschont zu bleiben, soll er sich politisch instrumentalisieren lassen. Django trifft eine lebensverändernde Entscheidung… In eine ganz andere Welt entführt uns Sally Potter mit ihrem beklemmenden zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Film „The Party“. Was als Feier einer Beförderung gedacht war, entwickelt sich immer mehr zu einer Gift und Galle spuckenden Abendgesellschaft. Eine geistreiche englische Komödie wird zum explosiven Drama. Ein bemerkenswerter Klassiker ist „Canoa“. Regisseur Felipe Cazals, der beim Screening am 11.2. anwesend sein wird, hat 1976 eine hochdramatische Geschichte erzählt, die auf wahren Begebenheiten beruht – und damit damals schon einen Silbernen Bären eingeheimst. Seine Darstellung eines fanatischen Hasspredigers, dessen Hetzreden gegen „kommunistische Aufwiegler“ in einer Orgie der Gewalt endet, erinnert schal an geifernde Zeitgenossen. Genau das kann Kino: Die Vergangenheit zur Gegenwart machen, die Zukunft herbeibeschwören und die Welt in Bilder packen.
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Berlinale, 67. Internationale Filmfestspiele Berlin | 09.-19.02.2017 | www.berlinale.de | Foto Credit: Velvet Creative Office © Internationale Filmfestspiele Berlin

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