„Wenn Sie sich in der Zeit hier nicht verlieben, werden Sie in ein Tier verwandelt“. Mit dieser klaren Ansage wird Neu-Single David (Colin Farrell) konfrontiert, nachdem ihn seine Frau für einen anderen Mann verlassen hat. David ist die Hauptfigur im dystopischen Liebesfilm ‚The Lobster‘ von Giorgos Lanthimos. Die Geschichte spielt in irgendeiner parallelen Realität, einer nicht zukünftig anmutenden Zukunft, in einer Welt, in der das Alleinsein ein absolutes No-Go ist. Wer nicht in einer festen Partnerschaft lebt, wird in ein Hotel gebracht und hat da 45 Tage Zeit, sich neu und ernsthaft zu verlieben – sonst droht ihm ein Restleben als Tier. Für den Fall des Scheiterns ist David vorbereitet: Er wäre gerne ein Hummer. Weil die Tiere alt werden und monogam leben, sagt er. Die Wahl des Hummers ist wohl auch für den griechischen Regisseur nicht zufällig, wurde das Scherentier doch mit Dalí und Max Ernst zum Symbol für den Surrealismus, für bizarre Traumwelten. In einer solchen Welt spielt auch The Lobster. In einer Welt, in der die selbstgewählten Singles abgeschottet und versteckt als »Loner« in den Wäldern wohnen und von den Paarungswilligen zur Freizeitgestaltung gejagt und erschossen werden. Der Film ist die Karikatur einer Gegenwart, in welcher der Beziehungsstatus zu einer der wichtigsten Komponenten des individuellen Steckbriefs geworden ist. Relationship Status: It’s complicated.
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The Lobster | 2015, Giorgos Lanthimos | in diversen Yorck-Kinos

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