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Gleich aufstehen oder noch fünf Minuten liegen bleiben? Den Kaffee mit oder ohne Zucker? Mit dem Fahrrad los oder doch in die Bahn? Täglich treffen wir jede Menge Entscheidungen. Kleine Ja-Nein-Momente, die in Sekundenbruchteilen durchlaufen und erledigt sind. Und dann gibt es diese Augenblicke, die einen vor unlösbare Fragen stellen. Die drohen, uns komplett aus dem Gleichgewicht und unser Leben aus den Fugen zu katapultieren. Ein Abgrund geht auf. Und keiner weiß mehr weiter. In ihrem zweiten Langfilm „24 Wochen“ nähert sich Filmemacherin Anne Zohra Berrached einem dieser Abgründe. Julia Jentsch spielt darin Astrid, hingebungsvolle Kabarettistin, Mutter eines Kindes, Frau von Markus (gespielt von Bjarne Mädel). Schwanger mit dem zweiten Kind erfährt sie, dass dieses Menschlein mit einer Behinderung auf die Welt kommen wird. Astrid und Markus stehen vor einer lebensverändernden Entscheidung. Beklemmend und herzzerreißend, anrührend bis in die Seele, abgrundtief bis ins Bodenlose sind die bildgewaltigen Gefühle. Man kommt den Menschen und ihren Emotionen, ihrer Verzweiflung und ihrer Unfähigkeit sehr nahe in diesem Film. Den Anspruch an Authentizität hat Regisseurin Berrached intensiviert, indem die Ärzte im Film nicht von Schauspielern, sondern von echten Medizinern dargestellt werden. Der Sprech ist echt. Die Konfrontation auch. „24 Wochen“ war der einzige deutsche Beitrag im Wettbewerb der 66. Berlinale. Und überzeugt mit der gnadenlosen Annäherung an ein Thema, das bis heute ein Tabu ist: Wer entscheidet über ein Menschenleben? Wie weit geht Egoismus? Was hält ein Mensch aus? Was hält eine Beziehung aus? Was hält eine Familie aus? Wir wollen alles wissen. Aber was ist, wenn wir die Gewissheit haben?
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24 Wochen | Kinostart: 22.09.2016 | TrailerFacebook | Photo: Neue Visionen Filmverleih