Radiophonic Spaces

Hand aufs Herz, wer von euch hat noch mit viel Liebe und noch mehr Ausdauer vorm Radio gesessen, um aus den Lieblings-Hits das ultimative Mixtape für die oder den Liebsten zusammenzustellen? Für die Jüngeren: das ist wie ne Spotify-Playlist nur mit Hardware. Ein Desaster, wenn die dämliche Radioquasselstrippe dann doch zehn Sekunden vor Schluss auf das Outro quatschte und die Aufnahme damit unbrauchbar machte. Dann ging das Spiel nämlich von vorne los. Es gab aber auch Radiomoderatoren und vor allem Formate, die ganze Generationen bewegten, veränderten und in seliger Gemeinschaft vor den Empfangsgeräten vereinte. Beim Blue Moon auf Fritz oder Domian hörte einem endlich einmal jemand zu. Bei London Calling gab es anständige Gitarrenmusik und bei den US Top40 sahnefeinen 90’s Hip Hop – Gott hab ihn selig. Für alle, die vor lauter Podcasts den alten Geist wieder- oder alle jene, die ihn vielleicht zum erstem Mal er-leben möchten, hat das Haus der Kulturen der Welt den ultimativen temporären Spielplatz gebaut. Im begehbaren Radioarchiv Radiophonic Spaces können mehr als 200 Werke deutschsprachiger und internationaler Radiokunst aus 100 Jahren erhört und erforscht werden. In einem immersiven Raumkonzept macht es Experimente und Kompositionsverfahren, Apparaturen und Diskurse des Radios erfahrbar. Ein digitales Nachschlagewerk ermöglicht ein tieferes Eintauchen in die Geschichte der Radiokunst. Dazu gibt es beinahe täglich Konzerte, Klang-Performances, Workshops, Live-Radiosendungen und Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, Radiomenschen und Artists. Mit dabei sind unter anderen Ammer & Console, Alessandro Bosetti, John Cage, Michaela Melián, László Moholy-Nagy, Kaye Mortley, Carl Sagan, Natascha Sadr Haghighian und viele mehr. Die morgige Auftaktveranstaltung ‚Der Ohrenmensch‘ lotet mit Performances und Lectures ästhetische und theoretische Bedingungen der Radiophonie und politische Handlungsmöglichkeiten im radiophonen Raum aus. Das Radio ist der Star.
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Radiophonic Spaces | 01.11.18 – 10.12.18 | Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin | Eintritt frei | Programm | www.hkw.de | Foto: David Vintiner

Ein Bad für die Seele

„Ein Bad erfrischt den Körper, eine Tasse Tee den Geist“, besagt ein altes japanisches Sprichwort. Und weil Tee so viel mehr ist als nur ein Getränk und zuweilen genauso zelebriert gehört wie ein ausgiebiges Körperpflegeritual, wird Tee in Japan auch nicht irgendwie konsumiert. Im Chaya (bedeutet übersetzt Teeladen) im Obergeschoss des Bikini Berlin gibt es alles, was Teeliebhaber und solche, die es werden wollen zum standesgemäßen Genuss benötigen. Na ja und noch eine ganze Menge mehr. Kenner und Liebhaber erwarten mehr als 100 verschiedene japanische Tees, dazu über 1.000 verschiedene japanische Produkte aus Porzellan, Keramik, Glas, Holz Textil, Gußeisen oder Papier, eine großzügige Auswahl edler Räucherdüfte, eine Auswahl moderner Musik für Meditation und Unterhaltung und klassische Kleidungsstücke für Japaner, wie Kimono und Yukata nebst entsprechendem Schuhwerk. Im Chaya finden außerdem regelmäßig Teeseminare und Workshops statt. Dabei werden zum Beispiel verschiedene Grüntees vorgestellt, verkostet und zubereitet und die Geschichte des grünen Tees in Japan beleuchtet. Übrigens, der grüne Tee hat seinen Namen nicht von der Farbe (obwohl der japanische grüne Tee sich auch dadurch auszeichnet), sondern von der Frische und Natürlichkeit, für die der Zusatz „grün“ steht. Apropos grün, Matcha gibt es natürlich auch. In diesem Sinne: Genießt das Seelen-Spa.
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Chaya | Budapester Straße 38-50, 10787 Berlin | Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-20 Uhr | www.chaya.de

Kategorien: Orte | Autor: | Datum: 25. September 2018 | Tags: , , , , , , , , Keine Kommentare

Zum Wo und Wie

Rausgehen, losgehen und die Welt verändern – als Konsument, der bewusste Entscheidungen trifft, als mündiger Bürger, der Kraft seiner Stimme und Wahlentscheidung politischen Einfluss nehmen kann und als Arbeiter, der seine Leistung in den Dienst einer erfüllenden und sinnvollen Aufgabe stellt. Zugegeben, soziales und nachhaltiges Engagement mit der Karriere zu verbinden oder aus dem eigenen Social Business ein Erfolgsmodell zu machen, ist nicht gerade leicht. Wie gestaltet man denn neue Arbeitsmodelle unter sozialen Gesichtspunkten? Wie gewinnt man kreative Geister für die gute Sache, wenn nebenan doppelt so hohe Gehälter gezahlt werden? Der persist* Summit, der am kommenden Samstag in Berlin stattfindet, ist so etwas wie eine Karrieremesse für Weltveränderer. Über 30 Aussteller, wie Transparency International, Lemonaid, Ärzte ohne Grenzen, stellen sich mit aktuellen Projekten und Möglichkeiten vor. Dazu gibt es Vorträge von insgesamt 20 Speakern und Workshops zu Themen wie „Talente gewinnen für den Non-Profit Sektor“ von Kienbaum, “Inklusives Managen” vom Deutschen Roten Kreuz, „Feminine Leadership: a positive approach to gender equality“, „New Work: Dos und Dont’s“, „Blockchain für Social Innovation“ uvm. Die Keynotes sind bereits im Messeticket für nur 20 Euro enthalten, die Workshops können je nach Interesse für 25 Euro hinzugebucht werden. Alle Workshops und Themen sind hier aufgelistet. Viel Spaß beim Bewegen!
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persist* Summit | 14.04.18, 12 Uhr | ESCP Europe Berlin Campus, Heubnerweg 8-10, 14059 Berlin | Facebook | Tickets: 20 Euro

Schule des Lebens

Kann man Erfolg, Liebe und Karriere lernen? Der britisch-schweizerische Philosoph und Bestsellerautor Alain de Botton gründete 2008 die „School of Life“, weil er genau davon überzeugt war. Er wollte einen Ort schaffen, der Menschen dabei hilft, ein erfülltes, glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen. Eine Schule, in der man das lernt, was man in der Schule eigentlich nicht lernt. Genau deswegen stehen in der School of Life auch nicht Mathe und Deutsch auf dem Stundenplan, sondern Themen wie „Besser kommunizieren im Arbeitsleben“, „Wie man scheitert“ oder auch „Wie es gelingt ein glückliches Paar zu bleiben“. Das Ziel: das eigene Potential zu entfalten. Die Grundlage dafür bildet ein 2500 Jahre gereifter Ideenschatz aus der Philosophie, Psychologie, Literatur und Kunst. An mittlerweile 12 Standorten in aller Welt werden in Vorträgen, Classes und Tagesworkshops kluge Ideen an wissbegierige Köpfe vermittelt. Seit 2016 ist die Schule des Lebens auch in Berlin zu finden. Dort lauscht man für 30 Euro zweieinhalb Stunden lang den Weisheiten und Erkenntnissen von Wissenschaftlern, Philosophen und Pragmatikern. Ab 100 Euro beginnen die Workshops zu beruflicher Weiterbildung, für 555 Euro nimmt man am 4-Tage-Intensivkurs teil (04. – 07. Januar 2018). Wer erst einmal klein anfangen möchte, dem empfehlen wir den School of Life eigenen YouTube Kanal, auf dem in kleinen Videos große Themen beleuchtet werden. Fürs Leben lernen.
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School of Life | Lychener Str. 7, 10437 Berlin | Classes ab 30€ | theschooloflife.com/berlin | YouTube | Facebook | Foto: Katharina Nobis

URBAN NATION

Straßenkunst findet auf der Straße statt. Im Kontext der Gebäude und öffentlichen Räume, in dem die Kunst entsteht, entfaltet sie nicht nur ihre Wirkung, sondern erschließt sich oft auch erst der tatsächliche Inhalt. Darüber hinaus macht gerade die Flüchtigkeit der Werke für viele, nicht selten die Künstler selbst, den besonderen Reiz aus. Versuche, Street Art und Urban Art zu konservieren, zugänglich zu machen und im wahren Wortsinn  wertzuschätzen, enden nicht selten in unautorisierten Ausstellungen, blutleeren Galerien und millionenschweren, ausgefrästen Gebäudefragmenten an den Wänden ultrareicher Kunstverkenner. Wand auf Wand, signed by Banksy. Das URBAN NATION „Museum“, das am Wochende in der Bülowstraße in Berlin Schöneberg eröffnete, ist das alles nicht. Hier wurde ein Ort geschaffen, der die Kunst nicht zur Ausstattung degradiert, sondern für sie da ist. Der Raum gibt nicht der Kunst ein Heim, sondern entsteht anders herum erst durch sie. Wo sonst, als in Berlin könnte der Versuch gelingen, die Grenzen zwischen Straße und Raum, Kunst und Konsum, Leinwand und  Pinsel – repsektive Dose – derart verschwimmen zu lassen, dass daraus so etwas wie eine neue eigene Form der Darreichung entsteht. Bereits seit 2013 verwandelt URBAN NATION Berliner Fassaden in eine riesige Outdoor-Galerie und verbindet Menschen über die Kunst und Nachbarschaftsprojekte mit ihrer Stadt. Das nun geschaffene Museum soll zum Spielfeld und grenzüberschreitenden Verbindungsort zwischen Bewohnern, Kunstinteressierten und Kunstschaffenden werden, die hier Möglichkeiten der Entfaltung außerhalb von Auftragsarbeiten für Nike und Co. finden. Die Fassade des vom Architekturbüro Graft umgedachten Gründerzeithauses besteht aus mobilen Elementen, die immer wieder neu gestaltet und anschließend im Museum „konserviert“ werden können. Die Räume selbst durchwandern die Besucher wie auf einer Straße, um die Kunst sowohl von weitem als auch aus der Nähe betrachten zu können. In Workshops und stetem kreativem Austausch sollen immer neue Kunstwerke entstehen, sich Netzwerke spinnen und die Verbindung von Mensch, Kunst und Raum gefeiert und belebt werden, statt sie nur zu dokumentieren.
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URBAN NATION Museum | Bülowstraße 7, 10783 Berlin | Öffnungszeiten Di-So 10-18 Uhr | urban-nation.comFacebook

Essen macht schön

„Wenn ich nur noch ein bisschen weniger wiegen würde, dann wäre ich glücklich und gesund“. Was stimmt an diesem Satz nicht? So ziemlich alles. Irgendwann erkannte das auch Lea Vogel. Ein halbes Leben lang hatte sich die Coachin mit Kalorienzählen, Diäten, Kontrolle von und Verzicht auf Essen beschäftigt – am ganz eigenen Leib. Bis sie selbst begriff, dass ihr stetiger Kampf mit Essen an sich eigentlich gar nichts zu tun hat. Daraus hat sie nun die Philosophie des Mindful Eating entwickelt, die sie anderen mitgeben möchte, die diesen Druck nur allzu gut kennen, die das eigene Gewicht, das eigene Essverhalten, Gier und Entsagung ausüben kann. Drei Ebenen – Emotionales Essverhalten, Intuitives Essverhalten und Selbstliebe – helfen dabei, ein positives Selbstbild aufzubauen. In ihrer psychologischen Arbeit bringt sie viel von ihren eigenen Erfahrungen ein. Gepaart mit ihrer fachlichen Expertise und ihrem humanistischen Ansatz geht Lea ganz persönlich auf jede einzelne Person ein, die ihr Essverhalten ergründen und nachhaltig verändern möchte. Das sind nicht nur anorektische Personen, Bulimikerinnen oder binge-eater. Lea hilft jedem loszulassen. Das Sollen, das Müssen, die Sucht und die Kontrolle abzugeben. Zu erkennen, wie wertvoll und wichtig man selbst ist. Sich zu verzeihen und bedingungslos zu lieben. Das in Form von Workshops in Berlin, Hamburg und München, in Form von Webinaren und Onlineprogrammen oder ganz individuellen Sitzungen. Damit das Essen irgendwann wieder zu dem wird, was es ist: Genuss. Und man selbst wieder zu einem tollen Menschen. Genau so, wie man ist.
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Lea Vogel – Mindful Eatingwww.leavogel-mindfuleating.de | Termine | Foto Credit: Anna Wasilewski

Go love yourself!

Wie sagt man so schön? The best things in life are not things. Vielmehr liegt Zufriedenheit und Glück darin, sich selbst und anderen Gutes zu tun. Dieser Philosophie folgt auch das wohltätige Projekt Hedoné. Die Gruppe rund um die Künstlerin Rubó (Lola Tuscano) feiert die Freiheit von Geist, Seele und Körper und veranstaltet dazu vom 16. bis 23. Juni ein Seminar, in dem man sich mit den Praktiken des ethischen Hedonismus vertraut machen kann. Workshops in Yoga, Tantra, Reiki und mehr flankieren Vorträge über heilende Ernährung oder den weiblichen Orgasmus. Begleitet wird das Seminar der Achtsamkeit und Selbst-Pflege mit einer Ausstellung zum Thema „From Pleasure to Happiness“. Diverse Künstlerinnen und Künstler werden sich in unterschiedlichen Genres ihrer eigenen Interpretation von Glück und Zufriedenheit nähern. Skulpturen und Malerei, Fotografie und Video illustrieren eine Welt und einen Zustand, deren höchstes Ziel die Freiheit von Angst und Gewalt ist. So kämpft das Kollektiv auch den friedlichen Kampf gegen Gewalt und spendet den Profit aus seinem Aktivismus an NGOs, die unermüdlich gegen Genitalverstümmelungen von Frauen eintreten. Mit Freude zu mehr Zufriedenheit. Und einer etwas besseren Welt.
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From pleasure to Happiness | 16.-23.06.17 | Alte Münze, Molkenmarkt 2, 10179 Berlin | Freier Eintritt | www.hedone.berlin | Facebook

Go love yourself!

Zum Stand der Dinge

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Als das STATE Science Festival im vorletzten Jahr erstmals Wissenschaftler und Künstler aus allen möglichen Disziplinen und Genres in Berlin versammelte, um sich mit dem übergeordneten Thema ‚Zeit‘ zu beschäftigen, entstand ein nie dagewesenes, spielerisches und faszinierendes Programm aus Filmen, Workshops, Foren, Kunstinstallationen, Performances und audiovisuellen Traumwelten. Zwei Jahre Zeit musste vergehen, bis es nun endlich zur zweiten Auflage dieses großartigen Spektakels irgendwo zwischen Bildung, Kunst und wissenschaftlicher Entdeckunsgreise kommt. Und diesmal wird es im wahrsten Sinne emotional. ‚STATE of Emotion – The Sentimental Machine‘ lautet Titel und Motto dieser Ausgabe, die dazu einlädt, tief einzutauchen in das Meer der Emotionen, sich interaktiv und spielerisch mit Emotionsforschung, Neurowissenschaften, Experimentalpsychologie und künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Auf dem Festivalgelände im Kühlhaus am Gleisdreieck entsteht ein Ort der Inspiration, der kritischen Reflexion und des kreativen Austauschs, zwischen Wissenschaft, Kultur und Öffentlichkeit sowie etablierten akademischen Institutionen und Akteuren der jungen Open-Science-Szene aus freien Makern, Entwicklern, Künstlern, Wissenschaftlern und Kreativen. Höhepunkte des Programms sind unter anderem der Auftritt von Margaret A. Boden, der internationalen Begründerin des Felds der künstlichen Kreativität, die Erstvorführung einer neuen Arbeit des renommierten amerikanischen Konzeptkünstlers und Experimentalphilosophen Jonathon Keats, sowie die Vorführung des Dokumentarfilms „Lo And Behold: Reveries Of The Connected World“ (2016) des legendären Filmemachers Werner Herzog. Los geht es schon morgen Abend ab 19.30 Uhr im Museum für Naturkunde mit der großen Eröffnungssause. Ihr sucht nach der Muss-Veranstaltung im auslaufenden Jahr? Das ist sie. Wir verlosen 1×2 Freikarten für das gesamte Festival an die besonders Emotionalen unter euch. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚POINT OF EMOTION‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de.
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STATE Festival | 3.-5.11.2016 | Kühlhaus, Luckenwalder Straße 3, 10963 Berlin | 35 € Student, 45€ Standard, 90€ Professional | Webseite | Facebook