Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort?

„Ich spüre, dass mit mir etwas Seltsames geschieht. So, als hätte ich kleine Löcher“. Das sagt André, ein Witwer Mitte siebzig, der langsam die Orientierung über sein Leben verliert. André ist „der Vater“, der Protagonist in Florian Zellers gleichnamigem Stück, das seit 2014 mit großem Erfolg die Bühnen Europas bespielt. Im Renaissance Theater spielt Walter Kreye nun diesen immer haltloser werdenden André, einen Mann, von dem die Krankheit Alzheimer immer mehr Besitz ergreift, der sich von sich selbst entfernt, von seiner Umwelt, von seiner Gegenwart. Er lebt ein Leben, in dem Zeit und Raum immer mehr an Bedeutung verlieren. Um ihn herum bewegen sich die Menschen seines Alltags, seine Töchter, der Schwiegersohn, immer mehr Pflegekräfte, die versuchen ihm das möglich zu machen was ihm selbst, dem stolzen Patriarchen, nicht mehr so ganz gelingt: Ein normales Leben. Doch was ist schon normal? Dem mehrfach preisgekrönten französischen Romancier und Dramatiker Zeller ist es gelungen aus einem psychologisch bedrückenden, albtraumhaft beklemmenden Stoff eine fast komödiantische Farce über die Macht der Perspektive zu schaffen. Die Zuschauer erleben die 15 raffiniert verschachtelten Szenen aus der Sicht des immer dementer werdenden André und werden gezwungen, seinen Blick auf die Umwelt aufzunehmen, zu sehen was er sieht, zu erkennen wen er erkennt, zu glauben was er glaubt. Verschiedene Schauspieler treten in der gleichen Rolle auf oder verändern sich optisch während des Abends, so dass man auch im Zuschauerraum den Glauben an Realität verliert. Wir verlosen 2×2 Karten für die Vorstellung vom 8. Dezember um 20 Uhr. Schreibt eine Mail mit dem Betreff „WER BIN ICH UND WENN JA WIEVIELE?“ an hurra@muxmaeuschenwild.de.
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Der Vater | 1.-11.12.2016 | Renaissance Theater Berlin, Knesebeckstraße 100, 106623 Berlin | Tickets

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