Oliver Bischoff

Stell dir vor, du hast noch nie einen Kuchen gebacken, eröffnest trotzdem ein Restaurant, das ausschließlich Dessert serviert, bekommst deinen zweiten Michelin-Stern im März 2020 und dann das! Gut, man könnte die Pandemie-bedingte Zwangspause als Katastrophe erleben, man kann sie aber auch als eine Phase verstehen, die uns zu Innovation anspornt und Chancen hervorbringt. So sieht das zumindest Oliver Bischoff. Der gebürtige Hamburger hat mit seiner Gastronomie-Beratung ett la benn nicht nur bei gefühlt jeder gastronomischen Innovation seit 2006 die Finger im Spiel, er betreibt auch gemeinsam mit René Frank das weltweit gefeierte CODA in Berlin und ist Gründungsmitglied des Berlin Food Kollektiv, einem neu gegründeten Zusammenschluss selbstbestimmter Gastronomen und Hoteliers. Was sonst noch so ansteht? Wird nicht verraten. Nur so viel: es hat mit dem größten Transformationsprozess aller Zeiten zu tun. Hallo, nachhaltigere Welt!

Name: Oliver Bischoff
Alter: 41
Wohnort: Berlin
Beruf: Gestalter, Gastronom, Gastro-Consultant
Schuhgröße: 43
Lieblingsgewürz: Kardamom
Kontakt: oliver@coda-berlin.com

Silvester 2020: Was werden wir uns über das vergangene Jahr erzählen? Wir werden lange warten müssen bis ein Jahr wieder so viel Innovation und Chancen hervorbringt. Wer auf soliden Beinen stand und querdenken kann, wird von diesem Jahr eher profitieren als verlieren.

Beschreibe deinen Job in drei Worten: Innovation in Food

Was hast du in der letzten Woche über dich gelernt? Mal wieder bestätigt sich, dass ‘Entschlossenheit‘ eine große Stärke ist. Die Füße still zu halten ergibt für mich derzeit sehr viel Sinn. Chancen ergeben sich zu oft im Leben, da macht es am meisten Spaß auf die richtigen zu warten.

Worauf achtest du, wenn du jemandem zum ersten Mal begegnest? Dass mein Gegenüber anders ist und mindestens zwei Dinge viel besser kann als ich.

Was hat dich zuletzt wirklich bewegt? Das CODA bekam im März 2020 seinen zweiten Michelin Stern. Wir sind erst dreieinhalb Jahre alt, das war sehr überwältigend. Dabei wollten wir eigentlich nur das Dessert revolutionieren. Insgesamt sind unsere Bewertungen so positiv, dass wir jetzt auch nicht Halt machen werden.

Welche geniale Idee hättest du gern selbst gehabt? Keine, weil ich sie wahrscheinlich nicht so gut umgesetzt hätte wie die- oder derjenige, der sie selbst hatte.

Was müsste unbedingt noch erfunden werden? Eine Maßeinheit, die den Einfluss jedes Einzelnen auf unsere Umgebung messbar macht.

Was kannst du gar nicht? Nichts tun, und das ist ein Problem, weil nichts tun bei mir zu einer inneren Unruhe führt. Ich würde recht oft gern einfach mal nichts tun, geht aber nicht.

Wie würden dich deine Eltern beschreiben? Ich kann so viel sagen: Meine Eltern haben anfangs immer Zweifel, ob meine Pläne aufgehen. Ich folge meiner Überzeugung hingegen so lange, bis das Ziel erreicht ist. Das würden meine Eltern mittlerweile unterschreiben.

Was bereust du bisher noch nicht getan zu haben? Ein Sabbatical, auch wenn es sich grad ein wenig danach anfühlt – und eine Familie gründen, da ich den Beruf bislang immer vorgezogen habe. Aber das kann sich ja noch ändern.

Wen bewunderst du und warum? Menschen, die ohne Angst durchs Leben gehen und dabei die Welt positiv verändern.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Alle Menschen mit überdurchschnittlicher sozialer Intelligenz und viel Empathie versehen.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Gemüse der Saison im Ganzen gegrillt, ganz pur und nur das Produkt im Fokus. Es gibt wenige Dinge, die ich lieber tue als Kochen, und, zum Leid anderer, dauert es immer Stunden, auch wenn ich nur Gemüse grille.

Was sollte niemand von dir wissen? Ich habe noch nie einen Kuchen gebacken. Als ich mit der Idee um die Ecke kam, ein Dessert-Restaurant zu eröffnen, hielten mich eigentlich alle für bekloppt.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Was ich privat so mache…

Das letzte Wort: Gemeinsam sind wir stark. Einzelkämpfer werden gegen ein Kollektiv verlieren.

FOTO: Lisa Dietermann