„Ein Buch, welches Aufsehen erregt, ist immer wert gelesen zu werden“, schrieb Harry Graf Kessler am 15. Januar 1891 in eines seiner Tagebücher. Und nahm damit die Bedeutung seiner eigenen minuziösen und sinnlich-treffenden Alltagsbeobachtungen in Worten zuvor. 57 Bände hat der Verleger, Adlige, Mäzen und Diplomat in 57 Jahren mit seinen tagebuchartigen Aufzeichnungen gefüllt. Momentaufnahmen sind es aus bewegten Zeiten von der Weimarer Republik bis in die Nazizeit. Wie ein „Fotograf in Worten“ hat der verdeckte Homosexuelle auf seinen unzähligen Reisen in Expresszügen, auf Nachmittagen in Salons und Museen seine Umgebung beobachtet und die Widersprüche seiner Zeit in Sätze gepackt, die heute nichts an Aktualität verloren haben. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat die 57 Bände, die eigentlich nie zur Veröffentlichung vorgesehen waren, editiert und unterstützt die Stiftung Brandenburger Tor bei der multimedialen Ausstellung im Max Liebermann Haus, die Graf Kesslers Beobachtungen ins Zentrum stellen und ergänzen mit Zeitzeugnissen in Bild und Ton. Seine Sammelleidenschaft als kunstaffiner Lebemann wird mit Leihgaben versinnbildlicht. Schließlich notierte er am 20.11.1903: „Große Aufgabe: den Deutschen zum Glauben an die Kunst zu erziehen“. Mit Kessler tauchen wir ein in eine faszinierende Welt, sowohl politisch-historisch als auch menschlich: Das einzigartige und facettenreiche Panoptikum einer kontinuierlichen Dazwischen-Welt eines Menschen, der sich selbst stets zwischen den Ideologien, den Milieus, den Stühlen befand. So gehet hin, sehet, staunet und verstehet.
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Harry Graf Kessler, Flaneur durch die Moderne | 21.05. bis 21.08.2016 | Max Liebermann Haus, Pariser Platz 7, 10117 Berlin | hgkberlin.de
Wer oder was inspiriert dich?
Filme, Bücher, Gemälde, recht unspektakulär.
Was gibt dir mehr: Musik oder Malerei?
Das kann ich nicht differenzieren, malen ist aber härter, wenn es da mies ist, ist es richtig mies.
Wo sollte unbedingt eines deiner Bilder hängen?
Im Gefängnis.
Dein Song für die Ewigkeit? Ja, nur einer!
Scott Walker – It’s raining today
Das größte Problem deiner Generation?
Kurzsichtigkeit.
Was wolltest du als Kind werden?
Sänger und Detektiv, ich hab es also geschafft.
Welche Erkenntnis hättest du gerne schon mit 20 gehabt?
Rauchen ist schlecht für die Haut.
Was kannst du gar nicht?
Backen.
Welcher Moment hat alles verändert?
Meine Geburt, danach war für mich alles anders.
Was läuft schief?
Alles?
Du kannst mit einer Zeitmaschiene reisen. Welches Jahr stellst du ein und warum?
2015. War schön.
Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest du gerne mal einen trinken gehen?
Pogo McCartney
Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Pasta a la Norma
Wovor hast du Angst?
Dass es meinen Lieben nicht gut geht.
Welche Superheldenkraft hättest du gern?
Unsichtbar machen können.
Was sollte niemand von dir wissen?
Ich bin unfassbar eitel.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Was ist dein Lieblingsfilm?
Das letzte Wort:
Love.