Mann mit VogelMichael Keaton war Birdman. Äh Verzeihung, Batman! Da kommt man ja ganz durcheinander bei dem ganzen Fluggetier. Seither hat man den Schauspieler nicht mehr so recht wahrgenommen auf der Leinwand, zumindest nicht in Streifen, an die man sich gerne erinnert. In seinem neuesten Film spielt er (Achtung!) einen Schauspieler und zwar einen in die Jahre gekommenen, genauso alt wie er selbst, wenn man genau ist und genauso unerfolgreich im Hinblick auf den großen Leinwanderfolg nach Bat…nein Birdman. Die Rolle des Vogelmann Actionhelden verkörperte Riggan Thomas, die Figur, die Keaton im gleichnamigen Film von Alejandro González Iñárritu spielt, zu Hochzeiten seiner Karriere. Ein Schelm wer Parallelen dabei erkennt. Inzwischen will vom Schauspieler Riggan niemand mehr etwas wissen. Das wurmt den Beifall-süchtigen Charakterdarsteller, weshalb er beschließt ein Theaterstück zu inszenieren, mit ihm selbst in einer Paraderolle und ganz weit weg vom Comic-Ruhm vergangener Tage. Blöd nur, dass das Stück bereits vor der Erstaufführung verrissen wird, sein Co-Schauspieler nicht nur um Längen talentierter ist, sondern auch ein ausgewachsener Soziopath (großartig Edward Norton!). Hinzu kommt eine scheinbar schwangere Geliebte, eine besserwissende Ex-Frau, die Verachtung der drogensüchtigen Tochter und ach ja, Birdman persönlich! Das alte Alterego flattert nämlich ständig durch Kopf und Alltag des Protagonisten, stiftet ihn hier und da zu Dummfug an, konspiriert und verbündet sich mit ihm gegen die Welt und ihre Schergen. Birdman war für Riggan Thomas keine Rolle, Riggan Thomas IST Birdman. Zumindest glaubt er das, schnippst Feuer, kann fliegen und Gegenstände per Gedankenkraft bewegen. Wahrscheinlich verliert er nur den Verstand, aber man will ihm einfach beistehen, und wünscht sich insgeheim fast, dass dieser hoffnungslose Fall tatsächlich mit Superheldenkräften ausgestattet ist. Der Film, der morgen in den deutschen Kinos anläuft, ist eine wunderbare und fantastische Abrechnung mit der Filmbranche, ohne je albern oder bemüht zu sein. Die Bilder, für die der großartige Emmanuel Lubetzki (Gravity) verantwortlich zeichnet, wirken wie aus einem Guss und ohne sichtbare Schnitte. Michael Keaton spielt die Rolle seines Lebens und zwar im Wortsinn. Vollkommen zu Recht wurde der Film für neun Oscars nominiert, darunter den für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller. Den hat Michael Keaton schon so gut wie sicher. Im Notfall hilft er einfach mit ein paar übersinnlichen Fähigkeiten nach. Unbedingt im Original anschauen! _____ Birdman | Kinostart: 29.01.2015 | Trailer | birdmanthemovie.com | Foto: Twentieth Century Fox |