Kurz nach dem Mauerfall brodelt es in Berlin und an jeder Ecke zeichnen sich die tiefen Risse zwischen Ost und West ab. Doch genau aus diesen Bruchstellen ist eine Energie entstanden, welche die 90er Jahre zu einer Zeit gemacht haben, die so in keiner anderen Stadt der Welt möglich gewesen wäre. Das erfährt auch Katharina Nachtrab am eigenen Leib, als sie sich aus dem beschaulichen Nürnberg ins wiedervereinte Berlin der Nachwendejahre begibt, um in der Klasse von DDR-Regisseur und Professor Korbinian Brandner ein Regiestudium zu beginnen um selbst gefeierte Regisseurin zu werden. Die Ich-Erzählerin ist eine der Schlüsselfiguren in Christiane Neudeckers Roman „Der Gott der Stadt“. Der Plot: Die Ostberliner Schauspielschule ist heiß umkämpft und nur fünf Studierende einschließlich Katharina werden für das ersehnte Studium auserwählt. Brandner setzt sie auf eine besondere Aufgabe an: sie sollen ein mysteriöses Faust-Fragment des Dichters Georg Heym inszenieren, der 1912 beim Schlittschuhlaufen in den Wannsee einbrach und ertrank. Daraus entwickelt sich ein rasanter und immer wilder werdender Konkurrenzkampf. Schließlich geraten die Studierenden immer tiefer in das expressionistische Berlin von Georg Heym und treffen vor allem auf die finsteren Seiten der Stadt. Niemand scheint mehr so zu sein, wie er sich dem anderen gegenüber eigentlich darstellt. Doch als Leserin und Leser weiß man irgendwann mehr als die Figuren und entdeckt schließlich, was Katharina eigentlich verbergen will.
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Der Gott der Stadt | 24€ | mehr Infos | COVER: Luchterhand Literaturverlag