In einem Land, das es nicht mehr gibt

Ein Film, der die bis heute noch eher unbekannte Modeszene der DDR ins Rampenlicht rückt. „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ erzählt die Geschichte von Suzie, die im Sommer 1989 von der unfreiwilligen Schulabbrecherin und Fabrikarbeiterin zum Mannequin wird. Ein zufällig geschossenes Bild bringt sie auf die Titelseite des Modejournals Sibylle und in die schillernde Welt des Ostberliner Undergrounds, die sie bislang nicht kannte. Sie testet ihre Grenzen aus, lernt neue Seiten an sich kennen und verliebt sich in den rebellischen Fotografen Coyote. Doch ihr Leben zwischen Sozialismus und neu erlebter Freiheit hat seinen Preis… Drehbuchautorin und Regisseurin Aelrun Goette wurde selbst in den 80er Jahren auf der Straße als Model entdeckt und vermittelt authentisch eine neue Facette des Ostens. Der Film, der am 6. Oktober erscheint, basiert auf ihrem Leben und ist inspiriert von wahren Begebenheiten. In den Hauptrollen spielen Marlene Burow, Sabin Tambrea und David Schütter.
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In einem Land, das es nicht mehr gibt | Trailer | FOTO: Tobis Film

Michael Bully Herbig & Thomas Kretschmann

Das 2 Minuten-Interview

Wenn einer, der selbst mit 21 aus der DDR geflüchtet ist, in einem Film, der von genau so einer Flucht erzählt, einen spitzelnden Stasi-Leutnant spielt, dann ist das allein schon ein starkes Stück. Wenn dieser eine dann noch Deutschlands erfolgreichster Hollywood-Export Thomas Kretschmann ist, sind spätestens alle Augen und Ohren auf Empfang. Und wenn dann auch noch Michael „Bully“ Herbig als Regisseur des Thrillers verantwortlich zeichnet und das so gut macht, dass nicht nur der eine, also der Thomas, sich fragt, warum ausgerechnet ein Bayer ein solch feines Gespür für das Thema hat, ist es endgültig an der Zeit mal wieder ins Kino zu gehen. Das mit dem Gespür hätten wir ja eigentlich mal fragen können. Stattdessen haben wir erfahren, dass die beiden wohl nicht in den selbstgemachten Ballon aus dem gleichnamigen Film gestiegen wären. Und was es mit der Freiheit an sich so auf sich hat. Und ob man besser gegen Enten, Pferde oder einfach überhaupt nicht kämpft. In diesem Sinne: stabiles Interview.

Name: Michael Bully Herbig / Thomas Kretschmann
Alter: 50 / 56
Wohnort: München / L.A.
Beruf: Filmemacher / Schauspieler
Schuhgröße: 42 / 43
Lieblingsort: Kino / Wategos, Australien
Kontakt: michael-bully-herbig.de / instagram.com/thomaskretschmann

Wovor bist du in deinem Leben schon einmal geflüchtet?
Bully: Vor langweiligen Filmen.
Thomas: Aus der DDR – einmal war notwenig und hat dann auch gereicht.

Was bedeutet Heimat für dich?
Bully: Home is where your heart is.
Thomas: Ein warmer Bauch.

Wie definierst du Freiheit?
Bully: Selbst entscheiden zu können, mit wem Du wann und wo Deine Lebenszeit verbringst.
Thomas: Freheit bedeutet, die eigene und die des anderen irgendwie deckungsgleich hinzukriegen.

Wärst du selbst in den Ballon gestiegen?
Bully: Wahrscheinlich nicht, hätte aber einen anderen Weg gesucht.
Thomas: NIEMALS! Ich habe Höhenangst.

Du begegnest deinem 18-jährigen Ich. Welchen Rat gibst du dir?
Bully: Hör auf Deinen Bauch!
Thomas: Lass dir nicht reinreden.

Ist es schwieriger Menschen zum lachen zu bringen oder zum nachdenken?
Bully: Kommt auf die Menschen an.
Thomas: Zum nachdenken, weil Faxen kann ja jeder machen. ;)

Würdest du lieber gegen eine Ente kämpfen, die so groß ist wie ein Pferd oder gegen hundert Pferde, die so klein sind wie Enten?
Bully: Kann ich jemanden anrufen?
Thomas: Grundsätzlich bin ich ein großer Tierliebhaber und kämpfe nicht so gern. Vor allem nicht mit Enten, die so groß sind wie ein Pferd. Pferde beißen ja und schlagen aus und in dieser Größe kann das nerven, ist aber wahrscheinlich nicht tödlich. Wenn ich mir dagegen eine dermaßen große Ente vorstelle…

Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?
Bully: Ziemlich viel Blödsinn!
Thomas: In einen Ballon steigen.

Wie würden dich deine Eltern beschreiben?
Bully: Meine Mutter war alleinerziehend und sie würde sagen, der Junge geht seinen Weg.
Thomas: Meine alleinerziehende Mutter sagte immer: Schönheit vergeht, aber du bist dumm und das bleibt. ;)

Farbe oder Schwarzweiß?
Bully: Hängt von meiner Stimmung ab.
Thomas: Schwarzweiß. Ich mag die Reduktion auf’s Wesentliche.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Bully: Kaiserschmarrn ohne Rosinen.
Thomas: Spargel, da müsst ihr aber im Mai oder Juni kommen.

Was würdest du ändern wenn du die Macht dazu hättest?
Bully: Fake News abschaffen.
Thomas: Wenn ich könnte, würde ich der Menschheit die „Vormundschaft“ über den Planeten entziehen. Was wir alles mit uns, unserer Umwelt und der Tierwelt anstellen, ist katastrophal und ekelhaft. Tierquälerei beispielsweise würde ich drakonisch bestrafen.

Was sollte niemand von dir wissen?
Bully: Na, wenn ich das jetzt hier verraten würde, wäre ich ja selten dämlich, oder?
Thomas: Wie lustig. Also wenn es niemand wissen darf, dann kann ich das ja jetzt unmöglich alles aufzählen. Oder? (Mist, keiner von beiden in die Falle getappt. Anm. d. Red.)

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Bully: Was halten junge Leute von „Ballon“?
Thomas: Worauf bist du stolz?

Das letzte Wort:
Bully: Nach einer Schülervorführung gab es tosenden Applaus und ein Schüler sagte ins Mikrophon: „Gratulation Herr Herbig, stabiler Film!“
Thomas: Da hat der Bully Herbig ganze Arbeit geleistet.

Foto: @olafheinestudio