Else Edelstahl verpflichtete sich im Alter von 16 Jahren „der Hommage an das Nachtleben der Zwanziger Jahre“. Also nicht die jetzigen 20er, sondern die vor 100 Jahren. Mit ihrer Veranstaltungsreihe „Bohème Sauvage“ in Berlin, Köln, Hamburg, Wien und Zürich schuf sie dem Jahrzehnt und irgendwie auch sich selbst ein weltweites Denkmal (die Formulierung wird sie hassen). ;) Aber ohne Quatsch, wer jemals irgendwo, irgendwas mit 20er Cabaret, Zirkus, Burlesque und sonstigen Events rund ums Thema erleben möchte, kommt an ihr aus gutem Grund nicht vorbei. Wir haben auch schon bei zahlreichen Events von ihrer Expertise und wundervollen Art profitiert. Else ist außerdem Koproduzentin des „Kabarett der Namenlosen“, sowie des „Berlin Burlesque Festivals“. Doch genug der Vorrede, die nächsten 2 plus X witzigen, inspirierenden, schlauen Minuten gehören dir, liebe Else.

Name: Else Edelstahl
Alter: 39
Wohnort: Berlin
Beruf: Veranstalterin
Schuhgröße: 40
Lieblingsepoche: 20er (19hundert!)
Kontakt: bureau@boheme-sauvage.de

Du kannst mit einer Zeitmaschine reisen, welches Jahr stellst du ein und warum? Ich würde gerne dahin reisen, wo es noch keine Zeitmessung gab, keine Zivilisation, kein Besitz, also ähnlich wie in einem noch von uns unentdeckten Urvolk geboren worden zu sein. Oder natürlich 1926 in Berlin, weil das eine aufregende Zeit war.

Wer oder was inspiriert dich? Mikro- und Makrokosmos, Natur, Philosophie, gute Bücher und außerdem Menschen und Dinge, die ich nicht verstehe, aber irgendwie mag.

Was bedeutet beruflicher Erfolg für dich? Aktuell: Etwas geschaffen zu haben, was es vielen Menschen wert ist zu unterstützen – unsere Crowdfunding Kampagne. Meinen – nicht zu viel und nicht zu wenig – Lebensstandard mit etwas aufrecht erhalten zu können, was mir und anderen gefällt, ohne jemandem oder etwas dabei zu schaden. Ansonsten hab ich lieber Zeit als Geld.

Die wichtigste Lektion, die du bisher gelernt hast? Nicht schlecht über andere hinter deren Rücken reden, blöde Gefühle und Konflikte direkt mit der Person besprechen. Ich übe noch! Eigenes Handeln und Denken ständig hinterfragen, updaten, Sinne schärfen.

Welches Kunstwerk würdest du gerne besitzen? Gar keins. Kunst ist für alle da.

Welche drei Dinge dürfen auf einer 20er Jahre-Party nicht fehlen? Abgesehen vom offensichtlichen: Gäste aller Couleur mit Phantasie, Esprit und Verve, die sich nicht in Klischees verlieren, ein Hazer, die geheimen Separées.

Wenn dein Leben verfilmt würde, welche*r Schauspieler*in würde dich spielen? Ohne Make-Up wird mir oft gesagt, ich hätte Ähnlichkeit mit Uma Thurman. Mit Make-Up: Marlene Dietrich.

Was wolltest du mal werden, wenn du groß bist? Regisseurin oder Prinzessin.

Wenn du drei historische Personen zum Essen einladen könntest, welche wären das? Maria Magdalena, Kurt Tucholsky und Erich von Stroheim.

Dein Song für die Ewigkeit? „Talk to me“ von den Tindersticks.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Die gesamte Macht auf alle gleichmäßig verteilen, sodass sie sich quasi selber abschafft.
Ansonsten:
– Alle AFD-Wähler für zwei Jahre mit Fahrrädern auf Weltreise schicken, in der Hoffnung, dass sie was merken.
– Anarchie als Fach im Lehrplan unterbringen – ich denke nämlich, das kann man lernen.
– Trump entmündigen und in die Obhut meiner Mutter geben.
– Vom Menschen domestizierte Tiere zu Staatsbürgern erklären. Wilde Tiere in Ruhe lassen.
– Kater und Liebeskummer werden abgeschafft.
– Anti-LGBTQler in Regenbogeneinhörner verwandeln. Dann könnten wir in Polen auf Safari gehen.
– Rassisten bekommen am ganzen Körper etwa tennisballgroße lustige, bunte Beulen.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Sauerkraut mit Kartoffelpüree (vegan) und gebratenen Apfelstückchen, Räuchertofu und Zwiebeln, Kümmel und Muskat.

Was sollte niemand von dir wissen? Ich würde mit Martin Sonneborn knutschen, mit dem Ziel für „Die Partei“ ins Europaparlament einzuziehen.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Welche Zahlen gewinnen morgen im Lotto?

Das letzte Wort: Mein Lieblingszitat von Karl Valentin: Heute ist die gute, alte Zeit von morgen!

FOTO: Ronny Zeisberg