Was haben Stern Magazin, Spiegel Online, Guardian, Reportagen, Die Zeit und viele weitere internationale Toptitel gemeinsam? Richtig, sie alle veröffentlichen regelmäßig herausragende Reportagen von Fiona Weber-Steinhaus. Für ihre Rechechen und Geschichten ist die Deutsch-Schottin (sorry für that) auf der ganzen Welt unterwegs, beispielsweise im Nordosten des Kongo, in Bangladesch, den USA oder Sauen in Brandenburg. Dorthin hat sie die erste Frauenklasse der Ernst Busch Hochschule begleitet. Das Porträt dazu findet ihr in der aktuellen Zeit Campus. Die momentane Situation bedeutet für die Homeoffice-erprobte Fiona vor allem fertige Reportagen noch einmal anzufassen, damit sie auch in Corona-Zeiten noch aktuell zu lesen sind und das geliebte Fußballtraining mit ungleich eintönigerem Joggen zu kompensieren (we feel u). Ach ja, und dass sie sich hinten im Haar einen Dreadlock eingerubbelt hat, vom Holzwachs, mit dem sie ihren Stuhl lackiert hat (den sieht man aber bei Videokonferenzen nicht, ha!).
Name: Fiona Weber-Steinhaus
Alter: 33
Wohnort: Hamburg
Beruf: Journalistin
Schuhgröße: 38 (aber ich trage oft größere Schuhe, damit meine Füße nicht so klein aussehen)
Lieblingswort: Viele! Ich würde hier aber gerne für Satzzeichen plädieren. Wenn man ein Säckchen Satzzeichen zum Schreiben mitnimmt und nicht nur zwischen Punkt und Komma hin- und her wechselt, werden viele Texte besser – versprochen!
Kontakt: fionaws.com und hello@fionaws.com
Wie haben sich die letzten vier Wochen für dich angefühlt? Komisch. Auf der einen Seite habe ich normal Texte geschrieben und Sachen abgearbeitet, ich habe einen geregelteren Tagesablauf als sonst und das tut mir gut. Auf der anderen aber habe ich von Freunden und Bekannten aus eher politisch instabilen Ländern plötzlich Nachrichten bekommen, wie es mir ginge und ob meine Familie sicher sei. Es gibt so viele unbekannte Faktoren: Wie wirkt es sich auf die Menschen aus? Werden sich die Gräben zwischen Arm und Reich vertiefen? Wann werde ich meine Familie in Schottland wiedersehen können?
Welche drei Dinge werden nach der Corona-Zeit anders sein? Hoffentlich: zeigt diese Krise, dass vieles, was unmöglich schien, plötzlich doch möglich ist; Klimaziele erreichen, den freien Markt zu hinterfragen, Grundeinkommen. Wahrscheinlich: werden sich viele Menschen daran erinnern, wie wichtig es ist, sich gegenseitig in den Arm zu nehmen – und, leider, glaube ich, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen wird. Ganz sicher: werde ich besser schleifen, sägen und streichen können. Mein Balkon ist schon jetzt viel schöner!
Wer gab dir den besten beruflichen Rat und welcher war das? „Andere kochen auch nur mit Wasser“ von meiner weisen und witzigen Großmutter. Der Satz hilft in Momenten des Selbstzweifels, wenn man denkt, man müsse erst promoviert haben, bevor man eine Meinung zu einem bestimmten Thema haben kann.
Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte: Ich bin eher davon überzeugt, dass die Welt besser wäre, wenn mehr Leute ihren Bibliotheksausweis ausreizen würden (oder sich Hörbücher anhören würden) – also einfach mehr lesen. Zwei Bücher, die ich immer wieder gerne verschenke: „A Little Life“ von Hanya Yanagihara und das „Das achte Leben – für Brilka“ von Nino Haratischwili (das kann man sich nach Corona auch im Hamburger Thalia Theater anschauen).
Für welche Sache kannst du dich so begeistern, dass du Essen und Trinken vergisst? Ehrlich gesagt: nichts, haha!
Welchen Beruf würdest du gerne mal für einen Tag ausüben? Profilerin. Dann kann ich endlich mein Geheimtalent, dass ich mir sehr gut Gesichter merken kann, ausnutzen – wenn sich denn Profilerinnen überhaupt Gesichter merken müssen?
Wenn Dein Leben verfilmt würde: Welche*r Schauspieler*in würde Dich spielen? Bjarne Mädel? Scarlett Johansson? Irgendwie wirken alle Antworten ein bisschen doof, oder?
Eine Begegnung, die du nie vergisst: Ich war mal mit zwei Kolleginnen bei einer Wahrsagerin, die mich sofort richtig analysiert hat. Eine Woche vorher sind wir über verquere Ecken auf einer Dachterassen-Party eines Literaturfestivals in Dhaka gelandet, wo plötzlich Tilda Swinton neben uns an der Bar stand. Das war einigermaßen skurril.
Welches war das schönste Kompliment, das Dir mal jemand gemacht hat? Mit Dir lache ich am liebsten!
Apropos: Bei welchem Film fängst du an laut zu lachen, auch wenn du ihn alleine guckst? Ich lache immer alleine bei Filmen! Wo ich wirklich laut gelacht habe (und nicht nur gekichert) war bei der Serie Fleabag (und habe mich, wie Tausende andere auch in den Priester verliebt)
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Mehr Warmherzigkeit an alle, viel mehr Geld in Kindergärten und Schulen, gerechter Lohn und gelebte Solidarität. Für mich persönlich: dass meine Haut mehr als nur Sommersprossen im Sommer bekommt; ich hasse LSF 50.
Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Rote-Bete-Mandel-Petersilien-Apfelsalat mit Feta – ein Gericht, das gleichzeitig Rezept ist (bzw. man sollte alles noch kleinschnippeln und zusammenhauen)
Was sollte niemand von Dir wissen? Erzähl ich nur nach 15 Gläsern Bier.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Worüber ich mich heimlich aufrege.
Das letzte Wort: Seid nett zueinander.
FOTO: Martin Jäschke