Eisminuten sind besser als Stressminuten

Eine Million Minuten, das sind 694 Tage. Und genau so lange begeben sich die Berliner*innen Vera und Wolf mit ihren beiden Kindern Nina und Simon auf die Reise ihres Lebens. Aber fangen wir kurz weiter vorne an: Die vier leben ein vordergründig glückliches Leben, das allerdings geprägt ist vom Spagat zwischen Job und Familie und beide von Tag zu Tag mehr entkräftet. Als dann bei der fünfjährigen Nina eine Entwicklungsverzögerung diagnostiziert wird und diese den Wunsch nach einer Million Minuten „nur für die ganz ganz schönen Sachen“ zusammen als Familie äußert, machen Vera und Wolf Nägel mit Köpfen: Sie reisen zu viert nach Thailand und Island, wo sie sich auf die Suche nach alternativen Lebensmodellen und neuen Denkmustern machen. Der Film basiert auf dem autobiografischen Roman von Wolf Küper und begeistert (neben einer tollen Geschichte) mit erstklassigen Schauspieler*innen wie Karoline Herfurth, Tom Schilling, Joachim Król und Ulrike Kriener.
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Eine Million Minuten | ab 01.02.2024 im Kino | Trailer | FOTO: WBEI

Dick oder dünn, alt oder faltig?

Wir können uns gerade gar nicht entscheiden, für welchen Kinofilm wir das nächste Ticket lösen wollen. Wann gab es das letzte Mal so viel gutes Zeug zum Popcorn? Seit Anfang Februar läuft mit „Wunderschön“ eine deutsche Produktion, die es in sich hat. Denn es geht um Frauen und ihren Blick auf sich selbst. Der ist meist ein ziemlich strenger: exakt auf die Stellen, die nicht stimmen. Karoline Herfurth hat am Drehbuch mitgeschrieben und führt auch Regie. Vor der Kamera spielt sie die junge Mama Sonja, die nach zwei Schwangerschaften mit ihrem Körper und der Rollenverteilung in ihrer Ehe hadert. Nicht nur sie, auch die anderen vier Frauenfiguren (gespielt von Emilia Schüle, Martina Gedeck, Nora Tschirner und Dilara Aylin Ziem) in ihren unterschiedlichen Lebensphasen sind so treffend porträtiert und so authentisch, dass im Film garantiert ein paar Sätze fallen, die ihr selbst schon exakt so gesagt habt. Dabei schafft „Wunderschön“ es doch – ganz im Gegenteil zum Filmtitel – nicht zu sehr in Klischees haften zu bleiben. Deshalb ist Herfurths Episodenfilm einfach richtig gute Unterhaltung und ein überzeugender Aufruf, die Erwartungen an uns selbst mal lockerer zu nehmen. Also: Süß oder salzig?
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Wunderschön | Trailer | FOTO: Warner Bros. / Wunderschön Film