Pigor & Eichhorn

Das 2 Minuten-Interview

Pigor singt. Benedickt Eichhorn muss begleiten. Und das schon in neunter Auflage (oder Volumen, wie es richtig heißen muss). Die Rollen wären hiermit zumindest also mal verteilt. Wer die beiden einmal auf der Bühne oder im Radio erlebt hat, weiß, dass es sich bei diesen beiden Herren um so etwas wie die liedgewordene Zungenspitze der wortgewundenen Gesellschaftschronologie handelt. Wir legen uns einfach fest (ist ja schließlich unser Medium hier): niemand sonst vermag es, den Zeitgeist zeitloser, gnadenloser und mit einer speziellen Mischung aus Provokation und Lust am Neuen, aus ungewöhnlicher Virtuosität in Texten und Musik, und präziser Beobachtung, so bühnenreif zu kommentieren. Wir wünschen viel Freude beim Lesen uasners kleinen Interviews und erinnern freundlich an die Spielzeit von „Volumen 9“ in der Bar jeder Vernunft vom 8.-20. Mai 2018, für das wir mit großer Freude 2×2 Tickets verlosen. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚THOMAS UND BENEDIKT‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de. P.S. Pigor schreibt jeden Monat ein Chanson zu einem aktuellen Thema fürs Radio. Aktuell ist er bei Nr. 90. So etwas bisher noch niiiiie jemand gemacht hat. (Sollten wir unbedingt erzählen.)

Name: Thomas Pigor / Benedikt Eichhorn
Alter: Immer in Klammern hinter dem Namen: Eine Unsitte. / 55
Wohnort: Berlin
Beruf: Autor, Sänger, Komponist, Kabarettist, Diplom Chemiker/ Pianist, Komponist, Schauspieler
Schuhgröße: 44/ 42
Lieblingstageszeit: 23 Uhr / 9-11 Uhr morgens
Kontakt: www.rampensau.de

Du kannst deinen Bühnenpartner eintauschen. Gegen wen?
Pigor: Gegen eine 17 köpfige Bigband.
Eichhorn: Er ist der Beste, sorry. Mit ihm zeigt sich auch mein Talent in idealer Weise. (Awwww… Anm. d. Red.)

Hast du ein verborgenes Talent? Welches?
Pigor: Ich kann super gut Stadtpläne lesen. Nur kann ich das leider immer seltener einsetzen, wegen der verfluchten Navis.
Eichhorn: Bin ein Hundeflüsterer.

Du wirst wieder geboren. Als was?
Pigor: Arzt und Jazzpianist.
Eichhorn: Mein Hund.

In welcher Art und Weise warst du vor zehn Jahren anders als heute?
Pigor: Wie wir alle hatte ich noch kein Smartphone. Ich hatte noch Logic 8 und noch kein Final Cut X, war noch nicht bei Facebook und ich war der Meister im Stadtplanlesen.
Eichhorn: Schlanker.

Welche Rolle übernimmst du in kritischen Situationen?
Pigor: Ich versuche ruhig zu wirken und klar zu sprechen um den Täter zu beruhigen, gebe ihm meine ganze Barschaft und wenn er ausser Sichtweite ist, rufe ich die Polizei.
Eichhorn: Gerate in Panik, stelle die falschen Fragen und behindere die Rettungskräfte. Entschuldige mich dann.

Wenn dein Leben ein Buch wäre, welchen Titel würdest du ihm geben?
Pigor: Mit Karacho durch die Kleinkunst.
Eichhorn: Humor et Justitia

Würdest du lieber gegen eine Ente kämpfen, die so groß ist, wie ein Pferd oder gegen 100 Pferde, die so klein sind, wie Enten?
Pigor: Warum kämpfen? Ich würde die 100 Pferde zu einer Friedenskonferenz einladen und versuchen, sie zu überzeugen, mit mir zusammen auf die Bühne zu gehen. Sowas hätte Berlin noch nicht gesehen!
Eichhorn: Lieber die 100 kleinen Pferde, das sind ja Gottseidank Fluchttiere.

Du begegnest deinem 18-jährigen Ich. Welchen Rat gibst du dir?
Pigor: Lass dich nicht so leicht beeindrucken, von vermeintlicher Kompetenz.
Eichhorn: Mach dir keine Sorgen, bei Deinen Talenten wird alles gut. Freu Dich auf das bunte Leben. Reise durch den Süden der Sowjetunion, bevor sie zerfällt. Verachte nicht die Naturwissenschaften. Kauf Appleaktien.

Was bereust du bist jetzt noch nicht getant zu haben?
Pigor: Das ist nicht jugendfrei.
Eichhorn: War noch nicht in Israel, noch nicht im Iran. Da muss ich noch mal hin.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Pigor: Verfressenes Mäusepack! Ihr kriegt einen Kanten Brot!
Eichhorn: Couscous mit Petersilie, getrockneten Tomaten und jede Menge Lammfleisch.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest du gern mal einen Kaffee trinken?
Pigor: Kurt Weill.
Eichhorn: Angela Merkel. Die hat so sensationell gute Nerven. Würde sie fragen, wie sie kritische Situationen meistert.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?
Pigor: Den Falken aller Länder die… nein… Sagen wir lieber: Die Falken aller Länder in Tauben verwandeln. Süß nicht?
Eichhorn: Parlamente sind die Orte, in welchen sich gegensätzliche Interessen artikulieren können, Demokratie ist der institutionalisierte Interessensausgleich, niemand muss in unserem Land jemandem den Schädel einschlagen um seine Interessen durchzusetzen. Damit alle das begreifen und wertschätzen braucht es Bildung und Aufklärung, Toleranz und Achtung vor diesem sensationellen Grundgesetz. Das sollen die alles vereinfachenden Populistendeppen mit ihren vereinfachenden Pseudolösungen und die religiös sich begründeten Fanatiker begreifen. Demokratie ist kompliziert und manchmal anstrengend, aber dabei doch immer noch die allerschönste Staatsform.

Was sollte niemand von dir wissen?
Pigor: Dass ich mich im Grunde meines Herzens doch ganz wohl in Berlin fühle.
Eichhorn: Wie ich wirklich Katzen finde.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Pigor: Wie kommt man auf solche Texte. Das fragen sie normalerweise immer.
Eichhorn: 73 Jahre seit dem letzten Krieg, ist das nicht der Hammer?

Das letzte Wort:
Pigor: Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr darin, Chansons zu schreiben, sondern jemanden zu finden, der einem zuhört. Ich empfinde es als Privileg, dass Leute extra in die Bar jeder Vernunft kommen um sich anderthalb Stunden lang meine LIeder anzuhören. Dass sie sich einlassen auf meine Gedankengänge, dass sie Freude haben an meinen Reimen, meiner Musik, an meinem Gesang und sogar am Klavierspiel von Benedikt Eichhorn. Die Aufmerksamkeit, die mir die Leute schenken, begreife ich als ein Geschenk. Ein besonders kostbares in der heutigen Zeit.
Es gibt sogar Leute, die lesen meine Interviews..zzz…
Eichhorn: Die europäische Idee, diese Friedensphase in Westeuropa, dafür mehr Begeisterung bitte!

 

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 30. April 2018 | Tags: , , , , Keine Kommentare

Sleep no more

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Sleep no more

»Mein persönliches Wiegenlied für eine hektische Welt«, so nennt der britische Komponist Max Richter sein Stück SLEEP. Weltpremiere feiert die grenzerfahrende Komposition in der Nacht vom 15. auf den 16. März im Kraftwerk Berlin. Acht Stunden lang musizieren Klavier und Streicher, untermalt mit Elektronik und begleitet von Gesang durch Schlafes Stille. Eingemummelt in Decke oder Schlafsack kann das Publikum sich auf einem zugeteilten Schlafplatz ausrollen, breitmachen, einkuscheln. Einschlafen ausdrücklich erlaubt. Max Richter versucht mit seinem großartigen Projekt Fragen nach dem Platz der Musik im Unbewussten zu beantworten. Da helfen wir doch gerne. Allerdings ist SLEEP nur eines der künstlerisch-diskursiven Experimente von MaerzMusik, dem Festival für Zeitfragen. Die vom 11. bis 20. März stattfindende zweite Ausgabe spürt den digitalen Zeitformen nach, erkundet non-analoge Zeitlichkeit und will wissen, »Was geschieht mit unserer Zeit?« in der Schnelligkeit des digitalen Kapitalismus. Monumentale Fragen verlangen nach monumentalen Antworten – oder zumindest monumentalen Auseinandersetzungen. So bildet das 30-stündige Projekt »The Long Now« vom 19. bis 20. März den Abschluss des Festivals. Hier, in dem »Ort der andauernden Gegenwart«, verschmelzen avantgardistische Konzerte, zeitgenössische Performances, elektronische Live-Acts und Bild-Klang-Installationen zu einem großen Ganzen. Wir können uns von Klang zu Ton treiben lassen und den Selbstversuch wagen, die Zeit zu vergessen. Wer dies auch tun möchte, schicke uns einfach eine Email mit dem Betreff »DIE ZEIT, DIE ZEIT!« an hurra@muxmaeuschenwild.de. Wir verlosen nämlich 1×2 Tickets für The Long Now Wir wünschen wohl geruht zu haben.
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MaerzMusik – Festival für Zeitfragen | 11. bis 20. März 2016 | Kraftwerk Berlin,  | www.berlinerfestspiele.de

 

Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 24. Februar 2016 | Tags: , , , , , Keine Kommentare