Als Newsletter einen anderen Newsletter empfehlen? Klar, machen wir! In einer Ära, in der schnelllebige Mainstream-Musik dominiert, Spotify keine Tantiemen mehr an kleinere Künstler*innen auszahlt und etablierte Musikmedien an Bedeutung zu verlieren scheinen, ist „EIN SONG REICHT“ ein willkommener Lichtblick. Täglich präsentiert der Newsletter sorgfältig ausgewählte Song-Empfehlungen von spannenden Menschen und bekannten Persönlichkeiten. Ganz ohne Algorithmus und mit viel Herz verraten unter anderem Marcus Wiebusch, Nilz Bokelberg, Aida Baghernejad oder Tamara Güçlu ihren aktuellen Ohrwurm. Von Indie-Pop bis Electronica, von Rap bis Singer-Songwriter, von Jazz bis R’n’B, vom Deutschlandfunk Kultur-Thema bis zum TikTok-Phänomen ist alles dabei. Einzige Bedingung: Die erwähnten Musiker*innen müssen in Deutschland leben, um die Szene in den eigenen Breitengraden sichtbarer zu machen. Die Projektleitung übernimmt Musikjournalist Martin Hommel, der sich für mehr Diversität und Air-play für Independent Acts einsetzt.
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EIN SONG REICHT | einsongreicht.de | FOTO: EIN SONG REICHT
Der Tag wird kommen
Der Tag wird kommen
Eine Fußballmannschaft besteht aus 11 Spielern. Dazu kommen mindesten 3 Wechselspieler. Macht 14. In der 1. und 2. Fußball-Bundesliga spielen insgesamt 36 Teams. 14 Spieler mal 36 Teams ergibt 504 Männer, die an jedem Wochenende auf dem Rasen stehen und für gutes Geld gegen den Ball treten. KEIN EINZIGER von ihnen ist homosexuell. Zumindest offiziell. Natürlich geht die sexuelle Orientierung eines Menschen niemanden etwas an. Insofern ist dieser Fakt auch eigentlich nicht der Rede wert. Wir verlangen von keinem Menschen, dass er sich zu seiner sexuellen Orientierung oder Identität äußert, also warum dann von Menschen, die gleichgeschlechtliche Partner bevorzugen. Wie absurd wäre das denn? Aber: das Problem der Stigmatisierung von Homosexualität wird vor allem im Sport auf die Spitze getrieben. Hat ein großer Teil der aufgeklärten Bevölkerung inzwischen verstanden, dass andere Lebensweisen als die eigene zur Lebenswirklichkeit unserer Gesellschaft gehören, und oh Wunder kein Stück weniger normal sind, endet dieses Verständnis quasi zwangsläufig an der Stadionkasse. Schwuchtel, Tunte, schwule Sau – Kosenamen für zaghaftes oder unerfolgreiches Auftreten sind mindestens so beliebt wie einst Affenlaute und Bananenwürfe gegen dunkelhäutige Spieler. (Credits an dieser Stelle an Dani Alves vom FC Barcelona fürs lässige Schälen und Aufessen beim Eckstoß vor ein paar Tagen.) Daran ändert auch das Nachkarriere-Outing von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erstmal nichts. Männersport und Männerliebe, das passt irgendwie immer noch nicht zusammen. Wenn also einer der 504 (plus) deutschen Profifußballer auf Männer steht, er behält es besser für sich. Doch der Tag wird kommen, an dem das anders wird. Zumindest laut Musiker Markus Wiebusch. Den kennt man vor allem als Sänger von Deutschlands politischster Rockband Kettcar. Als solcher hat er keine Scheu politische oder soziale Kontroversen in seinen Stücken zu thematisieren. Konfetti heißt das fulminante Solo-Album, dass er vor knapp zwei Wochen auf den Plattentisch gelegt hat. Darauf gibt es viel feinen deutschen Rock und eben diese eine 7 Minuten lange Hymne gegen Homophobie. Wichtig. Sexy. Rockt. ‚Der Tag wird kommen.‘ Wir freuen uns! _____ Marcus Wiebusch – Der Tag wird kommen | Aus dem Album ‚Konfetti‘ | zum Video | iTunes Foto: Andreas Hornoff |