Schau genau hin, kannst du es hören?Mozarts Musik ist perfekt. Nein, nicht im geschmäcklerischen Sinne, ganz formal, normativ, objektiv, statistisch und überhaupt. Timing, Intervalle – alles stimmt, alles bewegt sich im ideal. Mozarts Musik beschwingt, hilft beim Lernen und soll sogar Orgasmen auslösen können (Rumours!). Also zumindest das mit dem Lernen können wir im Selbstversuch bestätigen. Am kommenden Sonntag und Montag nun kommen zwei Konzertarien, ein Lied und das letzte Klavierkonzert des Meisters im Radialsystem V an der Spree zur Aufführung. Viel hören wird man allerdings wenig von Streichern, Bläsern, Klavier und Gesang, denn die werden bei der Theater-Performance MIDNIGHT von Regisseur Tilmann Hecker kurzerhand und vollständig durch theatrale Elemente wie Licht, Video und drei Performer ersetzt. Die Melodien verschwinden, doch das kompositorische Timing bleibt. Ein Soundscape des Komponisten Arno Kraehahn begleitet den Verlauf der Performance und spiegelt die strukturellen Vorgaben der Partituren. Die rückwärts laufende Projektion der von oben gefilmten Performance provoziert Gleichzeitigkeit, Pausen, Verschiebungen. Das Spiel der Performer mit ihrem eigenen projektierten Selbst erschafft eine optische Struktur, die Auskunft gibt über zeitgenössische Subjektivität und zugleich einen vollkommen neuen Blick auf Mozarts Kompositionen ermöglicht. Halleluja, das klingt ziemlich schräg und gut und wild. Ob das dann nun für den Höhepunkt reicht, wissen wir natürlich nicht, aber ja, wir müssen das ausprobieren. |