Berlin Schlürfing

An der Auster scheiden sich die Geister. Den einen liegt die harte, bucklige Schale zärtlich und weich in der Hand. Sie schließen ihre Augen und riechen das Meer. Der Muschelgeschmack weckt Erinnerungen an steilen Wind, raue See und Freiheit – was kostet die Welt? Den anderen ist das 250 Millionen Jahre alte Weichtier ein suspekter Graus. Wir gehören ganz klar zur freiheits-sehnsüchtigen ersten Gruppe. Und jubeln daher ob der Möglichkeit, uns vier Wochen lang an einer zeitgenössischen Austernbar zu laben. Am 11. Februar eröffnet Jenna Biberstein ihre Pop Up Oyster-Bar »Oy« in Mitte. Vor einem Jahr entdeckte die umtriebige Konzepterin die leckere Fülle an schön drapiertem Seafood im »Les Halles« in Lyon. Diese Idee nach Berlin zu bringen, ließ sie nicht los. Nachdem das Projekt ein Jahr auf Eis lag, liegen jetzt die delikaten Muscheln an der Torstraße auf Eis. Bei dieser modernen Interpretation eines elitären Gastro-Klassikers ist weniger mehr: Das sonst eher steife Etepetete rund um die Luxus-Muschel wird hier gestrichen. Statt dezenter Melodien eines steif gewandeten Streicher-Quartetts schmeißt ein DJ tanzbare Hip Hop Tunes in den Raum. Das Austern-begleitende Baguette wird in einer bescheidenen Papiertüte serviert. Und bei 25 Gästen ist die Bar auch schon voll. So geht Austern essen in Berlin. Ein bisschen weniger Show, ein bisschen mehr lecker. Sonntag und Montag ist das »Oy« eigentlich geschlossen, Ausnahme ist aber der diesjährig sonntägliche Valentinstag. Schließlich sind Austern Aphrodisiaka.
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Oy | Torstraße 161, 10115 Berlin | 11.2. bis 10.3., Di bis Sa ab 19 Uhr | Facebook

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