Der heisere Engel

„Keine Tränen mehr, mein Herz ist trocken. Kein Lachen mehr und keine Tränen. Ich denke auch nicht mehr die ganze Zeit an dich, aber wenn ich es tue – frage ich mich, warum. Du musstest aus meiner Tür gehen und mich verlassen, wie du es schon zuvor getan hast. Ich weiß, ich sagte, dass ich mir sicher wäre, aber Reiche können sich Armut nicht vorstellen.“ Wenn man Asaf Avidans „Abrechnungs“-Song lauscht, befälllt einen leicht eine tiefe Traurigkeit. Die Trennung von seiner großen Liebe hinterlässt die Leere eines unersetzlichen Verlustes, erfasst und in Form gebracht durch eine unvergleichliche Stimme. Wie zu Selbstheilungszwecken hüpft der Refrain seines bisher größten Hits im Kinderliedmodus über seine Lippen. „Eines Tages werden wir alt sein, Baby. Oh Baby, wir werden alt sein und über all die Geschichten nachdenken, die wir hätten erzählen können.“ Wie gut dieser Song ist und welche Kraft ihm inne wohnt versteht man erst, wenn man die Wankelmutsche Basslinie ausschaltet und dem heiseren Wehklagen des fragilen Mannes aus Jerusalem lauscht, ausschließlich begleitet von den Klängen einer akustischen Gitarre. Morgen Abend spielt Asaf Avidan solo, akustisch und back to basic in der Passionskirche am Marheineke Platz. Er wird klagen, er wird krächzen und sein Innerstes nach außen kehren. Weil er nicht anders kann. Weil er Musik lebt und sie als Ventil für seine Gefühle braucht. Weil es ihm egal ist, wie er dabei klingt. Weil es eben genau so klingen muss, wenn er es tut.

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ASAF AVIDAN | 23.10., 20 Uhr | Passionskirche Marheinekeplatz 1-2, 10961 Berlin | Foto: Dudi Hasson

Asaf Avidan