Das 2 Minuten-Interview
Iris hatte da eine Idee. Gemeinsam mit ihren drei Co-Gründern startete sie mit share ein soziales Start-up, das den Unterschied machen soll. Nach dem 1+1-Prinzip wird für jedes verkaufte Produkt ein gleichwertiges Produkt an einen Menschen in Not gespendet. Los ging es mit Wasser, Nussriegeln und Handseife. Jetzt will das Team die Produktpalette kontinuierlich erweitern. Seit Kurzem liegt in den Supermarktregalen der eigenen Präferenz nun auch Bio-Schokolade, deren Kauf eine Mahlzeit für Menschen in Not finanziert, zum Beispiel Obdachlose in Berlin. Iris betrieb schon während ihres Studiums in Oxford Entwicklungshilfe in Südostasien und begann ihre Karriere zunächst als Beraterin, u.a. für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Nach ihrem Master in Harvard leitete sie für zwei Jahre ein Feldforschungsprojekt in Süd-Indien und Bangladesch. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie vom Weltretten, Vertrauen und Dreistundenkaffee auf dem Dach berichtet.
Name: Iris Braun
Alter: 30 Jahre
Wohnort: Berlin
Beruf: Gründerin und Leitung Produkt und soziale Projekte bei share
Schuhgröße: 40
Lieblingslied: The Verve – “Bittersweet Symphony”
Kontakt: iris.braun@share.eu
Was tust du morgens nach dem Aufstehen als erstes? Kaffee, schwarz mit Morgensonne für eine kleine Philosophie-Minute nutzen.
Warum können nur Frauen die Welt retten? Nur wenn alle Geschlechter anpacken, können wir die Welt retten. Das geht nur als Team! Männer dürfen also auch etwas mehr aktiv beim Weltretten anpacken. :)
Welcher Moment hat alles verändert? Das kann ich nicht an einen Moment festmachen, aber dass ich mich zum Beispiel so für Entwicklungshilfe interessiere, kommt aus privaten Momenten heraus. Mein Ex-Freund in der Schule war Sozialarbeiter. Über ihn habe ich viel mit Familien und Flüchtlingen zu tun gehabt, bei denen das Leben ganz anders aussieht. Das hat mich sehr berührt – und ist eine Welt mit der wir im Alltag zu wenig zu tun haben.
Mit wem hattest du zuletzt ein inspirierendes Gespräch? Heute früh mit einem Freund nach dem Sport. Darüber, dass die Bildungselite in Deutschland die neuen Kapitalisten sind und ob wir mit Sozialunternehmertum hier eigentlich etwas verändern können. Mein Job gibt mir viel Gelegenheiten für inspirierende Gespräche!
Welche großartige Idee hättest du gern selbst gehabt? Das Rad. Ich bin begeisterte Allwetter-Radfahrerin.
Die wichtigste Erfindung der Menschheit? Penicillin und Hygienevorschriften. Das hat unsere Lebenserwartung im 20. Jahrhundert in Europa am meisten gesteigert. Aber noch immer sind Infektionskrankheiten, die durch verunreinigtes Wasser oder mangelnde Hygiene übertragen werden, einer der Hauptgründe für Unterernährung und Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern. Bereits richtiges Händewaschen mit Seife kann die Verbreitung solcher Erkrankungen verhindern. Deswegen sind wir im Januar nach Indien gereist, um unser Seifen-Projekt, das wir gemeinsam mit der Welthungerhilfe umsetzen, zu besuchen. Wir wollten sehen, wie und wo genau deine Hilfe ankommt und was wir nach einem halben Jahr bewirkt haben. Denn mit jeder verkauften share Handseife spenden wir ein Stück Seife an einen Menschen in Not. Wir waren sehr berührt von dem, was wir vor Ort erleben durften, und sind stolz darauf, dass wir dafür sorgen, dass Kinder lernen, wie man sich richtig die Hände wäscht.
Du hast eine Sünde frei. Welche verbotene Sache würdest du tun? Für meinen Kaffee mit Morgensonne auf dem Dach meines Mietshauses klettern. Ich gehe davon aus, dass niemand, der das Interview liest, in meinem Haus wohnt und weiß, dass ich den Schlüssel hab. Falls doch, ist das eine Einladung!
Ein Wort, das du viel zu oft benutzt? “Das kommt ganz drauf an”. Ich würde mir auch wünschen, die Welt wäre mehr schwarz und weiß. Bis dahin…
Die ganze Welt hört dir zu: Was sagst du? Ich würde euch sagen, dass die Ungleichheit auf der Welt schon so viel weniger geworden ist! In den letzten Jahrzehnten hat sich gerade in den Entwicklungsländern ganz viel getan. Unsere Botschaft ist optimistisch: Wir glauben, dass es sehr wohl möglich ist, dass jeder etwas tun kann. Es geht wirklich um die Allerärmsten. Und da kann eben jeder einen kleinen Beitrag leisten – wie bei uns durch den Griff ins Regal. Ganz wenig kann ganz viel bewirken. Die gute Nachricht ist: Wir können das wirklich schaffen!
Wenn wir dich zu Hause besuchen, was würdest du für uns kochen? Indischen Filterkaffee aus meiner Zeit in Tamil Nadu. Der dauert ca. drei Stunden und lässt genug Zeit um in der Zwischenzeit das Menü gemeinsam zu planen.
Mit welcher berühmten Persönlichkeit würdest du gern mal einen Kaffee trinken gehen? Theresa May. Damit sie mal eine Kaffeepause bekommt und ich hoffentlich einen Einblick, ob es einen Plan gibt, den man ändern kann.
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Das Vertrauen der Menschen zueinander. Wenn wir alle etwas mehr davon hätten, könnten wir viele Dinge schaffen, an denen wir jetzt scheitern.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Warum ist Vertrauen der Menschen zueinander so wichtig? Dann kann ich endlich mal wieder meinen VWL-Nerd raushängen lassen, den Job, den ich für share an den Nagel gehangen hab. :)
Was sollte niemand von dir wissen? Die PIN meiner EC-Karte.
Das letzte Wort: Zusammenfreude.