Als wir Silvie Horch für dieses Interview angefragt haben, schrieb sie uns Folgendes zurück: „Ich weiß zwar nicht, wie ich zu der Ehre komme, mache aber gerne mit ;)“. Wie du zu dieser Ehre kommst, liebe Silvie? Ganz einfach: Wir sind Fans von dir und deiner Arbeit! Und in den kommenden zwei Minuten kommen sicher noch so einige Fans dazu. Silvie arbeitet als Verlagslektorin bei Ullstein und gibt dort unter anderem die feministisch-gesellschaftstransformative Sachbuchreihe „Wie wir leben wollen“ heraus. Was aktuell bei ihr ansteht? „Ich bastele immer an diversen Büchern – demnächst erscheinende ebenso wie solche, für die es zwar eine Idee, aber noch keine Autor:in oder einen Vertrag gibt.“ Schnell einen Kaffee geschnappt und viel Spaß beim Interview-Lesen!
Name: Silvie Horch
Alter: 51 Jahre
Wohnort: Berlin-Pankow
Beruf: Verlagslektorin
Schuhgröße: 38,5
Lieblingsbuchzitat: „Realität ist, was man daraus macht.“ – Sylvia Plath, Tagebücher
Kontakt: silvie.horch@ullstein.de
Beschreibe deinen Job in einem Satz: Ich bin eine Hebamme für Bücher bzw. Geburtshelferin für werdende Autor:innnen – und immer auf der Suche nach neuen interessanten Köpfen und spannenden Themen, die zu aufklärerischen, debattenträchtigen und idealerweise weltverändernden Büchern werden.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus? Erstmal Kaffee! Dann Checken von Mails, Teams, LinkedIn, Absatzzahlen der Bücher (eigene und Amazon-Rankings). Danach viel Kommunikation und Kreativität, meistens in Form von Texten: an Menschen (gesprochen oder getippt), einzeln oder in Gruppen (Meeting-Hölle) und vor allem Arbeiten an Manuskripten, Pitches, Titelformulierungen, Coverbriefings, Klappentexten. Highlight: Kalt- und Neuakquise – bereichernd und manchmal spannend wie ein Krimi.
Das glaubt niemand von dir: Dass ich als sehr junge Frau mal ganz unfeministisch in einer toxischen Beziehung war (das hieß in den frühen 1990ern noch nicht so – hätte ich mir trotzdem sparen können).
Wovon hast du keine Ahnung? Ich (er)kenne keine Luxus-Marken und bin Amateurin in Sachen Wein, Technik, Börse, Hiphop und dem Verstehen eines pubertären Jungengehirns.
Was bringt dich zum Lachen, wann immer du daran denkst? Ich lache oft und laut – und allermeistens spontan.
Ohne was verlässt du nie das Haus? Mit einem Plan, wo ich hinwill und mit der Freude, später in mein schönes Zuhause zurückzukehren.
Ich bin der größte Fan von… Meinen unglaublich tollen beiden Männern zu Hause. Der eine liebt eine Feministin, der andere bezeichnet sich mit nicht mal 15 als Feminist. Patriarchat privat also schon mal abgeschafft, tschakka!
Mit welchen drei Worten würden dich deine Freund*innen beschreiben? Verlässlich, unterhaltsam, großzügig.
Zu welchem Thema gibst du die besten Ratschläge? Aus welchen wilden Wiesenkräutern man ein selbst gemachtes Kräutersalz machen kann
Du begegnest deinem 18-jährigen Ich. Welchen Rat gibst du dir? Kein Grund zur Sorge: Du wirst deinen Weg gehen – und es wird toll und erfüllend werden!
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Einfach mal alle -ismen (Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus usw.) abschaffen und dafür sorgen, dass alle Menschen gleichberechtigt und gesund auf diesem Planeten leben können.
Wenn wir dich zu Hause besuchen, was würdest du für uns kochen? Ich würde in meine knapp drei Regalmeter Kochbücher und stapelweise kulinarische Zeitschriften schauen und dann entscheiden zwischen Georgisch, Italienisch, Hessisch (geht als genetische Hessin auch ohne Rezept) oder eines von den megatollen Gerichten aus dem Buch „Salat satt“ – online auch unter food52.com.
Was sollte niemand von dir wissen? Wie ich mit 18 auf meinem Führerschein aussah – „zum Glück“ wurde mir 2020 das Portemonnaie geklaut. Dafür gibt es jetzt ein doofes Bild in meinem neuen Perso – Corona-Frisur sei Dank.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Wer ist Deine Lieblingsautorin? Anne Duden – eine ehemalige Verlagslektorin und geniale Schriftstellerin für unglaublich dichte Prosa und Lyrik.
Das letzte Wort: Leute, lest und kauft eure Bücher in der örtlichen Buchhandlung!
FOTO: Hans Scherhaufer