Wir haben Ausgang.
Wir haben Ausgang.„Entschuldigung, wo gehts hier bitte zum Ausgang?“ Weiß keiner. Sagt keiner. Obendrein sind alle Türen verschlossen und nirgends gibt es einen Hinweis darauf, wie man überhaupt hier hinein geraten ist. Oder doch? Live Escape Games kommen aus Japan und sind quasi die Analogübersetzung rätsellastiger Computerspiele. Der Ablauf ist immer gleich. Man findet sich zusammen mit ein paar Mitspielern in einem scheinbar ausweglosen Szenario wieder und muss durch Teamarbeit Rätsel lösen, Spuren lesen, Zusammenhänge herstellen und sich so Schritt für Schritt aus seinem Verlies befreien. Hier muss ein Zahlenschloss geknackt werden, dort fällt schonmal ein Spinnentier von der Decke. Einziger Feind (neben der eigenen Klaustrophobie) ist die Zeit, die unerbittlich in roten Lettern von 66 Minuten auf Null läuft. Am Ende hat man im besten Fall sein Köpfchen trainiert, den Teamgeist gestärkt und Spaß gehabt. Im Luftschutzbunker des ehemaligen DDR Fernmeldeamtes unweit des Berliner Alexanderplatzes eröffnete vor Kurzem Deutschlands größter Live Escape Game-Spielplatz ‚EXIT Berlin‘. Auf rund 350 qm unter der Erde können bis zu 35 Spieler gleichzeitig in vier verschiedenen Missionen versuchen heil raus statt rein zu kommen. Wer erfolgreich sein will, muss im Team zusammen arbeiten, Einzelgänger haben keine Chance – bestens geeignet also für Teambuilding-Maßnahmen und Firmenfeiern. Die aufwendig inszenierten Setups mit ausgetüftelten Details versprechen Adrenalinschübe und echten Nervenkitzel, die Auflösung bedarf Kreativität, Geschicklichkeit und einen wachen Verstand. Während der gesamten Spielzeit beobachtet ein Game Master per Videokameras und Mikrofonen das Geschehen und gibt schonmal rätselhafte Tipps, sollte man sich zu sehr verrennen. Zugegeben, wir waren Anfangs etwas berührungsscheu: Computerspiele, Role Play, verrückte Missionen? Komm schon…! Und dann fanden wir uns auch noch im ‚Mad House‘, einer verlassenen Irrenanstalt wieder, in der uns ein Wahnsinniger nach dem Leben trachtete. SAW lässt grüßen. Keine 30 Sekunden dauerte es, bis uns das Spiel in seinen Bann zog, Schränke geöffnet, Habseligkeiten durchstöbert und blutverschmierte Arztkittel durchwühlt wurden. Ganze 60 Minuten und 13 Sekunden später öffnete sich für uns die Tür in die Freiheit. Was dazwischen geschah, darüber können und wollen wir nicht offen reden. Nur so viel: Köpfchen trainiert: check! Teamgeist gestärkt: check! Spaß gehabt: check, check! |