Dënalisa Shijaku
Dënalisa Shijaku könnte sich ihr Leben auch ganz gut in einer großen Einzimmerwohnung vorstellen, mit Leinwänden und Farben in jeder Ecke, um jederzeit drauflos malen zu können. Tagsüber Künstlerin, nachts Krankenpflegerin auf einer Wachkoma-Station. Seit 30 Jahren wohnt Dënalisa in Deutschland, hat viele Stationen in ihrem Leben hinter sich und noch so einiges vor. Aktuell sucht sie nach dem passenden Raum für ihre nächste Pop-Up-Ausstellung. Im 2-Minuten-Interview erzählt sie uns viel Persönliches, Wichtiges und Schönes. Dënalisa Shijaku liegt das Herz auf der Zunge und inspiriert uns mit ihrer Persönlichkeit und Kunst so richtig.
Name: Dënalisa Shijaku
Alter: 33
Wohnort: Berlin
Beruf: Krankenpflegerin / Künstlerin / Auftragsmalerin
Schuhgröße: 39
Lieblingsfarbe: Kobaltblau
Kontakt: denalisashijaku.com & @denalisa.shijaku
Wer gab dir den besten beruflichen Rat und welcher war es? Eine gute Freundin aus Berlin, die Architektin ist und meinte, ich solle doch als Interior Designerin arbeiten, denn sie war von meiner Einrichtung so begeistert. Ich hatte davon natürlich keine Ahnung und habe mich als Krankenpflegerin kaum irgendwo richtig beworben. Da man ja die Lage im Gesundheitswesen kennt und meistens gefühlt nur einen Anruf tätigen muss und schwuppdiwupp hat man den Job, wusste ich also nicht, mit was ich mich bewerben soll. Ich hatte keine Referenzen und wollte jetzt nicht einfach sagen, dass ich mich gerne auf ebay Kleinanzeigen rumtreibe. Sie meinte, ich solle ihrer alten Chefin schreiben, die allen eine Chance gibt und einfach ich selbst sein. Und dies hab ich mir dann zu Herzen genommen und war sehr ehrlich mit dem was ich kann und was ich gerne lernen wollen würde. Es hat mich viel Überwindung gekostet, da ich nicht wusste, ob ich mir das finanziell leisten kann – meinen Hauptberuf reduzieren um etwas anderes zu machen. Aber ich wusste, dass es an der Zeit war etwas Kreatives zu machen. Ich habe förmlich danach gedürstet. So kam ich am Ende auch zur Kunst. Ich wollte auch bei mir zu Hause was Tolles haben, aber wusste, dass die meiste Kunst unbezahlbar ist. Und so beschloss ich selbst wieder anzufangen zu malen. Dieses Mal auf großen Leinwänden (thank you Altbau dafür). Freunde waren begeistert, als sie die Bilder sahen, und so machte es die Runde und ich begann Auftragsbilder anzufertigen. Bis ich beschloss, es nebenbei beruflich fortzuführen, denn es machte mir unheimlich Spaß und ich fühlte mich so frei wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Was war dein allererster Job? Mein allererster Job war in einem Brautmodenladen. Ich hatte dort von der Schule aus mal ein Praktikum gemacht und habe mich mit der Besitzerin und Chefin des Ladens wirklich gut verstanden. Sie bot mir an dort zu arbeiten. Sei es auch nur als Ferienjob um mal ein bisschen Geld dazu zu verdienen. Das hat mich sehr gefreut und mir auch großen Spaß bereitet, Braut- und Abendkleider zu nähen. Das Endergebnis war so toll und hat einen glücklich gemacht. Alle Frauen waren immer so begeistert und fanden sich einfach nur wunderschön. Das war auch die Zeit wo ich das erste mal so richtig mit Mode in Berührung kam – da war ich 16.
Für welche Sache kannst du dich so begeistern, dass du Essen und Trinken vergisst? Auf- und Umräumen. Ich liebe es, Wohnungen umzugestalten. Sei es nur ein paar Möbel hin und her schieben oder sie einfach komplett neu zu einzurichten. Das mache ich sehr oft bei Freunden. Die kennen mich und lassen mich da gerne einfach machen. Meistens sind sie auch sehr zufrieden mit dem Endergebnis und ich aber auch. Win-Win also. :)
Wie würde dein perfektes Zimmer zum Leben aussehen? Ich glaube, ich könnte mir mein Leben auch ganz gut in einer großen Einzimmerwohnung vorstellen. Ein Bett in der Mitte, sehr große Fenster, die von Sonnenlicht durchflutet werden und ab und zu Wind, der die leichten Vorhänge hin und her weht. Überall Leinwände und Farbe, damit ich von jeder Ecke aus malen kann. Ein kleiner Getränkekühlschrank und paar Snacks. Was nicht fehlen darf ist ein wirklich großer Couchtisch, an dem ganz viele Leute zusammen sitzen. Aber eben auf dem Boden, so wie ich das von früher bei meiner Familie zuhause kenne. Man trinkt Tee und isst gemütlich was und hat einfach Spaß zusammen.
Was ist deine Lieblingsbeschäftigung an Wochenenden? Ich gehe sehr gerne spazieren oder lese auch gerne mal ein Buch. Ich würde ja sagen, dass ich da Sport mache aber das wäre Quatsch mit Soße. Denn für Sport bin ich leider zu unzuverlässig. Aber ich habe mich damit abgefunden und bin auch nicht mehr so traurig darüber. Mir geht es ja nicht schlecht. :)
Was ist dein wertvollster Besitz? Ein gefalteter Teppich, der bei mir zuhause steht. Der Teppich ist von meiner sehr engen Freundin Jule Waibel und ich habe ihn von all meinen Freunden zu meinem 30. Geburtstag geschenkt bekommen. Ich war so gerührt und glücklich zugleich, dass ich sowas Schönes geschenkt bekommen habe. Den werde ich in allen Ehren halten. Er erinnert mich an einen wundervollen Tag.
Berlin ist… schön und hässlich zugleich. Glück und Melancholie in einem. Ein Ort, an dem man es schafft, sich selbst zu finden und gesehen zu werden. <3
Deine Regeln für eine erfolgreiche Party: Sich stets ein Motto überlegen. Ich liebe Mottopartys! Von einfach schick bis hin zu Disco oder auch mal Verkleidung. Alles sollte dabei sein. Was ich daran liebe ist, dass sich die Gäste alle Gedanken machen und hoffen, dass sie ein tolles Outfit finden. Das allein sorgt am Ende dafür, dass wirklich jede*r super aussieht und es gibt einem das Gefühl, man betritt eine ganz andere Welt als die übliche in der man lebt. Das macht unheimlich großen Spaß. Und natürlich eine dazu passende Playlist. ;)
Eine Begegnung, die du nie vergisst: Das mag jetzt kitschig klingen, aber es ist wie es ist. Als ich an meinem 24. Geburtstag das erste Mal meinem jetzigen Freund über den Weg gelaufen bin. Es war purer Zufall. Aber als ich ihn sah, wusste ich, dass er die Liebe meines Lebens ist. Und siehe da: Wir sind immer noch zusammen und er bringt mich jeden Tag aufs Neuste zum Lachen und ist eine unfassbare Stütze für mich. Partners in Crime halt <3
Was verbindest du mit deiner Heimat? Ich bin als einzige von fünf Schwestern in meinem Heimatland (Kosovo (Prizren)) geboren und lebte das erste Jahr dort mit meiner Oma zusammen. Meine Eltern waren damals noch in der Schweiz und haben dort gearbeitet. Mit 16 Jahren war ich das erst Mal wieder zu Besuch im Kosovo und fühlte mich zunächst einmal fremder als ich mich in Deutschland fühlte. Aber was mich mit meiner Heimat verbindet, ist meine große Familie, die dort teils noch lebt. Die Gastfreundschaft, die einem überall über den Weg läuft. Die Musik, das Essen und die vielen Hochzeiten, die wirklich jedes Jahr stattfinden. Und natürlich weiß ich, dass es eher das Heimatland meiner Eltern ist als das meine.
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Das erste, was ich ändern würde, wäre, dass ich allen Migrant*innen sofort eine Arbeitserlaubnis erteilen würde. Gleiches Recht für alle. Ich habe selbst zu spüren bekommen, wie es ist, wenn man Jahre lang in einem Land lebt, wo man aber am Ende nicht arbeiten darf. Meinen Eltern ging das 16 Jahre lang so. Das war nicht nur schlimm, sondern hat mich auch sehr traurig gemacht. Es hätte für sie alles anders laufen können, wenn sie nur hätten dürfen. Sie waren jung und kamen in ein ganz fremdes Land, haben ihre Heimat verlassen, weil sie es mussten und nicht weil sie es wollten und konnten die Sprache nicht. Das allein ist eine Riesenhürde und ich finde man sollte es den Menschen nicht noch schwerer machen. Es würde einiges besser machen. Das weiß ich. :)
Wenn wir dich zu Hause besuchen, was würdest du für uns kochen? Ehrlich gesagt ist mein Freund derjenige von uns, der am liebsten kocht. Ich kümmere mich dafür um das Wohlbefinden der Gäste. Aber wenn ich was kochen sollte, dann wäre es auf jeden Fall Pasta mit Tomatensoße und Büffelmozzarella. Das bekomme ich noch hin.
Was sollte niemand von dir wissen? Dass ich ein wirklich sehr sensibler Mensch bin. Mir geht einiges so nah ans Herz, dass ich daran tagelang zu hadern habe. Ich versinke schnell in eine Melancholie, die mich zwar kreativ werden lässt, aber mich zeitgleich auch ultra fertig macht.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Puhh… also ihr seid schon ziemlich gut im Fragen stellen :) Da gibt es tatsächlich nichts zu beanstanden.
Das letzte Wort: Ich glaube das Wichtigste im Leben ist der Zusammenhalt. Sei es von Freunden oder der Familie. Gute und sehr lange Freundschaften haben es geschafft, dass ich da bin wo ich nun bin. Sich gegenseitig zu supporten und wirklich einfach mal das machen worauf man Lust hat. Seine Ängste und Sorgen mit den wichtigen Menschen um sich herum teilen aber auch die guten Momente. Denn nur dann hat man auch wirklich gelebt.
FOTO: Viola Patzig / Studiobatterie