Richard ist Fotograf. Ein ziemlich guter, um genau zu sein. Das nützt ihm momentan allerdings herzlich wenig. Kunden und damit Aufträge sind unter den gegeben Umständen nämlich erst einmal keine in Sicht. Nachdem alle aktuellen Auftragsarbeiten gecancelled wurden, hat er mit einer experimentellen Projektarbeit begonnen. „Remote from Quarantine“ beschäftigt sich im künstlerischen Sinn mit Fotografie aus der Ferne, wenn man persönlich nicht anwesend sein kann oder möchte. Wie das geht? Richard porträtiert beispielsweise Menschen in Quarantäne über ihre Desktop- oder Handykamera. Das Szenario lässt sich nach Corona auch auf andere Krisen- oder Ausnahmesituationen übertragen. Entstehen soll ein Buch oder Booklet. Passt, denn Anfang 2019 hat sich Richard dazu entschieden, weniger kommerzielle Werbung zu fotografieren, weil sie zwar finanziell reizvoll ist, aber die Halbwertszeit eines Magazin-Seitenschlags oder einer U-Bahnstation in Durchfahrt hat. Parallel arbeitet er an zwei Dokumentarfilm-Projekten und Fotobüchern. Wir glauben an dich!
Name: Richard Pflaume Hoyer
Alter: Dreiunddreißig
Wohnort: Berlin
Beruf: Global Story Scout in Bild und Schrift (copyright)
Schuhgröße: In 10 Jahren stimmen Alter und Schuhgröße überein.
Lieblingskamera: Als Fotograf schwöre ich euch: Das Objektiv ist wichtiger als die Kamera.
Kontakt: richardpflaume.com
Beschreibe deinen Job in drei Worten: Complex but fun.
Was war bis jetzt dein größter beruflicher Erfolg und warum? Meine Steuererklärung von 2016 vor zwei Wochen erledigt zu haben. Weil zu unserem Beruf leider mehr gehört, als Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Geschafft hast du es, wenn du dich nicht mehr selbst darum kümmern musst, dass alles zum Steuerberater kommt. Das muss Freiheit sein!
Wer gab dir den besten beruflichen Rat und welcher war es? Kein direkter Rat, aber: Ich hatte das Glück einige Male Juergen Teller assistieren zu dürfen. Ein sehr angenehmer und bodenständiger Mensch. Ich habe ihn bei seiner Arbeit viel beobachtet und denke für mich verinnerlicht zu haben, dass das Zwischenmenschliche die halbe Miete oder mehr ist. Manchmal hat er Stunden kein einziges Foto gemacht, nur um die Stimmung für das dann für ihn perfekte Bild zu schaffen. Das hat mich fasziniert. Vielleicht hört sich das pathetisch an, aber ich finde man fühlt die Nähe zu seinen Motiven in seinen Bildern.
Eine Begegnung, die du nie vergisst: Zwei, okay? Ich habe im tiefsten Bayern mal in einem fast privaten Moment Sophia Coppola freundlich die Hand geschüttelt ohne zu realisieren, dass sie es ist. Ich bin ein großer Fan ihrer Arbeit (Tipp: Das auf der DVD enthaltene BTS von Lost in Translation anschauen). Außerdem durfte ich vor einiger Zeit A$AP Rocky fotografieren. Was für ein feiner Kerl, alle Anwesenden inklusive mir waren verliebt in ihn.
Welchen Beruf würdest du gerne mal für einen Tag ausüben? Matrose auf einem Containerschiff. Die Dinger haben auf mich eine unerklärliche Anziehung.
Was ist gerade das Hintergrundbild auf deinem Telefon? Ein künstlerisch wertvolles Selfie meiner Partnerin. Nicht was du jetzt denkst…
Du begegnest deinem 18-jährigen Ich. Welchen Rat gibst du dir? Mach was du willst! Aber mach deine Steuererklärung von 2016 früher!
Welches war das schönste Kompliment, das dir jemand einmal gemacht hat? Komplimente sind mir unangenehm. Aber man sollte Leuten unbedingt öfter ehrliche Komplimente machen, wenn einem danach ist.
Was machst du, wenn dir langweilig ist? Ich schwöre mir ist nie langweilig. Im Kopf ist immer was los.
Verrate uns einen magischen Ort! Jedes Arthouse Kino.
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Die Zahlen auf meiner Steuererklärung. Okay, stop, der Witz ist durch. Ich würde sofort alle Kriegsursachen beenden.
Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Eine gute Pasta.
Was sollte niemand von dir wissen? Ihr wollt, dass ich jetzt sage, dass das eine Fangfrage ist, oder?
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Welcher der beste Fußballverein der Welt ist, wobei es darauf ganz klar nur die Antwort Eintracht Frankfurt gibt. (Fußball ist als Spiegel einer Gesellschaft total unterbewertet und wird viel zu oberflächlich rezensiert.)
Das letzte Wort: Auch in schwierigen Zeiten, glaubt bitte an euch! Und an mich. Danke fürs Gespräch!
FOTO: Benjamin Kim / Richard Pflaume