Der Himmel über Kreuzberg

Der Kreuzberger Himmel auf der Yorckstraße bietet fantastische syrische Spezialitäten an. Die beiden Küchenchefs im Restaurant, Nour und Othman, gelten als Vollblutprofis und bereiten täglich alle Gerichte frisch zu. Genau so sollte ein Artikel über ein gutes Restaurant beginnen. Das Besondere und deshalb Zweitwichtigste: Nour und Othman sind, genauso wie alle der insgesamt acht Mitarbeiter, Menschen, die nach ihrer lebensgefährlichen Flucht eine neue Heimat in Berlin gefunden haben. Hinter dem Konzept steckt die Organisation Be an Angel e.V., welche seit über zwei Jahren Geflüchtete beim Ankommen in Deutschland begleitet. Ein Grundsatz von Be an Angel e.V. lautet, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Mit dem Restaurant sollen aus Flüchtlingen Nachbarn werden. Als die ersten von ihnen ihre Wohnungen bezogen haben, wurden die Vereinsmitglieder und freiwilligen Helfer häufig als Dankeschön zum Essen eingeladen. Die Begeisterung war riesig, woraus schließlich die Idee zu einem Restaurant entstand. Mit Unterstützung der Kirchengemeinde Sankt Bonifatius fand sich das freie Lokal auf der Yorkstraße. Bis Ende Januar wird der Kreuzberger Himmel vermutlich als eigenständiger Ausbildungsbetrieb anerkannt. Ab Mitte Februar soll es einen Mittagstisch für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien geben. Zu diesem außergewöhnlichen Konzept kommt ein Ambiente, das sich sehen lassen kann. Die Designexpertin Tatjana Sprick hat das gesamte Einrichtungskonzept entwickelt und umgesetzt. Namhafte Marken wie BOCCI, designform und Made.com haben ebenso zur Umsetzung beigetragen wie die Galerie Camerawork, von der die Kunst im Raum stammt. Und damit müssen wir den Einstieg unseres Beitrags nun doch wieder ein Stück revidieren. Der Kreuzberger Himmel ist nicht nur ein Restaurant. Es ist ein Ort der Begegnung, an dem gut gegessen wird. Sehr gut!
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Kreuzberger Himmel | Yorckstr. 89, 10965 Berlin | Öffnungszeiten: Mi-So 17-01 Uhr | kreuzberger-himmel.de | Facebook

Meisterlampe

Wenn man das Haus mit der Nummer 79 am anderen Ende der Kantstraße betritt, hält man kurz scheu inne. Irgendwo hätte man doch den Eintritt bezahlen müssen, denkt man bei sich, wähnt man sich doch in einer Art Galerie, mitten in einer Kunstinstallation oder einem architektonischen Designkonzept, der lebendigen Studie einer entrückten, poetisch künstlerischen Welt von morgen. Alles falsch. In dem kolossalen Altberliner Bau des massivherrschaftlichen Westens, samt steinerner Wendeltreppe und mehrgeschossigen Deckenhöhen, befindet sich der Arbeits- und Schauraum des großartigen kanadischen Design- und Interieur-Labels Bocci. Jeder Raum in diesem Haus ist so gut wie leer – ein Schreibtisch hier, ein Besucherstuhl da. In jedem Raum, jedem Zimmer, jedem Flur hängt eine einzig und allein für diesen Ort geschaffene Lampeninstallation. Jede von ihnen in unzähliger Handarbeit als Unikat zwischen Gegenstand und Kunstobjekt erschaffen. Sie erleuchten die Räume um sie nicht, sie schaffen diese erst. Kaleidoskopische Lichtexplosion, in verschiedenen Farben und organischen Formen. Bocci um das geniale Mastermind Homer arbeitet als Kooperative von Handwerkern, Architekten, Technikern und Designern an Lichtinstallationen, Möbeln und (weil es die sonst wirklich nur in hässlich gibt) Steckdosen. Nicht nur in Vancouver, sondern auch in Berlin tun sie das mit einem geschulten Auge für Fantastik. Eine ihrer zauberhaften Leuchten schmückt auch den Friends Space unserer Freunde von Freunden. Das Besondere an Bocci ist die grenzüberschreitende und interdisziplinäre Arbeit. Ihre Objekte entstehen aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Zeitgeist, Mechanik, Materialkunde und Kultur. Daraus entsteht in jeder Umgebung eine ganze Welt.
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Bocci | Preis auf Anfrage | www.bocci.ca | Foto Credit: Johannes Schoen (Bocci)