Fremde Freunde

Schöne Momente im Leben sind die, in denen man merkt, dass andere Menschen ähnliche Ideen haben wie man selbst. Und sofort sieht, dass sie gut sind. Wenn man sich ohne Umschweife verstanden fühlt. In einem blitzkurzen Augenblick total einig ist. So erging es uns, als wir vom „Erzähl-Mahl“ hörten, einem Social Dining, das am kommenden Freitag zum ersten Mal in Berlin stattfindet. Das Konzept ist wunderbar einfach: Menschen, die sich nicht kennen, treffen sich zu einem leckeren Essen und kommen ins Gespräch. Das ist an sich noch keine große Sache. Aber beim Erzähl-Mahl überspringt man den lästigen Small Talk, den wir oft so scheuen, weil er uns selbst schon so langweilt und der doch oft, seien wir mal ehrlich, den Großteil eines Kennenlernabends frisst und einem doch nicht viel über den Menschen verrät, mit dem man sich gerne unterhalten würde. Richtig unterhalten. Deswegen bekommt man beim Erzähl-Mahl zu jedem Gang einen neuen Gesprächspartner aus der Runde Fremder und eine persönliche Frage. Wofür bist du dankbar? Was war dein erstes Reiseziel ohne Eltern? Warum tust du das, was du tust? Und man bekommt die Gelegenheit zum Reden. Und zum Zuhören. Zum Kennenlernen. Von neuen Menschen, Ansichten, Ideologien, Geschichten, Biographien. Und von sich selbst. Denn darum geht es letztlich an diesen ausschweifenden Abenden: Darum, eine Verbindung herzustellen, ins Gespräch zu kommen, Begegnungen zu erleben und Sinn zu finden. Die Idee zum Erzähl-Mahl kommt von Barbara Zevnik und Katrin Frische. Als Landschaftsgärtnerin kümmert sich Barbara um das Planen von Begegnungsräumen. Katrin beschäftigt sich leidenschaftlich gerne als Biografin mit der Geschichte von Menschen. Und, Zack, die beiden fanden sich sofort in der Social Dining-Idee. Zwar richtete sich diese ursprünglich vor allem an Singles, dieses Kredo haben sie aber schon längst überwunden. Erzähl-Mahl ist kein Speed Dating für Philosophen, kein Tinder mit Anspruch. Sondern ein Abend, der uns die Möglichkeit gibt, hinter den Horizont zu sehen. Und dabei auch noch gut zu essen. Das nächste Mahl in Berlin findet bei Conny Schulz im May am Ufer – was uns besonders freut, weil wir Conny’s Refugee Board unterstützen und unsere liebe Grafikerin Britta das Design des schnuckeligen Restaurants am Maybachufer verantwortet. Wir fühlen uns schon jetzt verbunden. Für alle anderen Termine in Berlin, Köln, Frankfurt oder Hamburg, checkt erzaehl-mahl.de.
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Erzähl-Mahl | 20. Mai 2016 | May am Ufer, Pannierstraße 32, 12047 Berlin | Ticket und 3-Gänge-Menue für 39 € pro Person | Facebook | Anmeldung über erzaehl-mahl.de

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Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 18. Mai 2016 | Tags: , , , Keine Kommentare

Conny Schulze

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Conny Schulze

Das 2 Minuten Interview

Conny Schulze ist TV-Journalistin, Autorin und betreibt seit einem Jahr zusammen mit ihrem Mann Thomas das May am Ufer in Neukölln. Dort steht sie bis spät nachts hinter der Theke, schmeißt den Laden und denkt sich nebenbei spannende Projekte aus. Ihr neuester Streich heißt Social Cuisine, ein Startup, das sich mit der Integration von geflüchteten Menschen beschäftigt und ihnen hilft, eine wirtschaftliche Grundlage für ihren Neuanfang in Deutschland aufzubauen. Finden wir gut. Am Samstag veranstaltet sie pünktlich zum Weltflüchtlingstag ein Kochevent mit Tajuddin Shaikh, einem großartigen Koch der Mughal-Cuisine. Wie man das alles genau ausspricht wissen wir nicht, dass es verdammt lecker wird aber schon. Prädikat: hingehen!

 

Name: Conny Schulze
Alter: 52
Wohnort: Berlin
Beruf: Journalistin und Inhaberin May am Ufer
Schuhgröße: 38
Lieblingsrezept: Linguine mit grünen Bohnen o. Kartoffeln und frisch gemachtem Pesto
Kontakt: hallo@may-am-ufer.de

 

Verrate uns einen magischen Ort!
Felsentor auf der Rigi am Vierwaldstättersee.

 

Woher kommst du?
Geboren in Bremen, aufgewachsen auf einem Binnenschiff. Die Liebe zum Wasser ist bis heute geblieben.

 

Hast du ein Vorbild?
Ich halte nicht soviel davon, ein Vorbild zu haben und dem dann nachzueifern. Gut ist, wenn Ideen anderer mich zu etwas Neuem inspirieren oder mir einen anderen Blick auf die Dinge ermöglichen. Grundsätzlich auch alle Leute, die gerne mal die Perspektive wechseln.

 

Welches Problem würdest du gerne lösen?
Die soziale Ungleichheit. Aktuell nervt mich die Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa. Die allgemeine Überforderung mit dem Thema und die Trägheit vieler Leute, etwas dagegen zu unternehmen. Jeder kann etwas tun und dazu beitragen, den einen das Leben in einem fremden Land leichter zu machen und den anderen die Angst vor dem/den Fremden zu nehmen.

 

Wovon kannst du nicht genug bekommen?
Inspiration.

 

Du hast eine Sünde frei, welche verbotene Sache würdest du machen?
In Berlin, wo sowieso alle bei Rot über die Ampel gehen, finde ich das Leben so an- und aufregend, dass ich gar nicht darüber nachdenke, mal etwas Verbotenes tun zu müssen. Wenn es aber irgendetwas zum Guten verändern könnte, würde ich versuchen, illegal an Informationen zu kommen und die dann in die Welt posaunen.

 

Woran merkst du, dass du erwachsen bist?
Dass ich mir heute weniger Gedanken darum mache, was morgen auf mich zukommt.

 

Welches Kunstwerk würdest du gern besitzen?
Das Wolkenbild von Till Warwas. Hängt als Leihgabe bei uns im Laden – noch …

 

Erzähle uns einen Witz!
Kommt ein Frosch im Rollstuhl in ein französisches Restaurant: „Na, schmeckt’s?“ (Ups!, Anm.d.Red.)

 

Mit welcher Persönlichkeit würdest gern einmal einen Kaffee trinken?
Ich würde Tee mit Paramahamsa Yogananda trinken, dem Verfasser der „Autobiografie eines Yogi“.

 

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Mein Mann kocht.

 

Wovor hast du Angst?
Vor Gewalt.

 

Was hat dich zuletzt wirklich bewegt?
Das Schicksal einer Frau aus Äthiopien, die nach einer grauenvollen Odyssee in Deutschland angekommen ist und nun abgeschoben werden soll.

 

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Was kocht dein Mann, wenn Gäste kommen.

 

Das letzte Wort:
Om.

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 17. Juni 2015 | Tags: , , Keine Kommentare