Hier der nächste Schnaps „orginal handmade in Kreuzberg Kellerdestille“, da der nächste Über-Gin mit rückwärtsgedrehten Wacholderbeeren, dort der Likör aus 462 handverlesenen Kräutern und Samen – zugegeben, das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber was in den letzten Jahren so an neuen mehr oder weniger spannenden Spritkreationen auf den Markt kam, übersteigt nicht nur das Urteilsvermögen jeder noch so geübten Säuferzunge, es macht auch ein wenig probiermüde. Unsere Begeisterung hielt sich denn auch in Grenzen als unser Felix mit der kleinen braunen Flasche um die Ecke kam. Sehr neu, und so noch nie da gewesen, sei der Faradai. (Ok, mysteriös heißen tut er ja schon mal. Wer benennt sein Getränk schon nach dem Entdecker der elektromagnetischen Rotation?) Und außerdem pritzelt er im Mund, nachdem man einen Schluck getrunken hat. Spätestens hier wird es interessant. Der Faradai besteht aus nur fünf Zutaten: Bergamotte, Bourbonvanille, Jasminblüten, Ceylon-Tee und Parakresse. Letztere ist es auch, die dem Ganzen seinen besonderen Kick gibt. Der erste vorsichtige Zip aus dem Glas verwirrt. Zunächst ist da Süße. Aber nicht nur, es ist eine bittere Süße, eine leichte Schärfe kommt hinzu und letztlich feine, frische Säure. Ein wenig fühlt es sich so an, als würde sich der gesamte Mundraum nach einigen Sekunden nach innen zusammenziehen. Was zur Hölle ist hier los? Spätestens ab dem zweiten Schluck hat man den Drink dann verstanden, sich seine Geschmacksvielfalt erarbeitet. So geht Trinken für Fortgeschrittene. Sein wahres Können zeigt der kleine Braune dann in Kombination mit Tonic und Zitrone oder als Faradai Mule mit Aqua Monaco Ginger, einem Zweig Rosmarin und Zitronenzeste. Wir verlosen einmal eine Box des magischen Elixiers nebst vorgenannter Zutaten an die besonders Mutigen unter euch. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚BRAUNE FEE‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de.
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FARADAÍ Pará Spirit | 50cl / 45% vol, 35 Euro | faradai.com
Auf die Kresse
Julia Haneke
Das 2 Minuten-Interview
Julia Haneke arbeitete einst in einer großen Anwaltskanzlei. Uff. Dachte sie auch und tauschte die Robe gegen Cubes. Okay, das erklärt sich nicht von selbst, also helfen wir etwas nach. Julia ist seit kurzem jungdynamische alleinige Geschäftsführerin von stocubo, dem ziemlich genialen Baukastenregalsystem Made in Berlin. Davon haben wir jetzt endlich auch eins im Büro und sind so verzückt, dass wir es am liebsten jeden Tag umgestalten würden. Das geht nämlich in Nullkommanix. Richtig kennen- und lieben gelernt haben wir Julia beim stocubo Showroom Opening im Oktober und sie direkt ganz oben auf unsere 2 Minuten-Wunschliste gesetzt. Männerdomäne Handwerk? Pffff, Frau Bundeskanzlerin, wir bitten zum Gespräch über Verkleidungskisten, IKEA und letzte Drinks.
Name: Julia Haneke
Alter: 34
Wohnort: Berlin
Beruf: Geschäftsführerin von stocubo
Schuhgröße: 40
Lieblingsmöbelstück: Was für eine Frage… meine Cubes natürlich ;)
Kontakt: www.stocubo.de
Wie sieht es bei dir zuhause aus? Ein Mix aus unsaniertem Altbau (ich habe tatsächlich noch eine von diesen alten Berliner Wohnungen mit viel Patina und altem Mietvertrag), ein paar wenigen Möbeln und natürlich Cubes in den unterschiedlichen Variationen.
Es brennt und du darfst nur ein persönliches Besitzstück aus deiner Wohnung retten. Wofür entscheidest du dich? Mein Klavier – auch wenn ich mir seit Jahren vergeblich vornehme, endlich wieder richtig zu spielen. ;)
Deine Lieblingsschwäche? Dass ich so leicht zu überreden bin.
Bitte ergänzen: Für einen Tag wäre ich gern mal…
Bundeskanzlerin (wobei hier die Betonung auf dem einen Tag liegt)
Dein Lieblingskinderspielzeug war?
Die Verkleidungskiste mit Mamas heißen Schätzen aus den Siebzigern. Leider ist meine Mutter inzwischen einen Kopf und v.a. drei Schuhgrößen kleiner als ich.
Erzähle uns einen Witz!
IKEA
Wovon kannst du nicht genug bekommen?
Von Sonne und letzten Drinks.
Du hast eine Sünde frei, welche verbotene Sachen würdest du machen? Was war denn nochmal alles Sünde?
Was haben Schmetterlinge im Bauch, wenn sie verliebt sind? Champagner
Welches Buch, welchen Film und welche Platte sollte jeder gelesen, gesehen und gehört haben?
Buch: Jonathan Franzen, Unschuld
Film: Lost in Translation
Platte: Leonard Cohen, New Skin for the Old Ceremony
Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Ein glückliches Rumpsteak, am Stück angebraten und schön langsam und niedrig im Ofen medium-rare gegart, dazu höchstwahrscheinlich irgendwas mit Kürbis, der geht immer und in jeder Lebenslage.
Wovor hast du Angst?
AfD
Was würdest du sofort ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Verstand und Reflexion für alle.
Was sollte niemand von dir wissen? Welche Sünde ich wirklich gerne mal begehen würde.
Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Was ist das beste Regalsystem der Welt?
Das letzte Wort:
<hier sollte sicher noch irgendetwas Smartes stehen, dass mir partout nicht einfallen will, also überlasse ich das meiner PR-Agentur :)> (Finden wir gut, lassen wir so. Anm.d.Red.)
Foto: Jennifer Thomas