In den Hamburger Bahnhof gehen, mit offenem Mund dastehen, fantastische Fotos machen (Hallo Instagram!) und ganz beseelt von der Kunst nach Hause gehen. So sah unser Wochenende aus und so sollte im nächsten halben Jahr auch ein Tag von euch aussehen. Aber fangen wir mal von vorne an: Eva Fàbregas, die in London und Barcelona lebt, zeigt seit dem 6. Juli im Hamburger Bahnhof ihre bislang größte Einzelausstellung „Devouring Lovers“. Mehr als 70 weiche, körperlich anmutende Skulpturen winden sich durch die historische Halle, kommen von der Decke über die Stahlträger und breiten sich aus. Dazu ab und an und hier und da ein leichtes Vibrieren, ein Zucken und mal ein Wackeln. Verschlingende Liebende, die man gesehen haben muss.
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Eva Fàbregas: Devouring Lovers | bis 07.01.2024 | Di, Mi & Fr 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Sa & So 11-18 Uhr | Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50-51, 10557 Berlin | smb.museum | FOTO: Jacopo La Forgia / Courtesy Eva Fàbregas
Devouring Lovers
Dämonen unter Wasser
Die Berlin Art Week ist mit Abstand unsere Lieblingsweek von all den Weeken. Vom 26. bis zum 30. September machen zahlreiche Ausstellungseröffnungen, Kunstmessen, Preisverleihungen, Künstlerfilme und Sonderveranstaltungen die Hauptsadt wieder zum Eldorado der internationalen Kunstwelt. Das vielfältige Programm bietet neben den Ausstellungen vieler etablierter Künstlerinnen und Künstler auch zahlreiche kleinere und weniger bekannte Kunstprojekte von jungen Talenten verschiedener Genres. Im diesjährigen Fokus stehen die Kunstmessen art berlin und Positions Berlin Art Fair. Beide präsentieren ihre Galerien in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Darüber hinaus feiert der European Month of Photography im C/O Berlin seinen Auftakt. Zu unseren persönlichen Highlights zählt unter anderem die Ausstellung As We Used To Float von Julian Charrière. Die multimediale Rauminstallation in der Berlinischen Galerie führt das Publikum unter die Wasseroberfläche des Pazifik und zeigt die Hinterlassenschaften der US-amerikanischen Kernwaffentests im Bikini-Atoll. Mit Crash zeigt der Gropius Bau die tolle erste Einzelausstellung der koreanischen Künstlerin Lee Bul. Sie experimentiert mit außergewöhnlichen Materialien wie Perlmutt, Kristallen, Leder oder Samt und zeigt fantasievolle Topographien utopischer Sehnsüchte, die von futuristischen Theorien, Science-Fiction, Bioengineering und visionärer Architektur beeinflusst sind. Unser dritter Höhepunkt ist die Mehrkanal-Videoinstallation der polnischen Künstlerin Agnieszka Polska. Sie verbindet in ihren Werken Realfilm mit animierten Sequenzen. Im Rahmen der Berlin Art Week präsentiert der Hamburger Bahnhof nun ihre raumgreifende Video- und Toninstallation namens The Demon’s Brain.
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Berlin Art Week | 26.-30.09.2018 | As We Used To Float, Julian Charrière, Berlinische Galerie, 27.09.18 – 08.04.19 | Crash, Lee Bul, Gropius Bau, 29.09.18 – 13.01.19 | The Demon’s Brain, Agnieszka Polska, Hamburger Bahnhof, 27.09.18 – 03.03.19 | Programm | Tickets | www.berlinartweek.de | Foto: Agnieszka Polska, The Deamon’s Brain, 2018
We <3 books
Sag mir, was du liest und ich sage dir, wer du bist. Freundschaften sind schon an Büchern zerbrochen. Weil man das falsche gelesen, das geliehene nicht zurückgegeben oder fälschlicherweise das mit der Widmung des Freundes der anderen hat rumliegen lassen. Umgekehrt sind Bücher dazu da, Freundschaften zu schließen, zu festigen und zu zelebrieren. Das richtige Buch zur richtigen Zeit, zum Trösten, zum Jubeln, um sich neu zu verlieben, gehört zum Wertvollsten überhaupt. Daher ist klar, dass wir nur Fans sein können von „Friends with Books“. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Verein, der seit 2014 dem Kunst- und Künstlerbuch eine öffentliche Plattform gibt. Auch dieses Jahr wieder präsentieren über 160 Künstlerinnen und Verleger ihre Bücher im Hamburger Bahnhof. Es wird ein bunter Reigen sein, in dem gestöbert werden kann: Selbstverlegte Magazine, aufwändig gestaltete Künstlerbücher, im Eigenverlag produzierte Werke zeigen, wie eng die Beziehung zwischen Kunst und Publikation sein kann. Während eines Wochenendes wird die Messe angereichert um Lecture Performances, Gesprächsrunden und Einzelpräsentationen. Kunst zum Anfassen, zum Durchblättern, zum Freundschaftschließen.
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Friends With Books | 10.-11.12.2016, 11-19h | Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin | Eintritt frei | www.friendswithbooks.org | Facebook
Kennen Sie Dieter Roth?
Kennen Sie Dieter Roth?Kennen sie Dieter Roth? Sollten sie aber. Dieter Roth war ein Universaltalent, arbeitete mit so unterschiedlichen Medien wie Zeichnung, Malerei, Assemblage, Installation, Druckgrafik, Buchkunst, Literatur, Aktion und Film. Wenig bekannt und beachtet sind bisher seine zahlreichen musikbezogene Projekte und Werke. Bisher, denn an diesem Freitag eröffnet im Hamburger Bahnhof in Berlin die Ausstellung ‚Und weg mit den Minuten‘, die stellt erstmals umfassend das musikalische oder besser musikbezogene Schaffen des Künstlers vor. Die Musik spielte für Roth zeit Lebens eine große Rolle, was in seinem Werk in verschiedener Weise zum Tragen kommt. So integrierte er Musikinstrumente als stumme Reliefs neben Kassetten- und anderen Audiogeräten in seine Assemblagen und verwendete sie als Motive in seinen Papierarbeiten und Bildern. Roth trat sogar selbst als Musiker auf, spielte alleine oder als Teil des Künstlerkollektivs ‚Selten gehörte Musik‘, mit Wiener Künstlerfreunden und auch mit seinen Kindern praktizierte er eine Art „dilettantischer Hausmusik“. Er besaß eine umfangreiche Schallplattensammlung und ein eigenes Tonstudio; seine Musik-Liebe galt dabei vor allem der klassischen Musik, Schubert, Brahms und Schönberg im Besonderen. Die Ausstellung im Hamburger Bahnhof wird ergänzt um ausgewählte Werke und Schallplatten von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit Roths Arbeiten in Beziehung setzen lassen. Die Ausstellung feiert die Verbindung von bildender Kunst und Musik. Sie läuft vom 14. März bis zum 16. August. Der Eintritt zur Vernissage am Freitag von 20 bis 23 Uhr ist frei. |