„ER SIE ICH“ ist ein waghalsiges Experiment der Regisseurin Carlotta Kittel. Am 8. März zeigt das City Kino Wedding ihren erfolgreichen Abschlussfilm der Filmuniversität Babelsberg. Nachdem ihre Mutter schwanger wurde mieden sich beide Elternteile und hatten die gesamten 25 Jahre nur sporadischen Kontakt. Auf der Suche nach Antworten interviewt Carlotta ihre Mutter Angela und ihren Vater Christian getrennt voneinander. Als sie ihnen die Aufnahmen der jeweils anderen Person zeigt, entsteht eine Dynamik zwischen den beiden Eltern, ohne dass sie sich tatsächlich begegnen. So ist ein spannender Film über gefühlte Wahrheiten und wahre Gefühle entstanden. Die Eltern reden offen und schonungslos über enttäuschte Erwartungen, über ihre Vorstellungen von Beziehung, Glück, Familie und Liebe. „ER SIE ICH“ ist ein Film über die Macht, die eigene Geschichte zu erzählen, und die Machtlosigkeit, eine zweite Version dieser Geschichte zu verhindern. Ein Gespräch, das nie geführt wurde. Mit dem Film möchte die Regisseurin einen Austausch schaffen, der Empathie und Distanz ermöglicht. Diese Dynamik prägt letztlich jede Beziehung. Bei der Vorstellung wird Carlotta Kittel zu einem ausführlichen Filmgespräch anwesend sein. Mit ein wenig Glück habt ihr die Chance auf 1×2 Freikarten. Schreibt uns dazu wie gewohnt eine Mail mit dem Betreff ‚Experiment‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de.
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ER SIE ICH | Do, 08.03.18, 19 Uhr | City Kino Wedding, Müllerstraße 74, 13349 Berlin | partisan-filmverleih.de/filme/er-sie-ich | Facebook | Tickets 7€
Der Dialog
Der blanke Horror
„He has his father’s eyes“ – das ist der Moment, in dem in Polanskis Horror-Klassiker „Rosemarys Baby“ alles entgleitet. Der pure Horror. Die unausweichliche Gewissheit. Ein schauderhafter Moment. Wie der, als Lila Crane erkennt, das Norman Bates’ Mutter alles andere als lebendig ist. Oder als Samara bei The Ring aus dem Fernseher kriecht. Wir lieben und hassen diese Augenblicke, in denen wir uns am liebsten verkrümeln möchten, aber trotzdem nicht wegsehen können. Wir wollen den Horror. Das Gruseln, den Schauder, das pochende Herz. Apropos Samara, das Durchbrechen der Sicherheit spendenden Mattscheibe war ein solch geniales Stilmittel, weil es den Betrachter förmlich die vierte Wand unter dem Boden wegzog. Was, wenn sich der Horror nicht mehr nur da drin im TV, Monitor oder Display abspielt, sondern überall um mich herum, unmittelbar und wahrhaftig? Der schwedische Regisseur Jakop Ahlbom bringt mit seinem Ensemble den Nervenkitzel des Movie-Genres auf die Theraterbühne. Das Stück HORROR ist eine Hommage an den Gruselfilm, eine Ode an die Besessenheit, die den Zuschauer schonungs- und schutzlos mit einbezieht. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die in das Haus ihrer Familie zurückkehrt, in dem sie jahrelang gequält wurde. Ein menschenleeres Haus in einer stürmischen Nacht. Die seelenlose Frau konfrontiert ihre Vergangenheit – bis zum blutigen Letzten. Es ist ein Horror ohne Worte. Tanz, Pantomime, Lichteffekte und Musik ersetzen die Dialoge komplett. Die Schauspieler schaffen es durch ihre Präsenz atemberaubende Stimmungen zu erzeugen. Das Stück hat alles, was Horror braucht: Referenzen an die Großmeister des Genres, Drama, Angst, Unausweichlichkeit, Entsetzen und Psychospiele. Aber auch spritzende Blutrunst, Zombie-Kämpfe, Surrealismus und absurden Humor. Wir sagen: Hingehen! Aber vorher die Fingernägel feilen, sonst kratzt ihr dem Nebenmann vor Schreck den Unterarm auf.
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HORROR – ein atemberaubender Alptraum| 13.–18.09.16 | Deutsches Theater München, Schwanthalerstraße 13, 80336 München | horrortheshow.com | Facebook