Wenn ich mir was wünschen dürfte…

Die letzten Monate und Jahre haben unser gesellschaftliches Selbstverständnis erschüttert. Unsere Demokratie muss sich Tag um Tag, Gewalttat um Gewalttat, Provokation um Provokation, Schlagzeile um Schlagzeile neu beweisen, während von allen Seiten kräftig und laut an ihr gezerrt wird. Wer ist das Volk? Und wer nicht? Was hält uns im Kern zusammen? Wie stellen wir uns gegen die extremen Kräfte, die der Idee einer pluralistischen, liberalen und sozialen Gemeinschaft aggressiv entgegenwirken? Was können, was müssen Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien und jede und jeder einzelne von uns tun, um das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern? Das vom Verein Checkpoint: Demokratie e.V. initiierte Buch ‚Wenn ich mir etwas wünschen dürfte. – Impulse für eine Demokratie der Moderne‘ findet Antworten. Oder vielmehr die 43 Autorinnen und Autoren des Buches. Darunter sind nahmhafte Persönlichkeiten und schlaue Köpfe aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen. Gesine Schwan ist dabei, aber auch Guido Maria Kretschmer, Antonia Rados, Nico Hofmann, Christoph Sieber, Philipp Lahm, Michel Friedman oder Diana Kinnert. In ihren Beiträgen formulieren sie ihre Gedanken dazu, was sich ändern muss, damit unsere Demokratie mit der Moderne Schritt hält. Sie lenken ihren jeweiligen Blick auf unterschiedliche Dinge aus ihrem Wirkungsgebiet, auf nachbarschaftliche Kleinigkeiten oder das große Ganze, adressieren Politik und formulieren Forderungen zu Bildung, sozialer Grundsicherung, dem Schutz der demokratischen Ordnung oder benennen die unkalkulierbaren Auswirkungen von Krieg und Gewalt. Aber auch die Dinge, die jeder selbst umsetzen kann, kommen zur Sprache – Offenheit gegenüber Fremdem, Engagement für Grundrechte und Privilegien wie die freie Meinungsäußerung oder die Notwendigkeit einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise. Dabei herausgekommen ist ein Buch voller Inspirationen, Ideen, Analysen und neuer Sichtweisen auf den Zustand unserer demokratischen Gesellschaftsordnung und deren Zukunft. Eine Festschrift der Demokratie, wenn man so will!
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Wenn ich mir was wünschen dürfte. – Impulse für eine Demokratie der Moderne | 14,90 Euro | www.schueren-verlag.de | www.checkpoint-demokratie.de

Frans Prins

Das 2 Minuten-Interview

Frans Prins ist kreativer Entrepreneur, Autor und Visionär. Vor allem ist er so etwas wie eine richtungsweisende Instanz in Sachen Sustainable Fashion und Design. Er war oder ist beteiligt an Projekten wie Theky.to, Ethical Fashion Show Berlin, Green Showroom oder Beyond Berlin. Wir schätzen ihn außerdem als Chefredakteur von Lilli Green, dem Magazin und Shop für nachhaltiges Design. Darin berichtet er mit Vorliebe über außergewöhnliche Architekturprojekte wie Tiny Houses, Bambuslofts, grüne Schulen und Erdhäuser oder über kreislauffähige Möbel, Upcycling-Lampen und neue Eco Fashion Marken. Wir wollten wissen, mit wem der sympathische Niederländer gern mal den Job tauschen und worüber er sich mit Angela Merkel im Urlaub unterhalten würde. Weltfrieden natürlich und Schokolade selbstverständlich.

Name: Frans Prins
Alter: 38
Wohnort: Berlin Kreuzberg
Beruf: Blogger
Schuhgröße: 43
Lieblingslabel: ekn Footwear
Kontakt: www.lilligreen.de

Eine gute Tat, die jeder sofort tun kann? Jeden Tag für mindestens zehn Sekunden darüber meditieren, dass wir Teil dieser fantastischen Planeten sind. Da fallen einem dann schon selber die guten Taten ein.

Von welchem aktuellen ‚grünen‘ Projekt sollte jeder wissen? Informiert euch über alle gute Sachen, die in aller Welt gemacht und entwickelt werden und lasst euch inspirieren. Zum Beispiel über unseren Blog.

Das Leben welcher berühmten Persönlichkeit möchtest du für einen Tag leben? Mark Zuckerberg. Control Alt Delete.

Was unterscheidet dich von anderen? Die Frage sollte eher sein: was verbindet dich mit anderen. Wir wollen uns immer sehr gerne von anderen unterscheiden, etwas ganz besonderes sein, aber letztendlich leben wir alle auf dem gleichen Raumschiff.

Wie sieht es bei dir zuhause aus? Meine Wohnung ist ein Sammelsurium alter Möbel und Erinnerungen. Ich kaufe kaum Neues für mein Zuhause und gebe lieber Geld für gutes Essen aus als für eine teure Küche. Ich mag den Less is More-Ansatz, obwohl ich immer noch viel mehr Sachen habe, als in ein Tiny House passen würden.

Was ist dein geheimes Talent? Im Paralleluniversum bin ich ein Superagent und rette jeden Tag die Welt. Meine Fantasie ist meine Geheimwaffe.

Du triffst Angela Merkel im Fahrstuhl. Worüber unterhaltet ihr euch? Weltfrieden. Eine Strategie, um den amerikanischen Präsidenten loszuwerden. Oder Wandern, wir waren vor kurzem am gleichen Urlaubsort.

Sommer oder Winter? Frühling und Herbst. Ich mag es, wie die Natur sich verändert.

Was wäre dein Traumurlaub? Einmal ganz um die Welt per Anhalter reisen. Ich finde, trampen ist noch immer eine wunderbare Art, die Welt und verschiedenste Menschen kennen zu lernen und jede Menge Abenteuer zu erleben.

Wer war dein Held / deine Heldin in Kindertagen? Robin Hood. Wo sind die modernen Robin Hoods eigentlich? Alle vernünftige Menschen scheinen heutzutage ihr eigenes Business zu machen, sie machen Eco-Fashion oder brauen ihr eigenes Pale Ale. Die Weltrevolution findet heutzutage über unseren Konsum statt.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Pfannkuchen, das mögen immer alle.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Das Auto abschaffen und durch etwas ersetzen, was nicht stinkt, nicht so viel Platz einnimmt und auch nicht tötet, aber uns trotzdem überall schnell hinbringt. Einen „Teleporter“ erfinden vielleicht, das wäre doch die Öko-Erfindung überhaupt! Beam me up, scotty.

Was sollte niemand von dir wissen? Ich bin eher ein Ökosnob, aber ab und zu mache ich einen Reality-Check und kaufe knallhart beim Discounter ein. Und meine Unterhosen sind auch nicht immer Bio.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen? Ist die Datenschutz-Grundverordnung eine Krankheit oder warum sehen alle, die etwas mit Internet machen, zurzeit so bleich aus?

Das letzte Wort: Kauf einfach weniger, dafür aber bessere Sachen! Ach, nur eins? Schokoladenfabrik.

 

Sebastian 23

Das 2-Minuten Interview
Grundsätzlich sind wir ja skeptisch bei Menschen, die schneller reden, als wir denken können. Aber als wir in einer Talkshow die folgenden Sätze aus dem Mund von Sebsatian 23 hörten, war es um uns geschehen: „Zug fahr’n ist fließen auf Gleisen. Flüsse sind Meere auf Reisen. Träume sind Schlaf mit Ideen. Igel Kakteen, die geh’n. Fenster sind gläserne Mauern. Berge sind Wellen, die dauern.“ Sebastian 23 (Was die Zahl soll hätten wir dann auch geklärt, ganz ohne danach zu fragen – siehe unten.) ist Poetry Slammer, Autor und Moderator. Dazu moderiert er viele Shows und schreibt für verschiedene TV-Formate und Bühnen. Momentan tourt er mit seinem aktuellen Programm „Hinfallen ist wie Anlehnen, nur später“ durch Deutschland. Für seine SloSlamShow im Mehringhof-Theater am Freitag verlosen wir 2×2 Gästelistenplätze. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚WORD‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de. Am 10. Oktober erscheint übrigens Sebastians erster Roman „Die Sonnenseite des Schneemanns“ bei Lektora. Trotz der Aufregung darüber fand er zwischen zwei kräftigen Kaffees noch Zeit und Wort um sich unseren Fragen zu widmen. Wobei, vielleicht stellen ja gar nicht wir die Fragen, sondern Manuel Neuer…?

Name: Sebastian 23
Alter: 38
Wohnort: Bochum
Beruf: Autor
Schuhgröße: 46
Lieblingswort: Ja.
Kontakt: Kaderschmiede Booking, Hamburg

 

Gibt es Leben auf dem Mars? Ob es jetzt gerade Leben auf dem Mars gibt, ist schwer zu sagen. Aber wenn du es auspackst und eine Woche liegen lässt, gibt es garantiert jede Menge Leben auf dem Mars.

Ein Wort, das du viel zu oft benutzt: Kaffee.

Was tust du morgens nach dem Aufstehen als Allererstes? Kaffee.

Im Zweifel lieber stumm oder taub? Wer denkt sich diese Fragen aus? Die Spanische Inquisition? Der Autor von SAW?

Du liest ein Buch und stellst fest, dass es ein Roman über dein Leben ist. Liest du weiter? Auf jeden Fall bis zu dem Punkt, an dem ich im Roman anfange, diesen Roman zu lesen. Ob ich dann weiterlese, erfahre ich ja auf der nächsten Seite.

Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest? Exakt dasselbe, was ich jetzt mache. Aber vermutlich erfolgreicher.

Welche geniale Idee hättest du gern selbst gehabt? Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“.

Du darfst den Duden um drei Wörter deiner Wahl ergänzen. Bitteschön:
zerchillt (müde durch entspannen), Applau (ein einzelnes Klatschen) und grubeln (nachdenklich buddeln, nach Erinnerungen graben)

Was ist gerade das Hintergrundbild auf deinem Handy? Eine Büste von Grete Penelope Mars, einer Frau, die es angeblich nie gab.

Willst du jemanden grüßen? Ich grüße meinen Verstand, wo immer er auch sein mag. Ich vermisse ihn, aber nur manchmal.

Wie alt wärst du, wenn du dein Alter nicht wüsstest? 23.

Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein erschaffen, über den er nicht springen kann? Ich habe diese Frage tatsächlich mal einem etwas zerchillten Mann in der U-Bahn gestellt, der lautstark behauptete, selbst allmächtig zu sein. Er sah mich eine Weile lang grubelnd an und sagte dann (ich zitiere wörtlich): „Das ist doch spiegelkosmischer Pimperquatsch!“

Wenn die Welt in einem Jahr untergeht, was würdest du von nun an machen? Exakt dasselbe, was ich jetzt mache. Nur weniger erfolgreich, zumindest langfristig.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen? Kaffee.

Wenn eine Fee dir eine Fähigkeit schenken könnte, welche würdest du wählen? Tanzen.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Fast alles. Außer den Geschmack von Erdbeeren.

Was sollte niemand von dir wissen? Ich lebe im Ruhrpott, aber interessiere mich nicht groß für Fußball. Wenn das rauskommt, werde ich wahrscheinlich gezwungen, ins Münsterland zu ziehen.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Ich möchte lieber hervorheben, dass ihr alles richtig gemacht habt, indem ihr manche Fragen nicht gestellt habt: Kann man vom Poetry Slammen leben? Wieso heißt du Sebastian 23? Warum guckst du denn jetzt so gelangweilt?

Das letzte Wort?
Hoffentlich: Danke.

Foto: Fabian Stürtz

Oren Lavie

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Das 2 Minuten-Interview

Die französische VOGUE hat Oren Lavie kürzlich zum sexiest man alive gekürt. Full stop! Der gebürtige Israeli ist Sänger, Autor, Songwriter, Theater- und Videoregisseur. 2009 wurde sein Stop-Motion-Musikvideo „Her Morning Elegance“ zum Hit im World Wide Web und bescherte ihm sogar eine Grammy-Nominierung. Am Freitag kommt sein neues Album mit dem Titel „Bedroom Crimes“ in die Plattenläden. Auch darauf: der Song „Did You Really Say No“, den er zusammen mit Vanessa Paradis aufgenommen hat. Das wollten wir genauer wissen. Und wie das mit dem Baby und der Glasscheibe war, den unverstimmbaren Gitarren und den lauten Kühlschränken.

Name: Oren Lavie
Wohnort: Tel Aviv
Beruf: I write books for children and I make music.
Schuhgröße: 43 im Schatten
Lieblingszitat: „I wouldn’t want to be a member in a club that would accept me as a member“. Das ist Woody Allen, der Graucho Marx zitiert.

 

Wie klingt Berlin?
Für mich klingt Berlin nach Bäumen und Parks und den Seen drum herum. Es klingt nach Frühling. Als ich zum ersten Mal nach Berlin kam, war es Spätfrühling. Ich kam gerade aus dem lauten New York und Berlin klang für mich wie das Gegenteil von Lärm.Hast du musikalische Vorbilder?
Nein, ich denke nicht, dass ich wirklich Vorbilder habe. Jeder Künstler ist auf seine eigene Weise unperfekt. Für gewöhnlich mag ich Künstler, die Talent und Persönlichkeit miteinander verbinden. Lennon ist ein gutes Beispiel. Tom Waits. Bukowski – nicht gerade der Role Model Typ.

Was singst du unter der Dusche?
Opern! Don Giovanni. Rigoletto. Carmen.

Ein Moment, den du niemals vergisst?
Ich habe ein sehr ausgeprägtes Erinnerungsvermögen was emotionale Erlebnisse angeht. Namen kann ich mir dafür überhaupt nicht merken. Aber eine Sache, die ich niemals vergesse? Wer weiß schon woran ich mich bei meinem letzten Atemzug erinnere? Vielleicht an das erste Mal, als ich „Fool On The Hill“ von Paul McCartney hörte. Oder das erste Mal, als ich den Film „The Never Ending Story“ sah, „The Rocky Horror Picture Show“ oder Woody Allen’s „Manhattan“?

Wovon hast du letzte Nacht geträumt?
Ich träumte von einem Baby, das auf eine Glastür zu rannte und ich konnte nichts dagegen tun. Es würde passieren. Doch plötzlich bemerkte ich, dass ich die Stimmung des Traums beeinflussen konnte und es gelang mir, vom Drama in die Komödie zu wechseln. Als das Baby gegen die Glastür rannte war es auf einmal nur noch lustig und niedlich. Ich rettete das Baby eben auf diese Art.

Was ist typisch für dich?
Über alles zu viel nachzudenken.

Dein Lieblingsschimpfwort?
I never, but never, swear.

Worin wärst du gern besser?
Ich wäre gern freundlicher zu Fremden.

Womit kann man dich beeindrucken?
Wenn man gutmütig, freundlich und großzügig ist oder wenn man ein Arschloch ist, aber sehr talentiert.

Mit welcher Persönlichkeit würdest du gern mal eine Platte aufnehmen?
Lennon. Aber auch Jeff Buckley. Und ich würde gern Audrey Hepburn daten.

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Ich würde richtig gutes Sushi bestellen.

Wovor hast du Angst?
Dass die Dinge nicht so laufen, wie ich es mir erhoffe.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?
Gitarren würden sich nie verstimmen. Und es gäbe leise Kühlschränke!

Wann hast du zuletzt etwas Neues ausprobiert?
Ich versuche ständig neue Menschen kennenzulernen. Das einzig Neue, das wirklich zählt: Menschen.

Was sollte niemand über dich wissen?
Ich kann nicht gut mit Katzen.

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Ihr habt genau die Richtigen gestellt.

Das letzte Wort:
Nothing like a good book.

Diana Kinnert

Das 2 Minuten-Interview

Diana Kinnert, 26, migrantisch, urban, seit einem knappen Jahrzehnt Mitglied der CDU. Sacken lassen, drauf rumdenken, weiterlesen! Denn wer hier aufhört, fängt gar nicht erst an und verpasst einen der spannendsten und eloquentesten Menschen der politischen Landschaft Deutschlands. Während das Geschrei links und rechts der Vernunft so laut tönt, dass vom nötigen Dialog nicht mehr viel zu vernehmen ist, will Diana ihre Stimme mit Substanz geltend machen – in Partei, öffentlichem Diskurs, überall. Und sie möchte jeden einladen, es ihr gleich zu tun. Denn so geht Politik! Sich selbst versteht sie als bürgerlich-liberal, christlich-sozial und zugleich wertkonservativ. Sie studierte Politikwissenschaft und Philosophie, schreibt für diverse Zeitungen, hat kürzlich ihr erstes Buch verfasst und investiert Herzblut und Hirnschmalz in konstruktive Beratung. Bevor sie sich politisch engagierte, war sie als Unkrautvernichter, Schneckenvergifter, Witzeschreiber, Juniordetektiv und zeitweise Fußballspielerin in der DFB-Mädchenauswahl aktiv. Außerdem ist sie gerade verknallt, was an ihrer Konzentrationsfähigkeit nagt. Wir sind es jetzt auch. Nehmt euch Zeit, auch mehr als zwei Minuten. Es gilt.

Name: Diana Kinnert
Alter: 26 Jahre
Wohnort: Berlin
Beruf: Im Herzen noch immer Juniordetektiv.
Schuhgröße: 40
Lieblingsidee: Make Parteimitgliedschaft great again!
Kontakt: www.dianakinnert.de

Was ist die Aufgabe von Politik?

Freiheit – durch die gerechte Organisation und Inverhältnissetzung von Verschiedenheit.

Wohin entwickelt sich die Menschheit? Sind wir auf einem guten Weg?

Allgemein geht es dem Menschen auf der Erde so gut wie niemals zuvor. Manche Gesellschaften sind politisch zurückgeworfen und harren im Kriegszustand. Andere Gesellschaften sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, Souveränitätskrisen im Zeitalter der Globalisierung, Black Mirror-Dystopien im Zeitalter der Digitalisierung. Ob wir auf einem guten Weg sind, ist für mich immer eine Frage der Haltung. Ich sage Ja.

Was würdest Du tun, wenn Du nicht scheitern könntest?

Dieselben Dinge, die ich auch tue, wenn ich scheitern kann.

Warum ist konservativ cool?

Konservatismus meint Selbstvergewisserung. Eine ideologiebefreite Haltung, mit der Veränderungen wahrgenommen werden wie mit einem Seismograph, die Alt und Neu ins Verhältnis setzt, überschäumender Hysterie mit gesunder Skepsis begegnet, differenziert statt verkürzt. Konservatismus als Haltung ist vernünftig. Und Vernunft ist in den meisten Fällen cool.

Die Top 3 der politischen Agenda 2017, bitte:

Perspektiven schaffen bei Jung und Alt, durch Bildungsinvestitionen, Stärkung der Tarifautonomie, die Einführung eines Arbeitszeitpunktemodells für alters- und alternsgerechte Erwerbstätigkeit im Alter, – das alles vor allem auch präventiv gegen Extremismus und Populismus. Mehr Experimente wagen, um wieder innovativer zu werden und um ganz vorn dabei zu sein bei der Transformation der Wirtschaft, das heißt Bürokratismus abschaffen, Infrastruktur modernisieren, Unternehmensgründungen fördern, Digitalität begreifen. Zuletzt: Der Abbau von Zwangsmoral und die Garantie der Freiheit der Lebensführung – ohne Moralismus und Konformismus, für gesellschaftspolitische Liberalität, die jedem Menschen als vollumfänglichen Menschen gerecht wird.

Wann in Deinem Leben hast Du Dich am lebendigsten gefühlt?
Bei frühlingshafter, sprühender Verliebtheit. Auf Morgentau in der Natur. Im Angesicht des Todes: Bei Verlusterfahrungen und Leidszenarien fühle ich mich durch Schmerz und Aufgabe irrsinnig lebendig.

Wie alt wärst Du, wenn Du Dein Alter nicht wüsstest?
12 Jahre – neugierig, tollkühn, hochfliegend, dennoch ehrfürchtig, oftmals scheu.

Die ganze Welt hört Dir zu. Was sagst Du?
Hört einander zu.

Wen bewunderst Du und warum?
Kranke, Verlassene, Gescheiterte. Für Lebensmut, Zutrauen und wirkliche Wiederauferstehung.

Das größte Problem Deiner Generation?
Egozentrik, Überforderung, Lethargie.

Was hast Du heute in 15 Jahren erreicht?
41 Jahre lang versucht, einen Beitrag zu leisten, dass es allen besser geht. Versucht, Eigennützigkeiten zu überwinden, Komfortzonen zu verlassen, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren. Ich habe hoffentlich Familie gegründet, eigne mich zum Vorbild für die eigenen Kinder und bin nicht müde, mich auf die nächsten 41 Jahre zu freuen.

Wenn wir Dich zuhause besuchen, was würdest Du für uns kochen?
Das kommt auf Eure Vorlieben an. Der Köder muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest Du gern mal einen Kaffee trinken gehen?
Ich vermisse Tee trinken mit Rupert Neudeck und Peter Hintze. Ich finde schrecklich, es niemals auf ein Getränk mit Roger Willemsen geschafft zu haben. Ich hätte gerne Robert Musil, Fernando Pessoa und Hannah Arendt kennengelernt.

Wovor hast Du Angst?
Sinnverlust, Unvermögen, Kraftlosigkeit. Vor dem Gefühl von Einsamkeit, das ich auch unter Menschen empfinden kann.

Was würdest Du ändern, wenn Du die Macht dazu hättest?
Freiheit den Unfreien. Den Unterdrückten den Wert der Selbstbestimmung nahebringen. Diktatoren stürzen, Stabilität schaffen, Sicherheit geben, Einhaltung von Grundrechten gewährleisten, selbsterhaltende Demokratiesysteme errichten.

Was sollte niemand von Dir wissen?
Dass ich bei „Keine Zeit“ oftmals Zeit habe, aber alleine sein möchte. Es stimmt, dass ich das zukünftig auch besser aufrichtig so sagen sollte.

Welche Frage hätten wir Dir stellen sollen?
Irgendeine Frage zu meinem bald erscheinenden Buch, das man übrigens schon jetzt vorbestellen kann. Ich lerne gerade, dafür Werbung machen zu müssen, und weiß aber nicht so ganz, wie das am cleversten funktioniert.

Das letzte Wort
Danke Merkel!

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Peter Wittkamp

Das 2 Minuten-Interview

Peter Wittkamp steht im Guinness Buch der Rekorde aus dem Jahr 2000 mit dem Rekord für die „Größte Tigerente der Welt“. Inklusive Foto. Außerdem versucht er sich gerade mehr Zeit freizuräumen, um mal wieder eigene „Projekte“ zu starten. „Das muss man in Berlin ja, sonst wird man aus der Stadt geschmissen.“ Das war es eigentlich auch schon, was man über den Werber, Autor und Gagschreiber so erzählen kann. Ach ja vielleicht auch noch, dass er mithilfe großer gelber Buchstaben aus einem unpünktlichen, unfreundlichen, unbeliebten Betrieb für öffentlichen Personennahverkehr puren Sex auf Reifen respektive Schienen gemacht hat. Oder frei nach Drafi Deutscher: „Weine nicht, wenn der Regen fällt…Tram, Tram“. Peter ist nämlich der geheimnisvolle Kopf der #weilwirdichlieben-Kampagne der BVG. Echt jetzt. Außerdem schreibt er Scherze für die heute show online und einen gewissen Jan Böhmermann. Der eigentliche Grund aber für dieses Interview ist sein Twittername. Wir bitten zum Diktat!

Name: Peter Wittkamp
Alter: 35
Wohnort: Berlin, Neukölln
Beruf: Werber, Autor und Gagschreiber
Schuhgröße: XL
Lieblingswort: vergeigen
Kontakt: www.peterwittkamp.de oder twitter.com/diktator

Kannst du Kommas setzen?
Ich denke, ja. Ist ja nicht so, schwer.

Was findest du gar nicht lustig?
Humor, der von oben nach unten zielt. Der sich über Leute lustig macht, die es sehr schwer haben. Vergleiche dazu den ersten Satz im „Great Gatsby“.

Die Welt hört dir zu. Was sagst du?
Es dreht sich echt nicht immer alles nur um dich!

Dir fehlt die zündende Idee. Was tust du?
Die zündete Idee finden. Es ist leider wirklich so, dass das zu 90 Prozent Arbeit ist und nur zu 10 Prozent Talent. Wenn man großes Glück und Talent hat, kann man die Quote vielleicht auf 60/40 drücken. Aber ein bisschen muss man schon tun.

Wann hast du zuletzt einen Brief geschrieben?
November! „Sehr geehrte Herren und Damen, bitte kündigen Sie meinen Wahltarif Pro Krankengeld…“

Was macht gute Kommunikation aus?
Verdichtung.

Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du nicht scheitern kannst?
Okay, ich nehme den Weltfrieden.

Wie alt wärst du, wenn du dein Alter nicht wüsstest?
Ich fühle mich oft, wie eine Mischung aus einem naiven 16-jährigen und einem leicht verbitterten 55-jährigen.

Würdest du lieber gegen eine Ente kämpfen, die so groß ist wie ein Pferd oder gegen hundert Pferde, die so klein sind wie Enten? Beides – bin ein guter Kämpfer.

Willst du jemanden grüßen?
Den jungen Verkäufer an der Fleischtheke im Edeka, der viel zu selten Mittagspause machen darf.

Ein Pinguin mit einem Sombrero steigt in einen Bus (hintere Tür) und sagt …
„5 Minuten zu spät und rappelvoll. Typisch BVG!“

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Whiskey Sour und als Vorspeise ein kleines Schultheiß.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest du gern mal einen Kaffee trinken gehen? Heinz Erhard

Wovor hast du Angst?
Vor dem Tod.

Wann hast du zuletzt etwas Neues ausprobiert und was war das?
sdjiwlewjed. Gerade. Ein neues Wort. Es ist aber nicht so gut geworden.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?
Dass man einfach so die Macht bekommen kann.

Was sollte niemand von dir wissen?
Die Sache, als ich im Studium betrunken einschlief und am nächsten morgen der …

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Weißt du zufällig, wer den Rekord für die größte Tigerente der Welt hält?

Das letzte Wort:
Jeder Mensch will gleichzeitig teilnehmen und in Ruhe gelassen sein. Und da das eigentlich nicht möglich ist, beides, ist man immer in einem Konflikt. (Thomas Bernhard)

Bildschirmfoto 2017-02-21 um 16.10.08

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 21. Februar 2017 | Tags: , , , , , Keine Kommentare

Erik Spiekermann

Erik Spiekermann

Das 2 Minuten Interview

Erik Spiekermann ist kein Mann der vielen Worte. Dass er uns trotzdem welche geschenkt hat, macht uns ein wenig stolz. Erik Spiekermann ist Designer, Typograf, Schriftgestalter, Autor und eine Legende. Auch wenn er selbst diese Bezeichnung sicher nicht mag. Seine gestalterische Leistung sucht ihresgleichen und ist seit langem stilprägend für ganze Heerscharen an Grafikern, Schriftgestaltern und Designern. 1979 gründete er gemeinsam mit seinen beiden Partnern MetaDesign, bis heute eine der renommiertesten Markenagenturen überhaupt. Viele der von ihm entwickelten Schriften, vor allem die FF Meta und die ITC Officina, sind moderne Klassiker. Was fragt man jemanden, für den Schrift sichtbare Sprache ist? Am besten Persönliches – kulinarische Qualitäten, Ängste, selbsterteilte Ratschläge, sowas. Wir danken fürs Gespräch in Zeilen und Zeichen.

 

Name: Erik Spiekermann
Alter: 68
Wohnort: Berlin
Beruf: Gestalter
Schuhgröße: 43
Lieblingsschrift: Block.
Kontakt: ja.

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Was ist gutes Design?
Wenn es sowohl dem Empfänger als auch dem Absender dient und einen ästhetischen Mehrwert hat.

 

Welche Idee hättest du gern selbst gehabt?
Die Schrift zu erfinden.

 

Die wichtigste Erfindung der Menschheit?
Die Schrift.

 

Was ist gerade der Hintergrundbild auf deinem Bildschirm?
Grau.

 

Welcher Moment hat alles verändert?
Die Erfindung der Schrift. Und mein Geburtstag hat für mich alles verändert.

 

Was kannst du gar nicht?
Klavierspielen.

 

Wie wichtig ist dir Erfolg?
Kommt darauf an, woran man das misst.

 

Wenn du dir selbst als Teenager begegnen würdest, welchen Rat würdest du dir geben?
Fang rechtzeitig mit dem Sparen an, sonst kriegst du keine Rente (weil ich kriege keine).

 

Welche Eigenschaft schätzt du an einem Menschen?
Neugier.

 

Welche Platte, welches Buch, welchen Film,sollte jeder gehört. gelesen, gesehen haben?
Soviele wie möglich.

 

Welches Kunstwerk würdest du gern besitzen?
Das Schwarze Quadrat von Malewitsch.

 

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Ich würde Kuchen backen.

 

Wovor hast du Angst?
Vor Dummheit, weil deshalb die meisten Kriege angefangen haben.

 

Wann hast du zuletzt etwas Neues ausprobiert und was war das?
Habe heute einen selbstgebackenen Lebkuchen gegessen (6.12.)

 

Was sollte niemand von Dir wissen?
Das ich nicht klavierspielen kann.

 

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Ob es ein Leben vor dem Tode gibt.

 

Das letzte Wort:
Alles wird gut.

 

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 16. Dezember 2015 | Tags: , , , , , Keine Kommentare