Das muss ich haben!

Briefmarken, Kunst, Möbelstücke, Silberbesteck, Kleidung, Schallplatten, Oldtimer. Was bewegt Menschen eigentlich dazu, Gegenstände, Devotionalien, Dinge zu sammeln? Missionarischer Eifer? Eitelkeit? Faszination? Welche Leidenschaft treibt sie an und woher kommt ihre Entdeckerfreude? Darüber tauschen sich die Galeristin Annette Kicken, der Museumsdirektor Dr. Thomas Köhler, der Sammler Thomas Olbricht und der Journalist Freddy Langer am 31. Januar im Haus der Wunderkammer der Stiftung Olbricht aus. Im Zentrum ihres Gesprächs steht die Leidenschaft für Fotografie. Die Diskussion ist Teil der Ausstellung „The Moment is Eternity – Works from the Olbricht Collection“. Dort werden noch bis zum 1. April rund 300 Werke und Objekte von 60 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt, um die fotografischen Arbeiten der Olbricht Collection im Dialog mit anderen Kunstwerken der Sammlung zu zeigen. Der programmatische Schwerpunkt: „Vergänglichkeit“. Na wenn das mal nicht zum Thema passt. Denn vielleicht ist das Sammeln ja auch so etwas wie der unbedingte Wille Vergehendes zu bewahren.
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Das muss ich haben! Über das Sammeln von Fotografie und mehr | Gesprächsrunde mit Annette Kicken (Galerie Kicken Berlin), Dr. Thomas Köhler (Berlinische Galerie), Freddy Langer (FAZ) und Thomas Olbricht | me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht, Auguststraße 68, 10117 Berlin | 31.01.19, 19 Uhr | https://www.me-berlin.com/ | Foto: Gerhard Richter, Betty, 1991, (WV-Nr 75) © Gerhard Richter 2018 (0131)

Alles sofort

„…ein Moment der Überraschung, eine Spannung, einen Herzschlag lang… Ein völlig einzigartiges Ding… ein kleines rechteckiges Bild in seinem eigenen Rahmen. Keine Kopie, kein Abzug, nichts Vervielfältigbares oder Wiederholbares.“ Wenn man Wim Wenders, einen der großartigsten und stilprägendsten Regisseure, die Deutschland je hervorgebracht hat, über Sofortbilder der Marke Polaroid sprechen hört, ist man augenblicklich fasziniert. Seine Beschreibung lässt so etwas wie einen Sehnsuchtsort in uns entstehen, sie klingt nach der Antithese der modernen Fotografie, ja gar unseres ganzen durch die Digitalisierung auf das vermeintlich unmittelbare ‚Jetzt‘ beschleunigte Leben. Alles immer, alles sofort. Denn was für den Moment bestimmt ist, strebt nicht danach zu bleiben. Als das damals noch sehr junge Unternehmen Polaroid Ende der 1960er Jahre die Sofortbildkamera entwickelte, war dies eine technische Revolution. Die Bilder ließen sich in nur wenigen Minuten entwickeln, besaßen einen ganz eigenen Look, den typischen Schmelz. Die Polaroid-Kamera wurde nicht nur zum Medium der Wahl für Wim Wenders, sondern für ganze Generationen von Fotografen und Künstlern. In den letzten Jahren feiert die Ikone nun ein Revival. Ironischerweise nicht wegen der Geschwindigkeit, in der die Bilder nach der Aufnahme verfügbar sind, sondern gerade wegen der im Vergleich zu heutigen Maßstäben neuen alten Langsamkeit, die den Begriff „sofort“ auf wunderbare Art und Weise ad absurdum führt. Sofortbild, das bedeutet sich Zeit nehmen, Moment begreifen und für die Ewigkeit zu bannen. Es ist die Umkehr des Entwertungskreislaufs der Möglichkeiten, der die Fotografie heute begleitet. Vom 7. Juli bis zum 23. September präsentiert C/O Berlin zwei großartige Ausstellungen rund um die stilbildende Ästhetik des Polaroids. ‚Wim Wenders . Sofort Bilder‘ zeigt erstmals eine Auswahl von etwa 240 Polaroids des preisgekrönten Regisseurs, Filmemachers und Künstlers. Die Bilder sind eine Art visuelles Notizbuch, Experimentierfeld und Reisebericht. Sie zeigen persönliche und einmalige Aufnahmen von Filmsets und Reisen durch ganze Welt, Wim Wenders in privater Umgebung oder Porträts von Persönlichkeiten wie Annie Leibovitz, Dennis Hopper oder Peter Handke. Das ‚Polaroid Projekt‘ hingegen ist eine einmalige Zusammenfassung von rund 250 Bildern der weltweiten Polaroidbestände in den USA und Europa. Den Werken von Künstlern wie Nobuyoshi Araki, Sibylle Bergemann, David Hockney, Robert Mapplethorpe oder Erwin Wurm werden Kameramodelle, Konzepte und Prototypen der innovativen Technologie zur Seite gestellt.
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C/O Berlin | 07.07.-23.09.18 | Amerika Haus, Hardenbergstr. | Eintritt 10 €/6 € (erm.) | Wim Wenders. Sofort Bilder | Opening 06.07.18, Künstlergespräch mit Wim Wenders und Andrea Thilo am 08.07., 12 Uhr | co-berlin.org/wim-wendersDas Polaroid Projekt | Opening 06.07.18 | co-berlin.org/das-polaroid-projekt

Was bleibt

Bilder sind stärker als Worte. Bilder machen Menschen. Sie formen die Erinnerung und unsere Sicht auf die Welt. Und auch wenn ihre Flut seit Beginn der Digitalisierung jedes Maß des Verarbeitbaren in einer Konstanz überschreitet, die uns Abstumpfen lässt gegenüber Motiven, Geschichten, technischen Innovationen oder künstlerischen Finessen, so gibt es doch immer wieder zeitgefrorene Momente, die uns innehalten lassen, die sich einbrennen und unumstößlich zum kollektiven Gedächtnis der Menschheit werden. Was wird bleiben von der Präsidentschaft Donald Trumps? Ist es das Bild eines Zähne fletschenden, von Wut gezeichneten Mannes? Der verweigerte Handschlag seiner Gemahlin oder das debile Verharren neben der einschlagwilligen Kanzlerin? Wir sind das, was wir senden, womit wir uns umgeben, wie wir uns gebärden. Der Vorgänger Donald Trumps im Oval Office wusste das genau. Wie keinem Zweiten gelang ihm der Spagat zwischen pragmatischem Staats- und herzlichen Showmann. Barack Obama, der schon vor seiner Wahl Hunderttausende an die Berliner Siegessäule lockte, der als Mensch hinter dem Amt greifbar und nahbar schien, mit Kindern und Hunden über die Flure des Weißen Hauses tollte, einfachen Angestellten die Bruderfaust hinstreckte und seine Frau bei öffentlichen Anlässen zärtlich und bewundernd berührte, statt sie in gebührendem Abstand hofieren zu lassen. Unvergessen die Szene, in der er seiner Michelle das Jacket umlegte, umringt von Sicherheitsbeamten, fernab der Kameras und inmitten eines unglamourösen Fahrstuhls. Es ist fast, als wären wir dabei gewesen und hätten die Herzenswärme selbst erfahren. Denn zumindest eine Kamera war in all diesen Momenten stets an der Seite des Staatsmannes. Der ehemalige Cheffotograf des Weißen Hauses Pete Souza ist verantwortlich dafür, dass viele dieser oft privaten Momente auch für uns sichtbar wurden. Denn genau da liegt seine große Stärke, er lässt uns den mächtigsten Mann der Welt beobachten wie einen gemeinsamen Freund, so dass die Grenzen zwischen Inszenierung und Dokumentation verschwimmen. Seine unzähligen Bilder lassen uns teilhaben an der großen Politik und am Menschen Barack Obama. Die Ausstellung ‚Obama: An Intimate Portrait – The Presidency in Photographs by Pete Souza‘, die am Freitag im Museum The Kennedys in Berlin startet, zeigt erstmals in Deutschland 65 seiner Werke. Der Eintritt zum Opening ab 19 Uhr ist frei. Wir verlosen darüber hinaus 2×2 Tcikets für die reguläre Ausstellung. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚BECAUSE WE CAN‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de. Wir empfehlen den Besuch und verabschieden uns standesgemäß mit einem Mic drop.
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Obama: An Intimate Portrait – The Presidency in Photographs by Pete Souza | 04.11.17-04.03.18 | Eintritt: 5€ /2,50€ ermäßigt | Eröffnung 03.11., 19-22 Uhr, Eintritt frei | Museum The Kennedys, Auguststraße 11-13, 10117, Berlin | Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr | thekennedys.de | Facebook | Foto: Pete Souza

Die spinnen, die Finnen!

Kaum ein Medium, kaum ein Berufsfeld hat sich in den letzten Jahren so dramatisch verändert wie die Fotografie. Lag man zu analogen Zeiten atemstill auf der Lauer, um im perfekten Setting den perfekten Moment auf dem perfekten Bild zu bannen, schießt man digital eher im Streuschuss auf bewegliche Ziele. Stimmung, Haltung, Licht und Schatten, das digitale Bild entsteht viel häufiger erst nach dem Klick. Im digitalen Lightroom lassen sich Temperatur, Schärfe, Weißabgleich und Farbkalibrierungen nachbereiten. Doch während die Arbeitsplätze von beispielsweise Filmcuttern oder Coloristen längst intuitiven Bewegungsabläufen folgen, um Effizienz, Geschwindigkeit und Präzision in die Arbeit zu bringen, klicken sich Fotografen noch immer auf Trackpads und per Mouse-Taste über Schieberegler und Klickbalken. Geht besser, dachte sich der finnische Ingenieur/Fotograf/Unternehmer Mikko Kesti und entwickelte gemeinsam mit einem kleinen Team aus Enthusiasten das Loupedeck. Auf Indigogo spielte das brilliante kleine Tool das Fünffache des avisierten 75.000 Euro Fundings ein. Doch der Reihe nach. Loupedeck ist eine intuitive Bildbearbeitungskonsole. Im Prinzip handelt es sich um ein kleines Mischpult, über das sich die wichtigsten Adobe Lightroom Funktionen per Drehregler und Knopfdruck steuern lassen. Kontrastumfang und Sättigung erhöhen? Einmal am Rad drehen bitte. Vorher-Nachher-Vergleich? Ein Knopdfdruck! Zwischen BW und Farbmodus wechseln? Klick! Auch Presets lassen sich auf die Knöpfe legen und direkt ansteuern. Das spart Zeit, viel Zeit! Außerdem kann man die Augen während der Bearbeitung da lassen, wo sie hingehören: auf dem Bild. Und last not least, wer nicht mit dem Finger auf dem Trackpad kreist, sitzt deutlich entspannter am Tisch. Wir finden das so sehr gut, dass wir direkt eines der begehrten Teile im Wert von 369 Euro an die besonders Bearbeitungsfreudigen unter euch verlosen. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚LOUPING‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de. Siri, mach mehr Blau!
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Loupedeck Bildbearbeitungstool | 369 Euro | Shop | loupedeck.com

Kategorien: Produkte | Autor: | Datum: 15. August 2017 | Tags: , , , , , , Keine Kommentare

Go love yourself!

Wie sagt man so schön? The best things in life are not things. Vielmehr liegt Zufriedenheit und Glück darin, sich selbst und anderen Gutes zu tun. Dieser Philosophie folgt auch das wohltätige Projekt Hedoné. Die Gruppe rund um die Künstlerin Rubó (Lola Tuscano) feiert die Freiheit von Geist, Seele und Körper und veranstaltet dazu vom 16. bis 23. Juni ein Seminar, in dem man sich mit den Praktiken des ethischen Hedonismus vertraut machen kann. Workshops in Yoga, Tantra, Reiki und mehr flankieren Vorträge über heilende Ernährung oder den weiblichen Orgasmus. Begleitet wird das Seminar der Achtsamkeit und Selbst-Pflege mit einer Ausstellung zum Thema „From Pleasure to Happiness“. Diverse Künstlerinnen und Künstler werden sich in unterschiedlichen Genres ihrer eigenen Interpretation von Glück und Zufriedenheit nähern. Skulpturen und Malerei, Fotografie und Video illustrieren eine Welt und einen Zustand, deren höchstes Ziel die Freiheit von Angst und Gewalt ist. So kämpft das Kollektiv auch den friedlichen Kampf gegen Gewalt und spendet den Profit aus seinem Aktivismus an NGOs, die unermüdlich gegen Genitalverstümmelungen von Frauen eintreten. Mit Freude zu mehr Zufriedenheit. Und einer etwas besseren Welt.
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From pleasure to Happiness | 16.-23.06.17 | Alte Münze, Molkenmarkt 2, 10179 Berlin | Freier Eintritt | www.hedone.berlin | Facebook

Go love yourself!

Und dann war das Bild.

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Katzen. Strände. Glückliche Menschen. Boote. Tote. Verzweifelte Menschen. Die Allgegenwart des Bildes ist überwältigend, die visuelle Flut schäumt über uns hinweg, unser Hirn sammelt Foto um Foto. Gut? Schlecht? Schön? Echt? Welchen Stellenwert hat das Bild? Wo kommt es her, wo geht es hin? Am 1. Oktober startet die Berliner Version des European Month of Photography (EMoP), einem gemeinsamen Projekt von acht europäischen Städten, ganz nebenbei Deutschlands größtes Fotofestival. Zeitgenössische Formen der Fotokunst werden ausprobiert, historische Bilder gezeigt, Fragen rund um Fotografie aufgeworfen. Wie filtern wir die Bilderflut? Das ist die große Frage, die im Zentrum der Eröffnungstage des EMoP steht. Im Amerika Haus diskutieren vom 29. September bis 2. Oktober Kunstschaffende, Journalisten, Agenturen, Vertreter von Kulturinstitutionen und Kunsthistoriker all das, was geschieht, nachdem ein Bild geschossen wurde. Gespräche rund ums Ordnen, Sortieren, Filtern, Editieren, Bewerten, Kategorisieren und Löschen – allesamt sinnvolle und sinngebende Praktiken im Umgang mit Bildmaterial – erhellen die weniger glamourösen, aber umso wichtigen Aspekte im Umgang mit Fotografien. Zum Anfassen gibt es dabei auch etwas: An den flankierenden Book Days präsentieren über 30 internationale Verlage ihre neusten Bildbände.
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EMoP Berlin – European Month of Photography Opening Days | 29.09 – 02.10.16 | Amerika Haus, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin | Eintritt frei | Programm | Foto: Mick Jagger by Jean Marie Perier

Kategorien: Projekte | Autor: | Datum: 28. September 2016 | Tags: , , , , , Keine Kommentare

Bildung im Bild

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Denk an einen Stuhl! Wie sieht dein Stuhl aus? Meiner ist aus Holz, sehr alt und trägt einen leicht abgewetzten roten Bezug, der mit Messingnägeln am Rahmen befestigt ist. Er hat einen kleinen Riss an der Lehne, der mit Holzleim leidlich gekittet wurde. Wie sieht deiner aus? Wie der Tisch dazu? Worte sind Worte. Sie lassen Raum. Bilder sind präziser als Worte. Bilder sind stärker als Worte. Sie haben die Kraft, Dinge, Menschen, Ideen, Wahrheiten zu verändern. Der Fotograf Nick Brandt dokumentiert seit 15 Jahren die Tiere und Natur Ostafrikas. Nein, er dokumentiert nicht die Giraffen, Löwen, Elefanten, Gorillas, Zebras und Nashörner, die majestätischen, wunderschönen Lebewesen dieser Erde, er porträtiert sie. Er erschafft Ebenbilder in Schwarz und Weiß. Denkmäler. Denn mit der Ausbreitung des modernen Menschen und seiner industrialisierten Lebenswirklichkeit schwindet der Raum für jene, die selbstverständlich von und im Einklang mit der Natur leben. Wo einst Büffelherden grasten, wachsen nun Schornsteine in die Höhe. Wälder, die Zuflucht und Nahrung für abertausende Tierarten boten, sind Anbauflächen und Brachen gewichen. In seinem neuesten Werk führt uns Nick Brandt genau diesen Umstand plakativ vor Augen. Er inszeniert seine lebensgroßen Tierporträts in ebensolchen einstig blühenden Landschaften und macht uns so deutlich, was war und nicht mehr sein wird. Die Szenarien wirken wie surreale Bilderwelten, in denen die einst dort lebenden Tiere wie Geister ihrer selbst erscheinen. Das Buch ‚Inherit The Dust‘ erschien in diesem Jahr und ist für 40,95 Euro online bestellbar. Ein Teil der Erlöse fließt in die von Nick Brandt gegründete Big Life Foundation, die zwei Millionen Hektar Ökosystem in Ostafrika bewahren möchte. Wir verlosen ein Exemplar von ‚Inherit The Dust‘ an die besonders bewussten Menschen unter euch. Schreibt eine Mail mit dem Betreff ‚LIFE MATTERS‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de.
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Nick Brandt ‚Inherit The Dust‘ | Gebundene Ausgabe: 40,95€ | Bestellbar über Amazon | nickbrandt.com

Innenansicht

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Überfüllte Boote, vollgepfercht mit Frauen, Männern, Kindern, die auf dem Mittelmeer treiben. Ströme von Familien, bepackt mit einem Minimum an Hab und Gut, die über Land marschieren. Aus allen Nähten platzende Notunterkünfte ohne Privatsphäre. Bilder, die uns täglich auf allen Kanälen begegnen. Sie sind wichtig, um das Ausmaß und die Tragik der Flüchtlingskrise zu erkennen. So emotional aufwühlend derartige Bilder sind, so dokumentarisch sind sie auch. Sie entstehen allesamt aus dem beobachtenden Blickwinkel des Fotografen oder der Journalistin. Doch jeder Mensch, der sich aufmacht, sein Land zu verlassen, um woanders eine bessere Zukunft zu finden, hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Blick auf diese Reise. Der Hamburger Fotograf Kevin McElvaney verteilte im Dezember 2015 fünfzehn Einwegkameras an Flüchtlinge in Izmir, Lesbos, Athen und Idomeni. Die Hälfte der Kameras sind voller persönlicher Aufnahmen zurückgekommen und liefern ein einzigartiges Dokument aus dem Inneren der Flucht. Sie erzählen Geschichten von Entbehrung und Gefahr. Aber auch Porträts lachender Kinder sind dabei, Schnappschüsse von Familien, unprätentiöse Beobachtungen von Alltag, Versuche von Normalität. Und dabei gleichzeitig Momentaufnahmen aus einem Parallelleben, die ihre Tragik oft erst auf den zweiten Blick enthüllen. In der Gruppenausstellung #RefugeeCameras, die am 11. und 12. Juni in den Berliner Spreewerkstätten stattfindet, werden diese Fotos erstmals in einer Ausstellung gezeigt. Flankiert werden die ethnographischen Aufnahmen von Bildern etablierter Foto- und Videografen wie Sinawi Medine. Der eritreische Fotograf kam selbst über die Mittelmeerroute nach Europa und dokumentierte die Arbeit der zivilgesellschaftlichen Organisation SOS MEDITERRANEE, die seit Februar über tausend Menschen bei ihren Rettungseinsätzen aus dem Meer holen konnte. Alle Einnahmen aus der Ausstellung gehen an den unermüdlichen Verein. Die Vernissage findet am Freitag, den 10. Juni ab 18 Uhr statt. Hingehen!
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#RefugeeCameras | Spreewerkstätten, Am Krögel 2, 10179 Berlin | 11. und 12.6., 12-18 Uhr | Vernissage: 10.6. um 18 Uhr | Facebook

Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 08. Juni 2016 | Tags: , , , Keine Kommentare

Paul Aidan Perry

 

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Paul Aidan Perry

Das 2 Minuten-Interview

Paul Aidan Perry heißt gar nicht so, sondern irgendwie anders und das auch nur zum Teil, oder war es genau anders herum? Völlig egal, denn in jedem Fall ist Paul ein richtig heißes Eisen in Sachen Fotografie. Wir würden sogar so weit gehen und sagen, dass er einer unserer absoluten Lieblingsfotografen ist. Warum? Er arbeitet mit zeitgemäßen Looks ohne sich dahinter zu verstecken. Er liefert ab und immer noch etwas mehr. In seinen Bildern geht es immer auch um Inhalt, ums Entdecken, selbst in eine Editorialstrecke schmuggelt er noch eine kleine Reportage. Kennengelernt haben wir ihn quasi an der Front. Für das BLONDE Magzin hat er uns nämlich mit der Kamera im Studio und zuhause besucht. Wer also mal sehen will, wie es bei uns daheim so aussieht, die komplette Strecke findet ihr hier! Das hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir ihn und seine Freundin/Muse Anna direkt zum Essen eingeladen haben. Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass Paul der Vegetarier mit den versautesten Essensvorlieben des gesamten Planeten ist. Oder wie steht ihr so zu Pommesdöner aus Dönerbrot gefüllt mit Pommes und Knoblauchsoße? Man muss ihn einfach mögen. Ach ja, in einer Woche gehen wir mit ihm auf’s Boot und shooten die Kampagne für einen tollen neuen Kunden. Mehr wird noch nicht verraten…

 

Name: Paul Aidan Perry
Alter: 29
Wohnort: Berlin
Beruf: Photographer & Retoucher
Schuhgröße: 47,5 bis 48,5
Lieblingsessen: Alles mit Kartoffeln
Kontakt: hello@paulaidanperry.com /paulaidanperry.com

Was ist Schönheit?
Funktion, Gradlinigkeit, sicherlich auch Perfektion. Perfektion ist übrigens ein wunderbarer Aufbewahrungsort für Imperfektion.

 

Wer oder was inspiriert dich?
Ungewollte Momente – einen besseren Inspirationspool gibt es nicht.

 

Bist du besser darin, Dinge anzufangen oder zu beenden?
Eigentlich mache ich Dinge ganz oder gar nicht. – Stimmt aber nicht ganz, ich hasse Prototypen und versuche beim ersten Mal an alles zu denken, das verursacht manchmal ein dezentes Delay.

 

Was macht ein gutes Bild aus?
Es gibt zwei Arten, die mich beeindrucken können. Extrem reduzierte Darstellungen oder der exakte Moment. Meistens finden aber Reportagen ihren Weg zu mir.

 

Digital oder analog?
Wer hat der kann! :) Ich mag beides im richtigen Moment.

 

Warum fotografierst du?
Die schöne oder die ehrliche Variante?

 

Dein größter Erfolg?
Eigene Arbeiten immer ständig zu hinterfragen zu optimieren. Läuft bisher.

 

Was kannst du gar nicht?
– kurz Warten
– am Strand liegen und nichts tun
– still sitzen bleiben
Da ist definitiv ein Muster zu erkennen.

 

Was willst du erreichen?
Immer rotieren mit gezwungenem Blickwinkelwechsel. Alles andere ist Zugabe.

 

Die schrägste/witzigste/krasseste Situation deiner Karriere?
Ein Auto ist über meine neue, gerade 2 Wochen alte Kamera gefahren, während ich eine Babykatze aus dem Kippfenster einer Hochparterrewohnung gefischt habe. Das small little Kitt`n haben wir am Ende der Aktion übrigens auch noch geschenkt bekommen.

Verrate uns einen magischen Ort!
Wir haben eine Kammer, 2mx2mx3,80m, darin lagern wir alles in schwarzen Kisten verpackt und wie bei einer archäologischen Ausgrabung gekennzeichnet und farbig markiert. Die Frage ist nicht ob ich es habe, sondern wo.

 

Hängst du deine eigenen Bilder bei dir zuhause auf?
Ja, die waren saugünstig zu haben.

 

Kannst du singen?
Ich habe mir vorgestern eine Gitarre gekauft.

 

Welche Persönlichkeit würdest du gerne einmal portraitieren?
Alle Diktatoren auf einem Bild – Klassenfotolook.

 

Welches Kunstwerk würdest du gern besitzen?
Ich hätte gern einen Grabstein aus weißem Marmor.

 

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
Irgendwas mit Kartoffeln, Achtung! Auch hier lässt sich wieder ein Muster erkennen.

 

Wovor hast du Angst?
Das ändert sich täglich aber grundsätzlich mag ich keine rauen Oberflächen. Offenes Papier geht klar.

 

Welche Superheldenkraft hättest du gern?
Fliegen.

 

Was sollte niemand von Dir wissen?
Das sollte niemand von mir wissen.

 

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
Warum warst du mit 15 auf dem Cover einer Jugendzeitschrift.

 

Das letzte Wort:
Ist allzu oft zu pathetisch. Ich liebe Schokolade.

 

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 07. Oktober 2015 | Tags: , , Keine Kommentare

OHO!

OHO!

Kaum ein künstlerisches Genre hat sich in den letzten Jahren so sehr verändert wie die Fotografie. Die Grenzen zwischen Licht- und Trugbild verschwimmen wie nie zuvor, Ikonen kommen und gehen im Stundentakt, Wimpernschläge der Geschichte werden zur Randerscheinung im endlosen Strom der Bilder. Oft beginnt der wirklich intensive Prozess der künstlerischen Auseinandersetzung erst nach der Aufnahme – am Rechner, im Smartphone, im Konsenz der Community. Was aber macht ein gutes Bild aus? Was unterscheidet ein gutes Bild von einem sehr guten? Nicht jeder, der ein Telefon nebst Filtergalerie bedienen kann, ist gleich ein guter Fotograf. Fotografie ist Handwerk, ist Inspiration, ist Gespür, ist Erfahrung und der unbedingte Wille den eigenen Blick auf die Welt zu teilen. Und zwar nicht im Tagesrhythmus der Blogrolls. Fotografie bedeutet wie jede Kunstform etwas von sich selbst offenbaren zu müssen. Etwas, das sich sonst so wunderbar hinter foodporn, Duckface und Perfect-Life-Inszenierungen verstecken lässt. Darin liegt der wesentliche Unterschied. Die Ostkreuzschule für Fotografen in Berlin hat sich in den letzten Jahren zu der Schmiede für den Fotografennachwuchs in der Hauptstadt entwickelt. Ostkreuz-Schüler sind weltweit angesehen. Sie bringen alles mit wovon wir gerade sprachen. Sie haben in den Jahren ihrer Ausbildung gelernt ihr Handwerk zu beherrschen, damit es ihrem künstlerischen Schaffen keine Grenzen setzt. Sie haben Erfahrung sammeln können und vor allem wurde ihnen Mut gemacht eigene Wege des Ausdrucks zu finden und zu gehen. Ab dem 10. Oktober präsentiert der neunte Jahrgang der dreieinhalbjährigen Ausbildung seine Arbeiten in einer großen zweiwöchigen Ausstellung im HO Berlin. Ostkreuz plus HO gleich OHO, so einfach ist das. Die Vernissage steigt am Freitag Abend ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Veranstaltungen wie ein Book Launch und Podiumsdiskussionen folgen im Laufe der Ausstellung. Programm und Übersicht gibt es hier. Geht da hin, lasst euch inspirieren. Wir brauchen neue Bilder!
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OHO – Ausstellung der Ostkreuzschule für Fotografie | 10.-24.10., Mo-Fr. 12-22, Sa+So. 12-21 Uhr, Vernissage 09.10., 19 Uhr | Holzmarktstraße 66, 10179 Berlin | oho-oks.de | Facebook Eventlink |
Foto: Tessa Ayling-Guhl – ‚It is the natural order‘

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Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 07. Oktober 2015 | Tags: , , , , , , Keine Kommentare

Arne & Claudia

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Arne & Claudia

Das 2 Minuten-Interview

Claudia Hirschberger betreibt zusammen mit ihrem Lebensgefährten Arne den Food- und Fotografie-Blog Food with a View. Das machen die beiden so gut, dass sie damit direkt mal zwei Awards abgeräumt haben im letzten Jahr. Arne isst vegan und Claudia vegetarisch (gemischtes Doppel sozusagen), was beim Kochen ganz einfach ist, aber beim Backen manchmal zur Herausforderung wird. Fotos und Essen und dann auch noch Fotos vom Essen? We like! Da haben wir die beiden gleich mal im Doppel befragt. Vor kurzem war das Duo übrigens bei Thomas von Leogant zu Besuch. Die planen da irgendwas mit Wasser und Rezepten munkelt man, wir bleiben gespannt…

 

Name: Arne Schmidt | Claudia Hirschberger
Alter: 50 | 45
Wohnort: Berlin Mitte
Beruf: Freiberufler
Schuhgröße: 44,5 | 42
Lieblingsrestaurant: Mogg & Melzer | Osmans Schwestern, Herr Rossi…
Kontakt: foodviewberlin.com

Was hast du zuletzt gegessen?
A: Bircher Müsli mit gemahlener Vanille und vielen frischen Beeren.
C: Müsli, das essen wir sonst fast nie, aber irgendwie musste das heute mal sein. Meistens gibt es morgens erst mal einen grünen Smoothie, das macht so schön wach.

 

Wer ist dein/e Lieblingsfotograf/in und warum?
A: Zuletzt hat mich Sebastião Salgado begeistert, der derzeit in der C/O Berlin zu sehen ist.
C: Der erste Fotograf, den ich bewusst wahrgenommen habe, war Ansel Adams: Seine Landschafts-Fotos vor allem aus dem Yosemite Park habe ich als 16jährige in London in einer Ausstellung gesehen und war wie elektrisiert.

 

Süß oder salzig?
A: Eigentlich beides und gern auch kombiniert, besonders in Form von süßem Obst oder Datteln in scharf gewürzten Gerichten aus dem orientalischen Bereich.
C: Ich mag die Kombination aus beidem sehr gern, so kochen wir oft. Bei nur süßen und nur salzigen Gerichten könnte ich mich nicht entscheiden, was ich lieber mögen würde. Einmal alles bitte! ;-)

 

Wie sieht es bei dir zuhause aus?
A: Klassisch minimalistisch, hell. Mein Vintage-Rennrad bewahre ich in der Wohnung auf. Ist ein schöner Blickfang, gleich neben dem Sofa.
C: Ein bisschen geerbtes Mid-Century, ein bisschen Design-Klassiker, ein bisschen Ikea. Mein großer Linoleumtisch ist definitiv ein Lieblingsstück, da passen viele Gäste ran. Und ich liebe Blumensträuße, eher die krautigen mit vielen winzigen Blüten und Gräsern.

 

Du kannst nachts nicht schlafen und gehst an den Kühlschrank. Was nimmst du?
A: Aus dem Kühlschrank nichts, aber eine Banane aus der Obstschale. Ich liebe Bananen!
C: Ein Glas Wasser und eine Dattel. Oder wenn es ganz arg kommt, mache ich mir eine heiße Milch mit Honig, das hilft tatsächlich.

 

Ohne was kannst du nicht leben?
A: Definitiv Kaffee. Ich muss den nicht den ganzen Tag lang trinken, aber dass ich wie Claudia morgens den Kaffee durch einen Smoothie ersetze, geht gar nicht ;-). Vor dem Schlafengehen macht Kaffee mich übrigens müde, das ist ein Phänomen.
C: Kein Sonntag ohne Obstkuchen!

 

Was kannst du gar nicht?
A: Ich kann keine Kartoffeln schälen. Vor lauter Schale bleibt am Ende nichts übrig, ich bin da echt kein Gewinn.
C: Ballspiele aller Art.

Das Beste, dass du je gegessen hast, war…
A: Vielleicht die rote Grütze meiner Großmutter, die würde ich gern nochmal essen.
C: Rösti mit Spiegelei nach einer Bergwanderung, die deutlich länger dauerte als geplant, mit deutlich weniger Proviant dabei als notwendig. Das einfache Hüttenessen danach war großartig.

 

Wenn du über Nacht die Welt verändern könntest, womit würdest du anfangen?
A: Gute Ernährung noch populärer machen. Bei allem Hype um das Thema ist es ja doch recht offensichtlich, dass viele Menschen nicht wissen, wie man sich mit einfachen Mitteln gute Mahlzeiten selbst zubereiten kann.
C: Da ich mich gerade mit dem Thema beschäftigt habe: sauberes Trinkwasser für alle Menschen.

 

Mit welcher Persönlichkeit würdest du gern mal einen Kaffee trinken?
A: Mit Klaus Kinski.
C: Mit René Redzipi, einem der Mitbegründer der New Nordic Cuisine.

 

Wenn wir dich zuhause besuchen, was würdest du für uns kochen?
A: Wenn wir gemeinsam kochen, ist das tierproduktfrei. Es macht Spaß, sich auch für Gäste Gerichte zu überlegen, die nicht auf den ersten Blick vegan daherkommen, also ganz bestimmt ohne Tofu-Schnitzel & Co.
C: An einem heißen Sommertag: Gazpacho aus frischen Erbsen mit Lavendel und zum Nachtisch Himbeer-Sorbet im Walnuss-Cornet.

 

Wovor hast du Angst?
A: Ich bin kein besonders ängstlicher Mensch, und habe aber vor Dingen Angst, die wohl die meisten Menschen fürchten: Krieg, Not, Krankheit, solche Dinge.
C: Ich fürchte mich vor Spinnen und vor Gewitter im Freien. Und davor, dass uns niemals ein perfekter veganer Rührteig gelingen könnte ;-).

 

Was sollte niemand von dir wissen?
A: Dass ich von Schweizer Käse träume. Da tun sich wahre Abgründe auf.
C: Tiefkühl-Pizza, einmal im Jahr…

 

Welche Frage hätten wir dir stellen sollen?
A: Wie lebt und kocht es sich eigentlich als Veganer und als Vegetarierin miteinander?
C: Welches ist derzeit euer liebstes Rezept und euer liebstes Foto?

 

Das letzte Wort:
C: …überlasse ich Arne.
A: Das ist aber nett.

 

Kategorien: Leute | Autor: | Datum: 29. Juli 2015 | Tags: , , , , , Keine Kommentare

Das Salz der Seele

Das Salz der Seele

„Ich habe den Glauben an uns verloren.“ Der Satz stammt von dem brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Es ist das Zwischenfazit eines inzwischen 71 Jahre währenden Lebens, gezeichnet von der Suche nach den Ursprüngen der Liebe im Angesicht des Terrors und einer tiefen Enttäuschung in Bezug auf die menschliche Natur. Mit „uns“ meint er unsere Spezies, das Lebewesen Mensch als solches. Salgado hat wie kaum ein anderer das Leiden unserer Zivilisation dokumentiert und stilisiert. Seine Arbeit lebt von der Unmittelbarkeit, Salgado setzte sich selbst monatelang den Zuständen in Krisenregionen aus, um an seine Fotos zu kommen. Nachdem er 1994 den Genozid an den Tutsi in Ruanda und im Kongo fotografierte, brach er zusammen. Im Angesicht von Tod und Brutalität beschloss sein Körper, dass es genug war und wehrte sich. Zehn Jahre später machte sich Salgado erneut auf die Reise, in kleinen Propellerflugzeugen, zu Fuß, mit dem Schiff, im Faltkanu und im Fesselballon besuchte er Orte, an denen die Zivilisation noch nicht angekommen ist. Acht Jahre lang arbeitete er an seinem Projekt Genesis, fotografierte Vulkanlandschaften, Eismassen, Fluss-Canyons, nebelumhüllte Gebirgsketten, ursprüngliche Regenwälder und endlose Sanddünen, dokumentierte in opulenten Schwarz-Weiß-Aufnahmen die überwältigende Schönheit und die Artenvielfalt unberührter Natur und indigener Völker. 250 Bilder umfasst das Werk und die gigantische Ausstellung, die am Freitag Abend offiziell im C/O Berlin eröffnet und bis zum 16. August 2015 zu sehen sein wird. Am Samstag lädt das C/O außerdem in den Delphi Filmpalast zu einem ganz besonderen Event. In Anwesenheit Salgados gibt es ein Screening des beeindruckenden Dokumantarfilms „Das Salz der Erde“, in dem sich Wim Wenders und Salgados Sohn Juliano dem Schaffen des Brasilianers annähern. Im anschließenden Talk geht es im Dialog zwischen Salgado und dem Direktor des Potsdam Institute for Climate Impact Research Hans Joachim Schellnhuber um das Verhältnis von Mensch und Natur. Genesis stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Anfang oder Geburt. Es umschreibt die Erschaffung der Welt im biblischen Sinne. Vielleicht will uns Salgado an die Ursprünge zurückführen, von deren Perfektion und Reinheit wir uns so weit entfernt haben und gleichzeitig daran appellieren einen Teil des Planeten in seiner Ursprünglichkeit und faszinierenden Diversität zu bewahren. Vielleicht erschafft er sich mit seinen Aufnahmen harmonischer Flussläufe und friedlicher Wesen auch seine eigene perfekte Welt ohne Menschen – stilisiert, makellos schwarzweiß und wunderschön. Zumindest degradiert er den Menschen auf Statistenmaß, nicht mehr und nicht weniger wert, als alle anderen Bewohner des Planeten. Der Gedanke gefällt uns, Demut liegt darin aber auch der selbstverständliche Glaube an unseren Platz im göttlichen Gefüge. Salgado hat den Glauben nicht verloren. Im Gegenteil, aus seinem Werk spricht ein unermüdlicher Antrieb und eine Große Portion unverbesserlicher Liebe.
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Sebastião Salgado – Genesis | 18.04.-16.08. | C/O Berlin, Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin | Vernissage: 17.04., 19 Uhr | co-berlin.org/sebastiao-salgado | Lecture 18.04., 12 Uhr im Delphi Filmpalast | Facebook Eventlink  | Credit: Sebastião Salgado, Ecuador 2004

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Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 15. April 2015 | Tags: , , , , , Keine Kommentare

12.12. | C/O BERLIN TICKETS

12.12. | C/O BERLIN TICKETS

Na, hats schon klick gemacht? Seit kurzem hat Berlin sein haus für Fotografie wieder. Nachfast zweijähriger „Umzugsphase“ eröffnete C/O Berlin im Amerika-Haus am Bahnhof Zoo. Zum Start gibt es gleich vier Knaller-Ausstellungen. Unter anderem werden die großartigen Schwarzweiß-Aufnahmen von Will McBride gezeigt – eine Liebeserklärung an das Berlin der 50er Jahre. Wer noch nicht da war, hingehen, gucken, eintauchen, auslösen! Wir verlosen einmal freien Eintritt für zwei. Schreibt bitte recht freundlich eine Mail mit dem Betreff ‚AUGENBLICK MAL‘ an hurra@muxmaeuschenwild.de.

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C/O Berlin | Amerika Haus, Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin | Ausstellung: Täglich 11-20 Uhr | Tickets gültig bis zum 16.01. | co-berlin.org

Foto: Will McBride – Strandbad Wannsee, 1959

© Will McBride . Strandbad Wannsee, 1959
Kategorien: Adventskalender 2014 | Autor: | Datum: 12. Dezember 2014 | Tags: , , , Keine Kommentare

Kommen Sie näher

 

Kommen Sie näher

 

Mit seiner Serie Close Up gelang Martin Schoeller, was in Zeiten digitaler Bilderflut kaum mehr möglich erschien. Er definierte eine neue Ästhetik in der Porträtfotografie. Martin Schoeller geht ganz nah heran und das im doppelten Sinne. Radikaler als zuvor nähert er sich seinen Protagonisten bis auf wenige Brennweitenzentimeter, dringt ein in ihre Komfortzone, ihren Intimbereich. Bill Clinton, Jack Nicholson, Angelina Jolie, die Prominenz und gefühlte Unantastbarkeit der Porträtierten potenziert den Effekt der Grenzüberschreitung. Und überhaupt funktioniert das Ganze auch nur so gut, weil sich Schoellers Modelle tatsächlich auf diesen Prozess der Offenbarung einlassen. Beim Betrachten der Bilder ist man mitunter fast ein biscchen peinlich berührt, ob der schonungslosen Distanzlosigkeit, vor allem aber fasziniert und amüsiert. Denn oft schwingt ein Hauch Selbstironie mit, Humor und etwas Unprätentiöses. Fiktion und Realität, Inszenierung und beiläufige Zufälligkeit spielen mit der Neugier des Betrachters und der Rolle des Porträtierten. Halfpipe-Legende Tony Hawk skatet über den heimischen Küchentisch, Steve Carell nähert sich dem Thema Mimik auf klebrige Art und Weise und Kanye „ich bin Gott“ West spielt mit dem Klischee des selbstverliebten Lebemanns. Selfies deluxe sind das, Schoellis wenn man so will! Der Fotograf ist inzwischen zweifellos einer von den ganz Großen. Geboren in München, aufgewachsen in Frankfurt, gelernt und studiert in Berlin, assistierte Martin Schoeller der einzig wahren Annie Leibovitz, entwickelte seine ganz eigene visuelle Identität und ist vor allem in Amerika ein absoluter Stern am Fotografenhimmel. Ab Freitag zeigt die CWC GALLERY in der Ausstellung „Portraits“ eine einzigartige Werkzusammenstellung aus über 60 Fotografien und liefert damit ein faszinierendes Update zum Thema zeitgenössiche Porträtfotografie. Ein absolutes Muss. Hingehen und Leute gucken! Aber Vorsicht, sie gucken zurück.

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Martin Schoeller Portraits | CWC GALLERY, Auguststr. 11-13, 10117 Berlin | ab 21.11., Di.-Sa. 11-19 Uhr camerawork.de | Foto: Martin Schoeller, Steve Carell with Tape

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We Are On

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We Are On

Endlich. Berlin hat eine Kulturinstitution zurück. Fast zwei Jahre ist es her, dass sich die Schlangen der auf Einlass Wartenden um die Straßenecken am Oranienburger Tor wanden. Alle wollten noch einmal hinein in Berlins Tempel für Fotografie, der für rund zehn Jahre eine temporäre Heimat im Alten Postfuhramt in Mitte gefunden hatte. Im Jahr 2000 aus einer Initiative des Fotografen Stephan Erfurt, des Designers Marc Naroska und des Architekten Ingo Pott entstanden, entwicklte sich C/O Berlin zur ersten Adresse für Fotografie in der Hauptstadt und darüber hinaus. Annie Leibovitz, Pierre et Gilles, Bettina Rheims, Sebastiao Salgado, James Nachtwey, Anton Corbijn, Robert Mapplethorpe, Karl Lagerfeld und Peter Lindbergh, sie alle stellten hier aus. Mit dem Ende des Zwischennutzungsvertrages, endete eine Ära, einige vermeldeten gar den kutlurellen Niedergang des gesamten Stadtbezirks. Das „C/O“ steht übrigens für die postalische Abkürzung von „Care of“, als Sinnbild für umtriebige und örtlich ungebundene, internationale Adressaten. Morgen nun eröffnet C/O Berlin wieder seine Tore. Im Westen, im neuen alten kulturellen Zentrum der Stadt, im Amerika Haus direkt am Bahnhof Zoo. Wieder temporär, doch diesmal gilt der Mietvertrag für ganze 21 Jahre. Zur Eröffnung gibt es morgen Abend eine Opening-Sause und vier Ausstellungen zeitgleich. So geben zahlreiche Fotografen der legendären Agentur Magnum, die schon vor 14 Jahren bei der Gründung dabei waren, mit ihren Contact Sheets einzigartige Einblicke in ihre Arbeitsweise. Mit der Ausstellung ‚Ich war verliebt in diese Stadt’ werden zum Teil nie ausgestellte Fotografien Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg des Fotografen Will Mc-Bride gezeigt. Der war 1958 der erste, dessen Werke im Amerika Haus gezeigt wurden. Eine echte Weltpremiere gibt es bei Picture Yourself – eigens konstruierte Fotoautomaten, die im Stil der Magnum-Fotografen Elliott Erwitt, Martin Parr, Paolo Pellegrin, Philippe Halsman, Steve McCurry und Bruce Gilden die Besucher ablichten. Nach jeder Session könnt ihr euch ein original Magnum-Porträt direkt als Print mitnehmen oder als digitale Datei ins www verschicken. Mit der Serie Arbeit am Mythos von Luise Schröder setzt C/O Berlin seine Talents-Reihe fort. Los geht es morgen Abend ab 19 Uhr mit warmen Worten von Kulturstaatssekretärin Monika Grütters und dem noch Regierenden Klaus Wowereit. Mehr muss man nicht hinzufügen, um den Stellenwert des nicht staatlichen Ausstellungshauses für das kulturelle Leben der Stadt zu bewerten.

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C/O Berlin Grand Opening | Do. 30.10.14, 19 Uhr | Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin | co-berlin.org

 

Fuck Dance, let’s Art!

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Fuck Dance, let’s Art!

Die Berlin Art Week geht in die dritte Runde. Seit gestern und noch bis Sonntag stehen sämtliche Galerien in Berlin sowie Künstler, Performer und Kunstliebhaber aus aller Welt Kopf, um sechs Tage lang Kunst zu erleben, besprechen, genießen. Der diesjährige Fokus liegt auf den aktuellen Strömungen der zeitgenössischen Kunst – wie diese erlebt wird, erlebt werden kann und was es sonst noch darüber zu entdecken gibt. Viele große und kleine Galerien, Institutionen und Locations öffnen die Türen und geben mit einem vielfältigem Programm aus Ausstellungen, Diskussionen, Eröffnungen, Performances und vielem mehr der Kunst einen besonderen Rahmen. Neben dem Hauptprogramm, das gestern fulminant und Warteschlangen erprobt mit der herausfordernden Ausstellung ‚Schwindel der Wirklichkeit’ in der Akademie der Künste eröffnet wurde, gibt es im Fahrwasser der Art Week noch zahlreiche kleinere, etwas weniger bekannte Kunstprojekte und Austtellungen. Ein Highlight wird sicher die CONTURBANARIES Art Fair (bitte einmal fehlerfrei aufsagen!), die vom 18.-21. September das Stattbad Wedding in eine Kunstmesse mit Festivalcharakter verwandelt. In 16 verschiedenen Ausstellerkojen finden anerkannte internationale und nationale Urban Art-Künstler einen Platz zum Präsentieren, Diskutieren und Performen. Eine große Lounge mit Snacks und Drinks, eine großzügige Terrasse sowie ein Foyer mit Bar und Soulfood bieten das perfekte Setup. Die Party zum Festival steigt am Donnerstag, den 19. September ab 22:00 Uhr im MIKZ in der Revaler Str. 99. Auch super, die Ausstellung ECHO GIRLS von Antje Schubert. Die hat ihre farbenfrohen Fotografien von Entdeckungstouren durch Amerika bereits im Deutschen Guggenheim oder der Alten Münze ausgestellt. Im Rahmen der Berlin Art Week präsentiert sie ihre Werke in der Alten Teppichfabrik auf der Halbinsel Stralau. Zu guter Letzt lockt uns die Ausstellung POSITIONS BERLIN mal wieder ins neu belebte Kaufhaus Jandorf. 40 ausgewählte etablierte und aufstrebende Künstler greifen die Architektur des Gebäudes auf und präsentieren quasi den aktuellen Querschnitt der zeitgenössischen Kunstszene. In die Ausstellung kommt ihr mit den normalen Art Week Tickets. No extra charge also. Wir freuen uns auf gucken und anfassen. Kunsthauptstadt Berlin, ick liebe dir.

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BERLIN ART WEEK | 16.-21.09.14 | Tickets an allen VVK Stellen (2 Tage 20€/6 Tage 30€) | berlinartweek.de | CONTURBANARIES Art Fair | STATTBAD WEDDING, Gerichtstr. 65, 13347 Berlin | Tickets: 10€ /erm. 5€ | Opening Night 15€ | Infos und Öffnungszeiten | conturbanaries.com | ECHO GIRL | Sa.-So 20.-21.09.14 | Alte Teppichfabrik, Alt-Stralau 4, 10245 Berlin | echogirlart.de | POSITIONS | 20.-21.09.14 | Kaufhaus Jansdorf, Brunnenstr. 17-21, 10115 Berlin | positions.de

Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 17. September 2014 | Tags: , , , , , , , Keine Kommentare

25/14-04

Studio Olaf Heine sucht Foto Assistenz!

 

Mein rechter, rechter Platz ist frei…. das Studio Olaf Heine sucht zum 01. September 2014 einen neuen Assistenten. Mehr Infos unter studio@olafheine.com

Kategorien: Netzwerk | Autor: | Datum: 18. Juni 2014 | Tags: , Keine Kommentare

Endstation Sehnsucht.

Endstation Sehnsucht.

Das brasilianische Wort ‚Saudade‘ lässt sich am besten mit Sehnsucht übersetzen. Wobei es eigentlich ein Dutzend weiterer Worte bräuchte, um zumindest eine Idee davon zu bekommen, was es bedeutet. ‚Saudade‘ lässt sich kaum beschreiben. Man muss die süße Schwermut erleben und zwar dort wo sie seit der Bossa Nova quasi zum Kulturgut gereift ist, in Brasilien. Vier Jahre lang spürte der großartige Berliner Fotograf Olaf Heine der Seele des Landes nach, um für sein neues am Freitag erscheinendes Buch ‚Brazil‘ zu fotografieren. Er präsentiert uns sein Brasilien, in schwarzweiß, sinnlich, melancholisch, klischeefrei und wunderschön. Olaf Heine liebt dieses Land und das versteht man beim Betrachten jedes seiner Bilder. Sie spüren das Besondere im Alltäglichen auf, geben einen feinfühligen Einblick in die brasilianische Kultur, und spielen mit der Gegenüberstellung von spektakulärer Architektur und sinnlicher Körpersprache. Wie sagte der in Brasilien lebende und inzwischen leider verstorbene Architekt Oscar Niemeyer einst so passend: ‚Das ganze Unviersum ist aus Kurven gemacht.‘ Kurven in der Architektur, in menschlichen Körpern und übertragen auch im Lebensgefühl. Das Buch erscheint im TeNeues Verlag und kann ab sofort bestellt werden. Begleitend dazu zeigt die renommierte CWC GALLERY, die 2012 als Ableger der Galerie Camera Work in der Ehemaligen Jüdischen Mädchenschule Berlin gegründet wurde, eine Ausstellung mit über 40 Bildern aus dem Werk. Wer also endlich verstehen will, was es mit ‚Saudade‘ auf sich hat, ohne ein Ticket ins WM Gastgeberland zu buchen, dem sei der Kurztrip nach Berlin Mitte wärmstens empfohlen.

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Olaf Heine ‚Brazil‘ Foto-Ausstellung | 30.05. – 21.06., Di. – Sa. | CWC GALLERY, Auguststraße 11, 10117 Berlin | olafheine.com | camerawork.de

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Pictoplasma Gallery

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Alle meine Entchen

Wangen einsaugen, die Lippen zur Entenschnute formen und möglichst verführerisch in die Kamera linsen – fertig ist das Duckface-Selfie. Wer den Instagram-Queens von heute eingeredet hat, dass ihre Schokoladenseite so besonders gut zur Geltung kommt, wissen wir nicht. Aber spätestens seit der Begriff „Selfie“ vom Wörterbuchverlag „Oxford Dictionaries“ zum Wort des Jahres 2013 gekürt wurde, sind wir alle Enten. Das diesjährige Pictoplasma Festival in Berlin fordert deshalb: „Weniger Duckface, mehr Charakter“. Für die 10. Auflage des renommierten Kunstfestivals wurden Künstler, Illustratoren und Designer auf der ganzen Welt aufgerufen, ihre gezeichneten Charaktere als fiktives Selfie in Szene zu setzen. Mehr als 2500 #Characterselfies gingen bei der Festival-Jury ein. Die 100. besten sind ab dem 1. Mai in der Pictoplasma Portrait Gallery im ehenmaligen Kaufhaus Jandorf in Mitte zu bewundern. Na dann mal bitte recht freundlich, Wangen einsaugen, Lippen zur…

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The Pictoplasma Portrait Gallery | 1. bis 11. Mai, täglich von 12-20 Uhr | Kaufhaus Jandorf | Brunnenstraße 17-21, 10119 Berlin | Eintritt: 4€, ermäßigt 3€ | berlin.pictoplasma.com

Kategorien: Erlebnisse | Autor: | Datum: 30. April 2014 | Tags: , , , , , , Keine Kommentare

Zines of Zones x Urban Spree

Picture me gone.

Zines of Zones, eine nomadische Non-Profit Bibliothek für kleine, selbst publizierte Magazine rund ums Thema Fotografie, tourt gerade kreuz und quer durch Europa und macht ab heute Nachmittag für zwei Tage Station in der Urban Spree. In jeder Stadt werden die kreativsten, außergewöhnlichsten Zines gesammelt, eingepackt und dann mit auf Tour genommen um sie in den anderen Städten zu präsentieren. Ziel ist es, den kreativen Austausch anzukurbeln und ein europaweite Plattform für Publikationen abseits des Mainstreams zu etablieren. Der Eintritt ist frei. Na dann mal nix wie hin und Bilderbuch gucken.

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Zines of Zones x Urban Spree | 17.04 – 18.04,  16 -23 Uhr |

Urban Spree Galerie,  Revaler Straße 99 |

urbanspree.com

 

 

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