Bitte nehmen Sie jetzt eine unvorteilhafte Position ein und setzen sich bitte den vor ihn stehenden Stuhl auf den Kopf. Achten Sie dabei auf Folgendes… Halten Sie die Pose für exakt eine Minute. Der österreichische Künstler Erwin Wurm lotet die Grenzen zwischen Skulptur, Objekt und Performance aus. Erstmals sind seine Arbeiten gerade in einer monografischen Ausstellung in Berlin zu sehen. Im Mittelpunkt steht der menschliche Körper und Wurms partizipatorischer Ansatz, den Betrachter zu einem Teil seines Kunstwerkes werden zu lassen. Ausgangspunkt ist das Narrow House, ein detailgetreuer, begehbarer Nachbau von Wurms Elternhaus, gestaucht auf die Breite von 1,10 Meter. Die Enge der Provinz wird so sprichwörtlich für den Besucher physisch erfahrbar. Dazu gibt es zahlreiche Zeichnungen, nachgebildete verbeulte Kühlschränke, riesige deformierte Telefone und eingeknickte Sideboards. Absolutes Highlight der Schau jedoch sind die One Minute Sculptures. Mithilfe alltäglicher Objekte soll der Besucher ungewöhnliche Posen einnehmen. Siehe oben. Folgt er den Handlungsanweisungen des Künstlers, wird er für eine Minute selbst zur lebenden Skulptur und jeder, der den Raum nachfolgend betritt, wird Zeuge. Heißt auch, die Ausstellung wechselt ständig ihr Gesicht. Oder doch nicht? Verschlucken die Posen den Darsteller, werden wir also selbst assimiliert und so Teil des großen Ganzen? Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. August und wir empfehlen jeder und jedem von euch: Geht da hin. Macht da mit. Tut es wieder.
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Erwin Wurm – Bei Mutti | 15.04.–22.08.2016 | Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin | berlinischegalerie.de/erwin-wurm
Chanel, Hermès, Céline, Gucci… Luxusmode schauen wir uns gerne an, betrachten wir etwas sehnsüchtig in den Modemagazinen, aber in der Regel bleibt es eben beim Gucken oder Anfassen in den Geschäften. Der Hochgenuss für die Mutigen unter uns endet vielleicht noch in der Umkleide. Aber kaufen? Oft fehlt es einfach an den nötigen Talerchen. Es sei denn – tadaa! – sie wurden schon einmal getragen. Auch auf ein Designerstück hat die Besitzerin oder der Besitzer irgendwann keine Lust mehr. In der Regel wurde dazu aber mehr Sorge getragen als zu einem Billigteil. Daher haben die Jungs und Mädels von Vestiaire Collective eine (ach was, die führende Europas!) Angebot- und Nachfrage-Plattform geschaffen, auf der Designer- und Premiummode aus zweiter Hand zum Verkauf angeboten und gekauft werden kann. Alle Teile werden auf Authentizität und Zustand geprüft und erst dann vom Profiteam freigegeben, wenn auch ganz sicher ist, dass man sich nicht in weinseligen Nächten gefälschte Gucci-Labels in H&M-Blusen genäht hat. Kommendes Wochenende wird der Social Online Marktplatz in die analoge Welt übertragen. Vom 20. bis 22. Mai findet nämlich das erste Vestiaire Collective Drop-Off Event in den Galeries Lafayette in Berlin statt. Hier können alle, die den Fehlkauf von damals (die Diane von Fürstenberg-Robe mit dem viiiiiiel zu langen Schlitz oder die Prada-Sandalen, die eben doch eine Nummer größer hätten ausfallen müssen) bereuen, ihre aussortierte Luxusmode abgeben. Das Experten-Team von Vestiaire Collective prüft den Zustand der Teile und dankt im besten Fall mit einem Gutschein in Höhe von bis zu 500 € für die Galeries Lafayette. So macht der Mai vielleicht nicht ganz alles neu, hilft aber beim Garderobe-Recycling auf allerhöchstem Niveau.
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Vestiaire Collective Drop-Off-Event | Fr., 20.05. & Sa., 21.05.2016 von 10-20 Uhr, So., 22.05. von 13-18 Uhr | Galeries Lafayette, Friedrichstraße 76-78, 10117 Berlin | vestiairecollective.de